Ein Recht auf Leben

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„Sag mal, Hermine, hast du dich vorhin nicht geirrt?", unterbrach Ron die Stille als die Gruppe auf dem Weg zur großen Halle war.
Die junge Frau blickte ihren Freund fragend an.
„Was meinst du?"
„Na, du hast doch gesagt, dass dir ein Jahr gestohlen wurde. Aber ist es nicht eher so, dass du eines dazu bekommen hast?", erklärte der Rotschopf.
Von Hermine kam erst mal nur lautes fluchen und dann briet sie Ron eine über.
„Au!", jammerte der auch gleich los.
„Vorsicht Mr. Weasley, Sie bewegen sich gerade auf sehr dünnem Eis", warnte Lucius den jungen Mann.
„Warum?"
„Weil du angedeutet hast, Mine sei alt", erklärte Harry.
„Was, aber nein, das stimmt doch gar nicht. Ich meinte die Frage eher philosophisch."
Nun blickte selbst Severus skeptisch zu Ron.
„Ich hätte mir nie träumen lassen, dass Sie irgendwann mal philosophieren."
Ron zuckte die Schultern.
„Warum denn nicht? Es ist eine interessante Frage. Wenn man mal davon absieht, dass wieder mal sämtliche Erwachsene, die damals zuständig waren, versagt haben."
„Gerade noch rausgeredet", lachte Hermine und deutete auf die beiden Lehrer.
„Ich weiß. Also, dann fange ich noch mal an, ich will hier keine Missverständnisse. Wurde dir jetzt wirklich ein Jahr gestohlen, weil du es nicht erleben konntest? Zumindest nicht bewusst. Oder hat man dir eines dazu gegeben, weil du nun bald achtzehn wirst?"
„Hm, gute Frage. Darüber muss ich nachdenken", warf Hermine ein.
Auch Harry fing an zu grübeln.
„Macht das bitte während dem Essen. Ich werde auch noch eine Rede halten um jeden über die Gefahren der Zeitumkehrer zu informieren. Nur falls noch mal jemand auf so eine Schnapsidee kommen sollte."
„Du bist der Direktor, du müsstest dann nur ablehnen", warf Severus ein.
„Aber nur solange die Schüler hier unter meiner Obhut sind. Ich will aber, dass sie auch danach wissen worauf sie sich eventuell einlassen", erklärte Lucius.
Mit den Worten betraten alle die große Halle um ihr Mittagessen einzunehmen.

Lucius hielt wirklich eine kleine Ansprache. Wobei natürlich wieder mal alle Schüler an seinen Lippen klebten. Dabei warnte er nicht nur vor Zeitzaubern, sondern berichtete auch welcher Auror sich als Plappermaul betätigt hatte und warum.
„Sollte sonst noch jemand von Ihnen auf die Idee kommen mit den Journalisten zu reden, dann dürfen Sie sich schon mal nach einem neuen Posten umsehen. Ihr Vorgesetzter findet das nämlich ebenfalls nicht sehr lustig. Machen Sie sich klar, Sie sind für den Schutz der Bevölkerung zuständig und nicht für den guten Ruf des Ministers. Um den sollte der Mann sich selber kümmern", schloss Lucius seinen Vortrag und blickte dabei warnend zu den Auroren.

Bei den Ministeriumsangestellten war sofort dicke Luft. Jeder von ihnen fluchte über unnütze Kollegen und Minister die eindeutig schon viel zu lange im Amt waren.
Harry und seine Freunde hingegen nutzten die Zeit um weiter über die von Ron aufgeworfene Frage zu schwadronieren.
Es dauerte nicht lange und eine große Gruppe von Schülern schien sich für dieses Thema zu erwärmen. Die Überlegungen gingen von Haus zu Haus und hatten bald schon jeden in ihren Bann gezogen. Es war eben ein wirklich interessantes Thema.
Lucius beobachtete die Debatte mit Wohlwollen. Auf diese Art würden die Kinder hoffentlich die Lust auf jeden Zeitzauber verlieren.

„Demnächst sind die Wahlen", kam es da von Severus.
„Du meinst weil wir einen neuen Minister brauchen?", wollte Lucius wissen.
„Das ohnehin. Nein, ich meinte hier an der Schule. Wir werden schon sehr bald wissen wer Schulsprecher und Vertrauensschüler wird."
„Und warum klingst du dabei so frustriert?", fragte der Direktor neugierig.
„Weil ich mein Labor darauf verwette, dass Harry gewinnen wird, er wird Vertrauensschüler. Sieh dir die Kinder nur mal an. Die aus dem ersten Jahrgang hängen jetzt schon an ihm. Und auch die älteren Schüler sind da nicht viel anders."
„Harry kümmert sich aber auch wirklich gut um jeden der ein Problem hat. Warum gefällt dir das nicht?", wollte Hagrid wissen.
„Es gefällt mir, ich mache mir nur Sorgen, dass er sich übernimmt. Wäre nicht das erste Mal."
Lucius wurde hellhörig.
„Was hat Poppy gesagt?", verlangte er zu wissen.
Der Blonde kannte Severus, der machte sich sicher nicht grundlos Sorgen.
„Sie sagte, er trinkt zu wenig. Blut, meine ich. In Zukunft soll immer jemand bei ihm sein um zu überprüfen ob er seinen Stein auch wirklich benutzt. Er schämt sich."
Lucius wurde blass.
„Zu wenig sagst du? Wie oft muss er trinken um das auszugleichen und für wie lange?"
„Laut Poppy muss er dreimal die Woche Blut zu sich nehmen. Egal ob von seiner Herde oder dem Stein. Eine Zeitangabe war allerdings nicht dabei. Und er darf auf keinen Fall nach einigen Schlucken schon wieder aufhören. Mist, verfluchter!"
Bei dem letzten Ausruf zuckten sämtliche Lehrer zusammen.
„Was ist denn jetzt schon wieder?", grummelte Narzissa pikiert.
„Sieh doch hin. Der Kleine hat schon wieder aufgehört zu essen. Und das, obwohl es heute wieder fast rohes Fleisch für ihn gab", knurrte der Mann.
Alle Blicke wanderten zum Tisch der Löwen. Und richtig, mehr als die Hälfte des Essens lag noch auf dem Teller des Halbthestrals. Und der Junge sah dabei sehr traurig aus. Man sah ihm an, dass er gerne noch weiter gegessen hätte.
„Alles wegen Black. Aufgrund des verkleinerten Magens kann er immer noch nicht richtig essen. Er ist nach wie vor zu schnell satt", fluchte Lucius.
„Ich dachte, ihr hättet das hingebogen?", wollte Augusta wissen.
Sie hatte durch Neville von der ganzen Sache erfahren.
„Schon, aber Harrys Magen hat sich noch nicht wieder gedehnt. Das müssen wir im Auge behalten. Selbst wenn er will, im Moment kann er gar nicht mehr essen. Scheiß Köter", seufzte Severus.
Die Lehrer nickten.

Im Sinne der GründerWhere stories live. Discover now