Gefährliches Fahrwasser

2.4K 105 0
                                    

„Du wolltest mich sprechen?“
Lucius nickte seinem besten Freund zu und bat ihn sich zu setzen.
Severus gab es nur ungern zu aber er war ein wenig überrascht von der Örtlichkeit in der sie sich trafen. Es handelte sich nämlich nicht um das Büro des Schulleiters sondern um seine Wohnung. Anscheinend war Lucius’ Anliegen privater Natur. Also ging es höchstwahrscheinlich um Harry. Nie ein gutes Thema wenn man es mit einem Vater wie dem Blonden zu tun hatte.
„Hat es dir gefallen?“, knurrte der Schulleiter ihm entgegen.
„Bitte?“, jetzt kam der Kerkermeister überhaupt nicht mehr mit, seit wann sprach Lucius in Rätseln?
„Stell dich nicht dumm, dir ist doch wohl klar das es hier nicht um ein schulisches Thema geht sondern um meinen Sohn.“
„So viel konnte ich mir auch zusammenreimen, dennoch verstehe ich deine Frage nicht. Was soll mir gefallen haben? Wenn du von meinem Geburtstag redest dann ja. Vor allem Harrys Geschenk war wundervoll.“
„Darauf wette ich“, schnaubte Lucius.
„Was hast du gegen die Uhr? Luc, mir ist selber klar dass dieses Schmuckstück nicht billig gewesen sein kann, so viel verstehe sogar ich. Aber was willst du machen? Harry hat bestimmt sein eigenes Gold verwendet um sie zu bezahlen und er wäre wohl sehr enttäuscht wenn ich sie ihm zurückgeben würde.“
Lucius blickte sein Gegenüber weiterhin finster an.
„Ich rede nicht von der verdammten Uhr. Natürlich sollst du sie nicht zurückgeben, und natürlich war sie teuer, schließlich hat ihm Narzissa den Juwelier organisiert. Du solltest mal die Rechnung sehen die ich von sämtlichen Händlern bekommen habe.“
„Um was geht es dann?“, seufzte Severus.
„Es geht um das zweite Geschenk das dir mein Sohn ganz offensichtlich gemacht hat. Ich rede davon das er dein Blut getrunken und dir damit einen Orgasmus beschert hat!“, brauste der Mann auf.

Nun endlich verstand Severus die schlechte Laune seines besten Freundes. Schon die ganzen letzten Tage war Lucius alles andere als gut auf ihn zu sprechen gewesen. Da kam wohl wieder der besorgte Vater in ihm durch. Aber gut, damit konnte Severus umgehen und er konnte den Blonden sogar verstehen. Ihm selbst würde es wohl nicht anders gehen. Dennoch konnte Severus nicht verhindern sich ein wenig klein und ausgeliefert zu fühlen.
‚Sollte ich Harry je einen Antrag machen, werde ich vorher wohl bei Lucius vorsprechen müssen. Der killt mich sonst.’

Lucius starrte noch immer auf seinen Gesprächspartner als wäre der eine Laus.
„Also?“, zischte er.
Severus nickte.
„Ich weiß zwar nicht wie du uns durchschaut hast, denn Harry hat bestimmt nicht mit dir darüber geredet, aber es stimmt, er hat mich gebissen. Wie es mir gefallen hat werde ich dir allerdings nicht verraten, das geht weder dich noch sonst jemanden etwas an.“
„Davon will ich auch bestimmt nichts erfahren. Ich will wissen warum du nicht nein gesagt hast.“
„Verrate mir zuerst woher du weißt dass er mich gebissen hat“, verlangte Severus.
„Das war wohl nicht besonders schwer. Menschliches Blut hat auf Vampire die Wirkung einer Schönheitsbehandlung. Harrys Haut strahlt seit seinem letzten Besuch bei dir mehr, seine Augen haben einen noch intensiveren Farbton und seine Haare schimmern ebenfalls. Er ist wunderschön. Und ich bin nicht der einzige dem das aufgefallen ist. Außerdem konnte ich einen Blick auf deinen Hals werfen. Man sieht noch die Bissspuren.“
Reflexartig griff sich Severus an den Hals.
„Merlin, dabei sind die Verletzungen nun wirklich minimal. Wie konntest du die erkennen?“
„Harry ist mein Sohn“, war die einzige Erklärung die Lucius gab.

Severus nickte, so gesehen ergab das sogar Sinn.
„Um auf deine Frage zurückzukommen. Ich habe nicht nein gesagt weil ich es nicht wollte. Und bevor du jetzt gleich ausflippst, lass mich erklären. Du hast mir gesagt ich dürfte mit Harry keinen Geschlechtsverkehr haben bis er siebzehn ist. Eine Bedingung die ich sehr gut verstehen kann und auch ohne deine Worte eingehalten hätte. Nicht weil ich Harry für zu jung halte sondern weil ich nicht so schnell vorgehen möchte. Na gut, und er ist noch sehr jung. Außerdem hat er absolut keine Erfahrung, ganz im Gegensatz zu deinem anderen Kind. Ich wollte es deswegen von vornherein langsam angehen.“
„Wenn das so ist, warum hast du dich dann beißen lassen?“
„Verdammt, Luc, lass mich ausreden. Harry wollte mich schon eine ganze Weile beißen, ein ganz normales Verhalten für einen Vampir in einer Beziehung. Jedes andere Paar hätte diesen Schritt schon viel früher gemacht, aber wir waren noch nicht so weit.“
„Und jetzt seid ihr es?“, wollte der Schulleiter skeptisch wissen.
„Sonst hätte ich nicht zugestimmt.“
„Bist du sicher dass du nicht nur deine eigenen Gefühle und Gelüste befriedigen wolltest? Für mich klingt es nämlich ganz danach.“
Langsam wurde nun auch Severus sauer. Er konnte die Vatergefühle seines besten Freundes zwar verstehen aber jetzt ging er echt zu weit. Nicht mit seiner Fürsorge sondern mit seinen Unterstellungen. Das würde er nicht auf sich sitzen lassen.
„Lucius, du bist mein bester Freund, ich respektiere und bewundere dich, aber wenn du so weiter machst dann kann ich für nichts mehr garantieren.“
„Severus du hattest noch nie eine Chance gegen mich, nicht in einem Duell.“
„Dann verprügle ich dich eben auf die altmodische Art.“
„Soll das eine Herausforderung sein?“, zischte Lucius und richtete sich schon in seinem Sessel auf.
„Wenn du mich weiter mit Sirius Black in einen Topf wirst dann ja“, kam es nicht weniger aggressiv von Severus zurück.

Als hätte Severus ihn wirklich geschlagen fiel Lucius in seinen Sessel zurück. Erst jetzt sah er sich seinen besten Freund genauer an.
Severus war wütend, wirklich wütend. Die helle Haut zeigte deutliche rote Flecken und seine Stirnfalte war nicht nur steiler als sonst, sie schien auch noch zusätzliche Falten zu werfen. Die Hände des Mannes waren zu Fäusten geballt und Lucius war sich sicher das sich die Nägel bereits in die Haut bohrten. Es fehlte wohl nicht mehr fiel und Severus würde seine Drohung wahr machen und ihn anfallen. Verständlich, wenn Lucius jetzt so darüber nachtdachte, er hatte da einige Dinge gesagt die wirklich nicht in Ordnung waren.

„Das wollte ich nicht. Es tut mir leid, bitte nimm meine Entschuldigung an. Auf keinen Fall wollte ich andeuten dass du dich meinem Sohn auf diese Weise aufdrängst. Du und Sirius Black könnten nicht weiter voneinander entfernt sein.“
Ganz langsam entspannte Severus seine Hände wieder, auch die Stirnfalte legte sich. Nur ließ sich Lucius nicht täuschen, sein bester Freund war alles andere als besänftigt.
„Ich nehme deine Entschuldigung an, allerdings nur dieses eine Mal. Du solltest mich besser kennen als das du mir solche Vorwürfe machst. Wenn das noch einmal vorkommt dann werde ich nicht mehr so leicht zu beruhigen sein. Ich mag eine Menge Fehler haben, aber nie würde ich, ..... Verdammt, ich kann es nicht mal aussprechen. Lucius, wie konntest du so etwas Abscheuliches auch nur andeuten?“, verlangte Severus zu wissen.
Mittlerweile hatte Lucius ein sehr schlechtes Gewissen. Severus hatte recht er sollte ihn besser kennen. Nie würde der Mann sich einem anderen Menschen aufdrängen, eher würde er sich zurückziehen.“
„Ich kann mich nur noch einmal in aller Form entschuldigen und dir versprechen dass so etwas nie wieder vorkommen wird. Ich schäme mich für meine Worte. Ich wollte mein Kind beschützen und bin zu weit gegangen.“
Endlich ließ auch der Rest von Severus’ Anspannung nach, er konnte den Wahrheitsgehalt in Lucius’ Worten deutlich erkennen.
„Niemand hat etwas dagegen das du deine Kinder in Sicherheit wissen willst. Und auch gegen deine gelegentlichen Sticheleien habe ich nichts, solange sie nicht zu weit gehen. Du darfst mir gerne immer wieder in Erinnerung rufen dass du mir die Ohren ausreißen wirst wenn ich Harry verletze, aber mehr auch nicht. Lass dir das bitte eine Lehre sein.“
Lucius nickte, diese Worte waren ihm eine deutliche Warnung.

