Gleichberechtigung

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Severus war gerade auf dem Weg zu seinen Schlangen. Am diesem Wochenende würden die freien Plätze im Quidditchteam vergeben werden und da wollte der Hauslehrer vorher noch einmal nach dem rechten sehen. Mal abgesehen davon, dass die Lehrer von Lucius ohnehin die Vorgabe hatten jeden Abend nach ihren Schülern zu schauen.
Später würde er sich dann noch mit Harry treffen. Darauf freute sich der Lehrer schon besonders, denn in den letzten Tagen hatten sie wenig Zeit füreinander gehabt. Wenn man mal von der Untersuchung bei Poppy absah. Immer kam etwas dazwischen. Zeit, sich wieder etwas näher zu kommen.
Gut gelaunt betrat Severus den Gemeinschaftsraum, dachte aber sofort er wäre falsch abgebogen.

„Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage. Schlag dir das sofort wieder aus deinem hübschen Kopf."
„Verdammt, Flint, wenn du in diesem Gespräch noch einmal mein Aussehen erwähnst, dann schlage ich dir deine vorstehenden Zähne ein. Viellicht werden sie dann endlich mal gerade."

Normalerweise wäre Severus bereits jetzt eingeschritten, aber heute hielt er sich zurück. Er wollte wissen, was Roberta Livewood so wütend auf ihren Partner machte, dass sie sogar auf seine Zähne zu sprechen kam.

„Hey, jetzt beruhige dich mal. Dein Freund versucht dich doch nur zu beschützen", warf ein weiterer Schüler ein.
„Ach, und wovor, du hohle Nuss? Das ist wirklich lächerlich, als hätte ich gesagt ich will in den Krieg ziehen", schoss das Mädchen zurück.
„Roberta, hast du eigentlich eine Ahnung, was da alles passieren kann?", wollte Marcus wissen.
„Ja, ich könnte dich alt aussehen lassen", giftete Roberta.
„Nein, du könntest verletzt werden!"
„Ich bin schon ein großes Mädchen, ich kann gut auf mich selber aufpassen, du musst mich nicht behandeln wie eine Grenzdebile. Und wenn ich spielen will, dann spiele ich. Da lasse ich mich auch nicht von einem Marcus Flint abhalten", keifte die junge Frau zurück.
„Und wir auch nicht", meinte Daphne Greengrass, die sich mit einigen anderen Schülerinnen zu Roberta gesellt hatte.
„Ihr könnt euch auf den Kopf stellen, ich werde nicht dulden, dass auch nur eine von euch bei den Auswahlspielen mitmacht. Keine von euch kommt dem Spielfeld auch nur zu nahe, außer ihr sitzt auf den Tribünen. Ich bin der Kapitän und in meinem Team wird es keine Mädchen geben. Das gab es in unserem Haus noch nie."
„Das stimmt doch gar nicht, früher spielten immer Mädchen mit und das sogar sehr erfolgreich weil wir leichter als ihr Jungs sind. Eigentlich ein Wunder, bei euch Hohlschädeln. Meine Großmutter war übrigens eine hervorragende Treiberin", knurrte eines der spielwilligen Mädchen.
„Das ist mir alles egal, ich werde es auf jeden Fall nicht dulden. Keiner von uns will, dass euch Mädchen etwas passiert. Ihr gehört nicht auf einen Besen, und schon gar nicht in so ein brutales Spiel. Egal wie sehr ihr mich beleidigt, ich werde meine Meinung nicht ändern."
„Ach, und wo gehören wir dann hin?", zischte Roberta ihren Freund herausfordernd an.
„Wehe ihr sagt jetzt etwas davon, dass Mädchen nur dafür gut sind um euer Erbgut auszutragen. Denn dann explodiere ich", knirschte Pansy.
Die wollte zwar nicht spielen, aber hier ging es ums Prinzip was auch jeder im Raum wusste. Selbst die Schüler aus der ersten Klasse spürten das.
Marcus wollte gerade den Mund aufmachen um zu einer Erklärung anzusetzen, kam aber nicht mal zum Luft holen.

„Mr. Flint, tun Sie sich selber einen Gefallen und achten Sie auf Ihre Antwort, sagen Sie nichts, woraus man Ihnen einen Strick drehen könnte. Sonst kann es nämlich leicht passieren, dass Ihre bessere Hälfte sie die nächsten Jahre auf dem Sofa schlafen lässt. Wenn Sie denn so viel Glück haben und mit Ms. Livewood zusammen wohnen dürfen. Im Moment sieht die junge Dame eher so aus als würde sie mit dem Gedanken spielen Sie als Heizmaterial zu verwenden."

Die Schüler drehten sich alle zum Eingang ihres Gemeinschaftsraumes. Dort stand ihr Hauslehrer, Severus Snape. Und Merlin, war der cool. Er stand, oder besser lehnte, seitlich an der Mauer, seine Arme hatte er lässig vor der Brust verschränkt und die Beine an den Knöcheln überkreuzt. Bei so einigen Schülern gingen bei dem Bild die Hormone durch.
„Professor, wann sind Sie denn hier reingekommen?", wollte Flint erstaunt wissen.
„Schon vor einiger Zeit und ich konnte den Streit sehr genau mitverfolgen."
„Dann sind Sie doch sicher meiner Meinung. Die Mädchen gehören doch wirklich nicht aufs Spielfeld. Die anderen Häuser handeln unverantwortlich wenn sie das ihren Mädchen erlauben. Aber ich bin nicht so dumm."
„Sie sind sogar noch dümmer. Die Jungs der anderen Häuser wissen einfach, dass die holde Weiblichkeit sie in das nächste Jahrhundert hexen würde wenn sie ihnen das Spielen verbieten", wandte Severus ein.
„Aber Professor, wenn Sie an meiner Stelle wären, dann würden Sie Ihre Freundin doch auch nicht spielen lassen", versuchte es der Kapitän der Mannschaft.
„Falsches Geschlecht", warf Draco feixend ein.
„Danke für das Outing, mein lieber Patensohn", meinte Severus locker und entfaltete sich um dann ganz in den Raum zu schreiten.
Die Schüler blickten kurz verwirrt, hatten sich aber bald wieder gefangen. Ob hetero oder schwul, das machte keinen Unterschied, jeder war gleichberechtig. Nur sah man einigen Mädchen die Enttäuschung deutlich an.
„Dann eben Ihr Freund, dem würden Sie das doch auch nur ungern erlauben. Obwohl es sicher schwerer ist einem Mann das Spielen zu verbieten."
Marcus hatte den Satz kaum beendet, da hatte ihm seine Freundin schon eine geklebt.
„Mistkerl", knurrte die.
Severus seufzte.
„Und ich kann nicht mal Punkte abziehen, weil Sie sich die Ohrfeige echt verdient haben."
„Ach was, du weißt nur, dass es dir gleich gehen würde, wenn du deinem Gefährten das Fliegen verbieten würdest", meinte Draco.
Severus schmunzelte.
„Wenn ich das wagen sollte, würde ich am nächsten Tag nicht mehr aufwachen."

Im Sinne der GründerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt