Silber und Drache 129

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Nach einer halben Ewigkeit hatte ich es endlich geschafft, von einem gnadenlos verhakten Gebüsch hatte ich die Haare meiner Liebsten zu einem Meer, aus golden schimmernden Strähnen gebürstet. Es fehlte nur noch ein ordentlicher Waschgang, um der Mähne zu ihrer alten Pracht zu verhelfen.

Zärtlich fuhr ich mit den Fingern durch die weichen Strähnen und meine Liebste seufzte zufrieden. Sie lehnte sich gegen mich.

„Ich liebe deine Finger in meinem Haar. Dann kribbelt mein ganzer Körper.", wisperte sie.

Von den Worten angespornt strich ich weiter durch ihre Haare und massierte sanft über ihre Kopfhaut.

Ein Klopfen riss uns aus der stillen Zweisamkeit. Juna schnaubte genervt und setzte sich auf.

Ein weiteres Mal ertönte ein Klopfen. Leise und schüchtern.

Wir befanden uns im Badezimmer, in dem meine Liebsten selbst vor Störenfrieden keinen Hehl aus ihrer Nacktheit machte. Es gab deshalb nicht viele Elfen, die es wagten, uns hier zu stören.

„Ja. Komm herein."

Meine Liebste schaffte es nicht den Ärger aus ihrer Stimme herauszuhalten. Der Palast zeigte uns zu deutlich, dass er mehr Anrecht auf seine Königin hatte als ich.

Ama trat ein, bewaffnet mit zahlreichen Fläschchen, Kämmen und bunten Beuteln. So gut sie es mit den vollbeladenen Armen konnte, vollführte sie einen kunstvollen Knicks.

„Eure Hoheiten, ich bin hier, um euch mit eurer Garderobe für den Nachmittagstee zu helfen."

Die Hofdame war einige der wenigen Elfen, die meiner Stellung Respekt zollten. Obwohl ich ihr schon mehrfach angeboten hatte, eine eher freundschaftliche Beziehung zu pflegen, hielt sie an der Distanz zwischen uns fest. Vor ein paar Wochen hatte sie damit angefangen, mich verehrte Königsgemahlin zu nennen. Eine Anrede, die mir alle Nackenhaare aufstellte und doch inzwischen von zahlreichen Elfen verwendet wurde.

Meine Kampfgefährten, mit denen ich mich regelmäßig außerhalb des Palastes traf, zogen mich gnadenlos damit auf.

„Lass meine Gemahlin und mich doch noch in Ruhe ein Bad nehmen.", bat Juna freundlich. Sie strafte ihre Hofdame nie mit harschen Worten ab, selbst wenn diese sie zur Eile antrieb.

Die sanfte, stets ein wenig verschreckte Ama, lag meiner Liebsten ebenso am Herzen wie mir.

Nach einem erneuten Knicks, bei dem ihr beinah ein paar der Fläschchen aus dem Arm rollten, verabschiedete sich Ama mit den Worten:

„Sehr wohl, verehrte Königin. Ich werde in ein paar Minuten wiederkommen."

Ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Zeit drängte.

Kaum schloss sich die Tür hinter dem Mädchen, ließ sich Juna in die Schaumberge des Bades hinein sinken. Sie schnappte nach meinem Handgelenk und presste die Lippen auf meine Hand.

„Komm rasch zu mir. Lass uns die paar Minuten nutzen."

Anstatt ihr zu antworten, zog ich mein Unterkleid über meinen Kopf und warf es zur Seite. Hastig schälte ich mich aus der Lederhose und strich sie mir samt Lendenschurz von den Beinen.

Einen Augenblick später sank ich zu meiner Liebsten ins warme Wasser. Gierig schlang Juna die Arme um mich und presste ihren Körper an meinen. Weich und viel wärmer als das Wasser, schmiegte sie sich an mich. Ich streichelte über ihre Schultern und zog sie noch näher.