Um dieses Gespräch zu verdauen schenkte der Schulleiter ihnen beiden einen Whiskey ein, den brauchten sie jetzt.
„Danke, wir haben schon lange nicht mehr zusammen getrunken“, stellte Severus fest als er das Glas entgegen nahm.
„Das klingt als wären wir früher zusammen auf Sauftour gegangen“, schmunzelte Lucius.
„Du weißt was ich meine. Es ist lange her das wir mal einen ruhigen entspannten Abend zusammen verbringen konnten.“
„Weil ständig etwas passiert. Und nur fürs Protokoll solltest du Harry verletzen werde ich dir bestimmt nicht die Ohren sehr wohl aber etwas anderes ausreißen. Und das mit bloßen Händen.“
„Ist angekommen.“
„Gut, und nun sag mir, wird Harry in Zukunft immer von dir trinken?“
„Nein, dafür ist er viel zu jung, er muss immer noch dreimal in der Woche Blut zu sich nehmen. Es wäre zu viel wenn er immer bei mir trinken würde.“
„Warum? Fühlst du dich überfordert, alter Mann?“
„Pass auf was du sagst, Blondschopf. Von wegen überfordert, Frechheit. Wenn er allerdings so oft von mir trinkt müsste ich blutbildende Tränke zu mir nehmen und in dieser Menge wären sie ungesund. Mal abgesehen davon das sie irgendwann auch nicht mehr wirken würden.“
„Verstehe. Auch wenn es auf seine Schönheit einen gewaltigen Einfluss hätte.“
„Harry ist schön genug“, knurrte Severus.
„Eifersüchtig?“, stichelte Lucius.
„Einige Gören starren ihn ein bisschen zu sehr an.“
„Aber niemand aus deinem Haus.“
„Natürlich nicht, die wissen mittlerweile wer mein Partner ist.“
„Harry fallen die Blicke die er auf sich lenkt nicht mal auf, dafür aber die welche du auf dich ziehst. Das hat mir zumindest Draco erzählt.“
„Und außerdem kann man es beim Essen in der großen Halle immer wieder beobachten. Manchmal geizt er nicht mit bösen Blicken“, schmunzelte Severus.
„Mhm.“
„Sollen wir das Thema wechseln? Ich kann mir nicht vorstellen das du gerne über das Liebesleben deiner Kinder sprichst.“
„Wäre mir durchaus recht. Meine Kinder sind aktiver als ich es je war. Was sagt das denn über mich aus?“
„Das du in einer anderen Zeit geboren worden bist. Was ein paar Jahrzehnte doch ausmachen. Auch ich war in Dracos Alter noch nicht so weit. Mein erstes Mal hatte ich erst als ich aus der Schule draußen war.“
„Na dann, auf uns und unsere vornehme Zurückhaltung.“
Darauf stieß Severus an.

Die Parallelen zwischen Sirius und Severus sind da, ihre Liebe zu Harry und der Wunsch mit ihm zusammen zu sein. Aber auf keinen Fall darf man beide mit den gleichen Augen sehen. Lucius hätte es fast getan und hätte damit wohl einen Freund verloren.

LG
Eure Shiorinekoi

Im Sinne der GründerWhere stories live. Discover now