Eine Frage der Definition

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Auf dem Weg zum Gryffindorturm war Harry auffallend still. Allerdings schielte er immer wieder zu Severus hoch. Dem fiel das natürlich auf obwohl der Junge versuchte unauffällig zu sein.
Ohne lange zu überlegen führte der Lehrer den Vampir-Thestral-Mix zu einem Geheimgang. Der Hauptgrund war, es gab dort keine Gemälde die einen belauschen konnten. Severus mochte so etwas nämlich gar nicht. Er war ein sehr privater Mensch. Genau darum gab es in seinen Räumen auch keine magischen Bilder.
Als sie endlich ungestört waren, drehte der Mann sich zu Harry.
„Worüber machst du dir Sorgen?"
Der Gryffindor blickte erstaunt hoch.
„Du bist wirklich ein guter Beobachter. Es geht um das Gespräch, dass wir vorhin bei Lucius hatten."
„Um die Patenschaft?"
Harry schüttelte den Kopf.
„Nein, um das was du gesagt hast. Du meintest, du wolltest nichts überstürzen."
„Ja, und das war mein ernst. Ich will nicht ein zweiter Black sein." Bestätigte Severus.
Sein junger Partner blickte panisch zu ihm auf.
„Aber, das ist doch etwas ganz anderes. Von dir wünsche ich mir Nähe und eine Partnerschaft. Sirius wollte sie mir aufzwingen. Das hatte doch nichts mit dir zu tun. Wenn ein Mitschüler versuchen würde, mich ohne meine Einwilligung zu küssen, dann würde ich genauso reagieren."
Severus nickte. Er verstand worauf Harry hinauswollte.
„Verstehe, aber dennoch, ich möchte es so."
Auf die Worte hin ließ Harry den Kopf hängen. Das verstand Severus nun gar nicht. Er legte dem jungen Mann zwei Finger unters Kinn und zwang ihn sanft dazu zu ihm hochzusehen.
„Was ist los, Kleiner?"
„Bitte, lass mich nicht fallen", kam es flehend.
„Wie kommst du denn darauf? Warum sollte ich dich fallen lassen?"
„Lucius hat gemeint er würde es dir nie verzeihen wenn du dich nun wieder von mir zurückziehst. Aber ich will auf keinen Fall, dass du aus reiner Pflichterfüllung eine Beziehung mit mir eingehst."
Severus seufzte. Da hatte Harry wohl etwas komplett missverstanden. Der Lehrer zog den jungen Mann dicht an sich und schlang seine Arme um den schmalen Körper.
„Mach dir darüber keine Gedanken. Ich bin bei dir weil ich es so will und davon könnte mich auch dein Pate nicht abhalten. Was ich im Büro eigentlich sagen wollte war dass ich mir bei dir mehr Zeit lassen will. Das hängt teilweise mit Blacks Verhalten zusammen aber auch mit deinem Alter. Du bist noch nicht mal 16, du sollst selber Zeit haben dich an uns beide zu gewöhnen."
Die Worte erleichterten Harry ungemein. Dann sah er aber doch etwas verwirrt aus.
„Was hat das denn mit meinem Alter zu tun? Draco hatte doch auch schon mehr als nur eine sexuelle Erfahrung. Und das nicht immer mit den gleichen Partnern."
Severus schüttelte sich.
„Ich will gar nicht so genau wissen woher du diese Informationen hast. Und ich würde es schätzen nicht so viel über mein Patenkind zu wissen. Du solltest auch Lucius gegenüber nichts davon erwähnen. Du weißt ja was für eine Glucke er ist.
Was das Andere betrifft, mit jemandem in meinem Alter würde ich mir sicher nicht so viel Zeit lassen. Da geht meistens alles wesentlich schneller."
Harry lächelte.
„Bei Jugendlichen auch. Viel zu schnell wenn du mich fragst. Und nein, du willst nicht wissen woher ich diese Informationen habe. Auf manche davon hätte ich auch gut verzichten können. Nur eines, ich bin in unserem Jahrgang der Einzige der noch Jungfrau ist. Zumindest im Löwenturm. Von den anderen weiß ich es zum Glück nicht."
„Merlin, bitte, keine Details. Ich muss diese hormongesteuerten Bälger noch unterrichten." Jammerte Severus.
„Zu denen gehöre ich jetzt wohl auch. Oder wie denkst du soll ich mich auf meinen Trank konzentrieren wenn du die ganze Zeit vor mir stehst?" Schmunzelte Harry.
Der Lehrer sah verwirrt zu dem Strubbelkopf.
„Was meinst du damit?"
„Ach komm schon, du weißt ganz genau wie gut das du aussiehst. Laut Hermine wissen erwachsene Männer das immer. Oder warum lehnst du dich immer so betont lässig an deinen Tisch?"
Severus grinste seinen Kleinen wölfisch an.
„Vielleicht sollte ich überlegen Ms. Granger für ihre treffenden Worte einige Punkte zu geben."
„Und was bekomme ich?" Wollte Harry keck wissen.
Zur Antwort legte Severus seine Lippen auf die seines jungen Freundes. Nein, er würde nichts überstürzen. Aber das Küssen würde er sich nicht nehmen lassen. Vor allem wenn er von Harry mit so süßen Lauten dafür belohnt wurde.
„Komm, ich bring dich in deinen Turm, du brauchst Schlaf."
Harry nickte.