Als wir uns küssten, waberte der Wasserdampf um uns herum, als hätte ein frecher Windstoß ihn aufgeschreckt. Hellblauer Nebel wirbelte darin, doch ich verschloss vor ihm die Augen, um mehr zu fühlen und mich ganz auf die weichen Lippen meiner Ehefrau zu konzentrieren.

Als wir uns lösten, kicherte Juna. Sie drehte einen der hellblauen Schwaden um ihren Finger, bis er verschwand.

„Wird das jetzt immer so sein, wenn wir uns berühren?"

Ich deutete auf das blaue Licht, das sich nur träge auflöste.

„Nur an magischen Orten." Sie lehnte sich näher und wisperte: „Und nur wir können es sehen. Es ist unser Licht."

Ein angenehmes Kribbeln lief meinen Rücken hinunter, als sie an meinen Ohrläppchen knabberte.

Es klopfte an der Tür. Scheinbar war unsere Zeit zu zweit endgültig abgelaufen.

Meine Liebste zog eine Grimasse und gab mir einen letzten Kuss auf die Wange, bevor sie Ama zu uns hereinbat.



„Na? Was sagst du? Kann ich so gehen?"

Juna wirbelte vor mir herum, der lange, geschlitzte Rock, tanzte um ihre nackten Beine. Golden und zart umhüllte der feine Stoff ihren Körper. Ama hatte ihr Haar am Hinterkopf zu zwei dicken Zöpfe geflochten und kunstvoll weiße Blumen darin arrangiert. Ein Krönchen aus dünnen, goldenen Zweigen zierte ihre Stirn.

„Natürlich. Du bist wunderschön."

Wie einfach es mir inzwischen fiel, sie ganz offen zu bewundern. Ich liebte es, dass ihre Augen dann strahlten, wie die meines Neffen, wenn ich ihm Elfensüßigkeiten mitbrachte.

Ich hatte mich in ein frisches paar Lederhosen, mit einem weißen, weiten Hemd geworfen.

Im Gegensatz zu meiner Liebsten, wurde ich nicht auf jedem offiziellen Empfang erwartet und konnte deshalb die feinen Kleider ablehnen. Zwar wusste ich inzwischen von Jae, Junas Bruder, dass die Minister ein Veto gegen meine Anwesenheit bei allen Anlässen, die sie nicht unbedingt erforderten, eingelegt hatten und ich deshalb meist meine Freizeit genießen konnte, doch ich ärgerte mich nicht. Juna hatte auf besagten Feierlichkeiten sowieso keine Zeit für mich und ich fühlte mich unwohl zwischen so vielen fremden Elfen, die mich teils neugierig, teils hasserfüllt anstarrten.

Manchmal fragte ich mich, ob ich um meine Stellung als Königsgemahlin mehr kämpfen sollte, um die offizielle Akzeptanz von allen Elfen im Palast einfordern zu können. Doch Juna wirkte nicht besorgt deshalb, also sorgte ich mich auch nicht. Ich heiratete Juna, nicht ihre Königswürde. Diese, störte mich eher.

Am liebsten stahl ich mich davon, wenn Juna beschäftigt war und verbrachte meine Zeit mit den einfachen Elfen, beim Schwertkampf, oder besuchte Freunde in ihren Lebensbäumen zum Tee. Weit entfernt von den Ministern, die mich abschätzend musterten.

Ich küsste meine Liebste zum Abschied und plante bereits mich für die nächsten Stunden aus dem Palast davonzustehlen, während ich ihr nachsah. So würde die Zeit, bis zu ihrer Wiederkehr spät nachts, schneller vergehen

Zu meinen Pech lief mir direkt außerhalb des Lebensbaumes eine Schar Minister über den Weg, begleitet von ein paar Elfensoldaten. Normalerweise ignorierten wir uns, eine Vereinbarung, mit der wir alle gut leben konnten.

Doch diesmal, stellte sich mir Armin in den Weg und funkelte mich herausfordernd an.

Drache und SilberWhere stories live. Discover now