Ein Volk hat genug

2.5K 109 20
                                    

Wütend zerknüllte Lucius den Brief den ihm sein Sohn überreicht hatte.
„Dabei habe ich gedacht sie hätten etwas aus der ganzen Sache gelernt“, knurrte der Blonde.
„Haben sie ja auch, dieses Mal wollen sie Sirius eine richtige Verhandlung zugestehen. Leider mit mir im Zeugenstand.“
Harry saß auf dem Bett und schlang seine Arme um die angewinkelten Beine, sein Fuchs und Moony waren dicht bei ihm. So auch sein Vater und Severus, letzterer so gut wie es ihm in seinem momentanen Zustand möglich war.
„Lucius, du wirst Harry doch hoffentlich nicht zumuten seinem Peiniger noch einmal sehen zu müssen?“
„Severus, was denkst du warum ich den Brief gerade zerknüllt habe und ihn vermutlich Moony und Natsu zum Zerfetzen überlasse? Natürlich wird Harry nicht aussagen müssen, Poppys Krankenbericht und Blacks Aussage, unter Veritaserum, sowie die Erklärung des Rituals werden es überflüssig machen Harry dieser Tortur auszusetzen. Als würde ich so etwas je zulassen, die haben wohl vergessen mit wem sie es zu tun haben. Wenn ich den Idioten in die Finger bekomme der das hier für eine gute Idee hielt. Harry, du musst dich nicht fürchten, niemand darf dich zwingen dir diese Verhandlung anzutun. Und auch bei allen anderen Verhandlungen musst du nicht dabei sein. Du bist der Leidtragende und nicht das Anschauungsobjekt der Nation.“
„Aber was willst du machen wenn sie auf eine Aussage, oder zumindest auf Erinnerungen, bestehen. Du weißt das solche Zauber in den nächsten Wochen bei mir nicht anschlagen werden.“
„Womit du mir gerade ein weiteres Argument gegen diese Farce geliefert hast. Und wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich muss ins Ministerium und einige Karrieren beenden. Beginnen werde ich mit dem Trottel der dir diesen albernen Brief hat zukommen lassen. Severus, pass gut auf meinen Sohn auf.“
„Als bräuchte ich dafür auch noch eine Aufforderung“, knurrte der Lehrer ungnädig.
„Dad.“
Sofort drehte sich Lucius noch mal zu seinem Jungen um.
„Ja?“
„Würdest du bitte nach Draco sehen? Ich möchte wissen wie es ihm geht.“
Der Schulleiter beugte sich runter und gab Harry einen Kuss auf den Kopf.
„Du bist ein toller Bruder, ich werde sofort mal nachsehen. Vielleicht kommen er und Luna ja später zu euch. Das heißt wenn unsere Krankenschwester sie durch lässt.“
Harry lächelte und kuschelte sich dann an Severus. Irgendwie war er noch nicht wirklich bereit sich der Welt da draußen zu stellen. Seiner Meinung nach konnte die gern einmal warten.

Mit schlechter Laune und einem noch schlechteren Gewissen trat Lucius aus dem Kamin, der ihn direkt in sein Büro im Ministerium brachte.
Natürlich war er Harrys Bitte nachgekommen und hatte nach Draco gesehen. Was ihn allerdings in der gemeinsamen Wohnung erwartet hatte war alles andere als erfreulich gewesen. Sein Sohn hatte die Erlebnisse rund um seinen kleinen Bruder noch viel schlechter weggesteckt als die Aktion von Umbridge damals. Zwar versuchten Luna und Narzissa dem jungen Mann beizustehen aber leider war der Erfolg nur mäßig. Nun lag auch Draco in der Krankenstation um sich zu erholen und Lucius hätte sich am liebsten in den Hintern getreten.

„Jetzt hör schon auf damit dich selbst zu zerfleischen. Du lagst doch selbst flach da war es dir nun mal nicht möglich für alle da zu sein.“
„Xenophilius, er ist mein Sohn“, konterte Lucius bitter.
Der Zeitungsinhaber, der wohl schon sehr bald ein neues Amt bekleiden würde, schüttelte seufzend den Kopf. Auch wenn er den Blonden verstehen konnte so brachten diesen die Selbstvorwürfe nirgendwohin. Genau aus diesem Grund war Xeno auch mit ihm durch den Kamin gekommen, er wollte Lucius im Moment nur ungern aus den Augen lassen.
„Meine Tochter und deine Ex haben sich sehr gut um ihn gekümmert, du hättest auch nicht mehr machen können. Draco hat gesehen wie sein Pate vor seinen Augen beinahe gestorben ist und das nicht durch eine Krankheit sondern wegen einem feigen Mordanschlag. Er musste tatenlos zusehen wie sein kleiner Bruder entführt wurde und dann musste er, ebenso wie wir alle, abwarten bevor er das Anwesen dieses Wahnsinnigen stürmen konnte. Und was sah er dort? Einen nackten Harry der vor einem liebestollen Black flüchtete. Es ist doch nur natürlich das er das noch nicht mal ansatzweise verarbeitet hat. Du musst dir auch in Erinnerung rufen dass der Junge bisher immer ein sehr behütetes Leben geführt hat. Bis auf diesen Wohnungsarrest den er durch Umbridge erdulden musste hat er noch nie etwas wirklich Schlimmes erlebt.“
„Doch, den Überfall in Hogsmeade“, erinnerte ihn Lucius.
„Wo sofort eine Menge Lehrer und Ordensmitglieder zur Stelle waren. Aber das war etwas anderes, dabei ging es um den Krieg, bei Black ging es um die Familie.“
„Und warum kommen Mr. Weasley, seine Schwester und Ms. Granger so gut damit klar?“
Wieder seufzte Xenophilius, unter normalen Umständen hätte Lucius sich die Antwort bereits selbst gegeben aber auch er hatte einiges einstecken müssen. Und wenn es um die eigenen Kinder ging dann arbeitete das Gehirn ohnehin nicht so wie es sollte, egal wie klug man sonst war.
„Weil sie schon wesentlich mehr miterlebt haben. Sie waren von Anfang an bei Harry und haben ihm immer geholfen. So auch gegen Voldemort, und ja ich traue mich den Namen zu sagen. Und was Ginny betrifft, vergiss nicht, Riddle war in ihrem Kopf.“
„Ebenso wie er in dem von Draco war, es stimmt also nicht das mein Sohn nie etwas Schlimmes erlebt hat.“
„So? Sag, hat die Schlangenfratze von Draco verlangt ein Monster frei zu lassen das Jagd auf Menschen macht? Schrieb er Botschaften auf Wände die von Tod und Verderben sprachen? Musste er einen Hahn töten? Und das alles mit elf Jahren?“
„Schon gut, ich habe verstanden. Merlin, ich muss aufhören so langsam zu denken, meine Söhne brauchen mich, ich darf sie nicht im Stich lassen.“

Im Sinne der GründerWhere stories live. Discover now