Am Portal angekommen wollte sie die fette Dame nicht reinlassen.
„PASSWORT?"
„Bei Draculas Zahn, das habe ich doch schon gesagt. Sternengucker. Wer immer sich den Blödsinn ausgedacht hat?" Den letzten Satz murmelte er Severus zu.
Die Dame in ihrem rosa Kostüm sah etwas schuldbewusst aus.
„Es tut mir wirklich leid, aber ich kann dich nicht reinlassen. Diese Frau, wegen der ich die Farbe meines eigenen Kleides nicht mehr ausstehen kann, hat das Passwort geändert."
Severus knurrte frustriert.
„Und ich nehme mal an, dass Sie es dem Jungen nicht verraten werden?"
„Sie kennen die Regeln Professor." Trotz der kleinen Rüge sah man dem Bild an, das es ihm selber peinlich war.
„Katzenpfötchen."
Das Portal schwang auf und die beiden Männer drehten sich um.
„Minerva?" Severus hatte seine Kollegin bereits gehört, aber er war noch zu sehr von seiner Wut auf Umbridge abgelenkt darum hatte er die Frau ignoriert.
„Guten Tag Severus. Wie ich sehe geleitest du meinen Schüler in seinen Turm. Warum durfte er nicht eher herkommen?"
„Lucius hatte noch etwas mit ihm zu besprechen. Umbridge hat das Passwort auf, ... darauf geändert?" Severus weigerte sich dieses Wort in den Mund zu nehmen. Etwas, dass Harry neben ihm kichern ließ.
Minerva bemerkte überrascht, dass Severus keine Anstalten machte, den Jungen für sein Verhalten zu schelten.
„Ja, hat sie. Mr. Potter, Sie sehen aus als gehörten Sie ins Bett. Gehen Sie doch am Besten gleich schlafen. Ich bin mir sicher, Ihre Freunde haben Ihnen viel zu erzählen."
„Wenn sie dazu in der Lage wären", giftete Severus.
Die Löwenmutter zuckte zurück.
„Das hätte ich fast wieder vergessen. Wie kann man nur so bösartig sein?"
Severus sagte nichts. Er blickte Harry an, der sichtlich mit sich haderte. Vermutlich hatte er auf eine Umarmung oder ähnliches gehofft und war nun enttäuscht, dass es wegen Minervas Anwesenheit nicht dazu kommen würde. Allerdings wollte Severus seinen Kleinen auch nicht einfach so wegschicken. Er legte seine Hand in Harrys Nacken und kraulte ihn sanft. Eine Geste die ihre Wirkung nicht verfehlte. Der junge Vampir-Thestral sah sehr glücklich aus.
„Wir sehen uns beim Abendessen versuche zu schlafen." Severus hatte diese Worte betont sanft klingen lassen.
Ein strahlendes lächeln folgte auf diese Geste.
„Ich werde sicher gut schlafen, bis später. Wiedersehen Professor McGonagall."
Damit verschwand der Junge im Turm und ließ eine verwirrte Hauslehrerin zurück.

Severus genoss den verdutzen Blick seiner Kollegin eine Zeit, dann erinnerte er sich an Lucius' Botschaft.
„Der neue Direktor will gleich eine Konferenz abhalten. Ich sollte dich auf dem Rückweg abholen."
Aus ihren Gedanken gerissen blickte die Frau zu ihm hoch und nickte.
Auf dem Weg zum Wasserspeier schielte Minerva zu ihrem Kollegen. Der fühlte sich irgendwie an Harry erinnert. Nur, dass er mit dieser Frau sicher nicht in eine unbeobachtete Ecke verschwinden würde. Allein bei der Vorstellung zog sich bei dem Lehrer alles zusammen. Selbst wenn er hetero wäre, diese Frau wäre definitiv nicht sein Typ.
„Was willst du wissen? Du bist genauso neugierig wie deine Schützlinge."
Minerva lächelte.
„Wir sind Katzen, da gehört das zu unserer Natur."
„Zu deiner auf jeden Fall."
Die Frau ging nicht weiter auf den Seitenhieb ein.
„Seit wann versteht ihr euch so gut? Ich meine, du und Mr. Potter?" Wollte sie dann wissen.
„Hast du nicht zugehört? Wir waren die letzten Wochen zusammen in meiner Wohnung eingesperrt. Da lässt es sich nicht vermeiden sich näher kennenzulernen."
„Aber es sah so aus, als würde Mr. Potter gar nicht von dir weg wollen. Und er hat sich richtig in deine Berührung reingelehnt."
Severus schmunzelte.
„Das ist dir also aufgefallen?"
„Natürlich, er ist mein Schüler, auf solche Dinge achte ich."

Sofort verdüsterte sich die Laune des Tränkemeisters wieder. Genau das hatte er nämlich auch immer gedacht. Aber dann hatten ihm Harry und Draco die Augen geöffnet. Und so fiel auch seine Antwort dementsprechend aus.
„Dir ist es nur aufgefallen weil Harry und ich uns bis jetzt immer gestritten haben. Und das sehr laut, jeder im Schloss bekam es mit."
„Natürlich, mich hätte es nicht mal überrascht wenn eure Feindschaft irgendwann mal im Tagespropheten gestanden hätte."
Severus nickte.
„Ja, aber das Schüler vor unseren Augen gefoltert wurden und sie genötigt wurden ihren Freunden aus dem Weg zu gehen, davon bekamen wir alle nichts mit. Wir konnten die Inquisitorin zwar nicht leiden, aber keiner hat sie genauer beobachtet. Es ging ja nicht um uns persönlich. Dafür musste erst so etwas passieren damit wir aufwachten."
Minerva sah ihren Kollegen erschrocken an. Nicht nur wegen der Worte, sondern wegen dem Ton. Der Mann klang sehr bitter. Sie versuchte Severus wieder etwas aufzuheitern.
„Mach dir nicht zu viele Sorgen, jetzt wo die Frau weg ist wird es auch wieder besser. Dann müssen wir uns um solche Dinge keine Gedanken mehr machen."
„Stimmt, wir machen uns nie Gedanken."
„Severus, was ist los mit dir? Worauf willst du hinaus?"
„Warte auf die Besprechung mit Lucius, dann wird es dir klar."

Bei den Worten zuckte die Frau wieder zusammen.
„Ich weiß nicht was sich die Gründer dabei gedacht hatten? Warum ernennen sie einen Todesser zum neuen Direktor? Wollen sie diese Schule untergehen sehen? Das wird Albus gar nicht gefallen."
Severus Laune war immer weiter in den Keller gerutscht. Minerva McGonagall galt als strenge aber auch gerechte Hexe. Wenn schon so eine Frau solche Vorurteile gegen Lucius hatte, wie sollte der Mann denn dann etwas verbessern?
„Glaub mir, Lucius könnte nicht weiter davon entfernt sein mit der dunklen Seite zu sympathisieren wenn er ein Muggel wäre."
„Aber, er ist ein Todesser, er trägt das Mal", widersprach die Frau.
Zornig riss Severus seinen linken Ärmel hoch.
„Ich war auch mal Mitglied und trage das Mal. Aber im Gegensatz zu Lucius war es bei mir meine eigene dämliche Entscheidung."
„Was willst du damit andeuten?"
„Das fragst du deinen neuen Arbeitgeber am besten selber. Nur so viel, die Gründer haben sehr klug gehandelt. Auch wenn Lucius die vier im Moment eher verflucht als sonst was." Mit den Worten nannte er dem Wasserspeier das Passwort, das Lucius zum Glück bereits geändert hatte und betrat die Wendeltreppe. Er war sich der stechenden Blicke seiner Kollegin durchaus bewusst, aber er ignorierte sie. Die Frau würde noch früh genug die Wahrheit über Lucius Malfoy erfahren.


Heute mal nicht so lang, ich habe nämlich Schmerzen in den Handgelenken. Die sollte ich wohl mal schonen. Kommt vom vielen Schreiben.
Der Titel bezieht sich auf beide Gespräche. Harry hatte die Worte von Severus falsch definiert und Minerva ihr Verhalten den Schülern generell.

Sirius wenn sein Blick auf Harry fällt.

Im Sinne der GründerWhere stories live. Discover now