Drache und Silber 74

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Verschlafen öffnete ich die Augen. Die grauen Wände meines Zimmer und ein leichter Geruch nach Moder, begrüßte mich in meinem Zuhause. Kühle Luft strich über meine Haut.

Ich rieb mir über die Augen und seufzte leise.

Ein warmer Körper presste sich an meine Seite. Leises, gleichmäßiges Atmen drang an mein Ohr.

Die Königin schlief noch.

Eingekuschelt in ein Meer aus Wolldecken, genoss ich den Moment.

Der Winterstein hatte mir gefehlt. Die steinerne Höhle, mein kleiner Wohnbereich mit spärlichen Fenstern, passte zu mir. Viel mehr als die hellen, warmen Räume der Elfen.

Der Kopf meiner Geliebten ruhte an meiner Schulter. Das verwuschelte, goldene Haar verdeckte fast ihr entspannten Gesicht. Sie liebte es, sich so neben mir zusammenzurollen, dass sie kleiner wirkte als ich.

Meinen Arm um ihren schmalen Rücken geschlungen, zog ich sie näher.

Ohne der Elfe an meiner Seite, wäre dieser Morgen einsam und leer. Trotz dass ich mich in meiner Heimat befand.

Behutsam strich ich ihr das Haar aus der Stirn und fing eine der Strähnen ein, die sie an der Nase zu kitzeln schien. Sie zog die Nase kraus, dann schmatzte sie leise.

Mein Herz schmerzte. Hoffentlich würde meine Mutter sie nicht zu sehr verletzen mit ihrer Ablehnung. Doch auch ohne den Segen meiner Eltern oder Vigour, würde ich mit ihr zurückkehren.

Beim Gedanken an meinem Herrn, erinnerte ich mich an den gestrigen Abend. Die Elfe hatte mir nichts über das Gespräch mit ihm erzählt. Nach dem Tee trinken gingen wir zu Bett und ich war eingeschlafen, noch während meine Geliebte mit mir sprach.

Ihr Fragen über das Fest zu stellen, hatte ich vergessen.

Rotes Licht fiel ins Zimmer. Die Glutstunde schritt langsam voran und ich wollte nicht aufstehen. Mit vollem Bewusstsein, ließ ich den perfekten Moment um Vigour aufzusuchen verstreichen.

Solange die Königin schlief, hätte ich mich leicht davonstehlen können. Stattdessen döste ich, bis sie träge begann sich neben mir zu rühren.

„Guten Morgen.", flüsterte ich ihr zu.

Bevor sie die Augen öffnete, lächelte sie zufrieden.

„Morgen.", murmelte sie.

Blinzelnd schlug sie die Augen auf, gähnte und streckte sich.

Schwerfällig drehte sie sich auf den Bauch und robbte nach vorne. Kichernd holte sie sich ihren Guten Morgen Kuss ab.

„Ich schlaf so viel besser, seitdem du mein Bett teilst. Normalerweise hab ich in fremden Betten Probleme einzuschlafen."

Sie stützte die Ellenbögen zu beiden Seiten meines Kopfes ab und musterte mich liebevoll.

„Vielleicht warst du einfach betrunken genug."

Mein Versuch sie zu necken, brachte sie zum Schmollen.

„Ich war nicht betrunken. Du frecher Drache. Vielleicht hatte ich ein Glas zu viel. Mehr nicht."

Entschlossen setzte sie sich auf.

„Das schreit nach Rache."

Ein fieses Grinsen erschien auf ihrem Gesicht. Die Königin hob die Hände und krümmte ihre Finger.

Ein Kitzelangriff so früh am Morgen, raubte mir alle Kräfte.

Mit einem Kuss bat ich um Gnade. Nach kurzer Verhandlung wurde sie mir gewehrt.



Ich wartete bis wir gebadet hatten und beim Frühstück saßen, bis ich entschied über Vigour zu sprechen. Wir wuschen uns getrennt, um mich vor lüsternen Gefühlen zu schützen. Am Mittagstisch meiner Eltern, wollte ich nicht nur an den wunderschönen, nackten Körper meiner Geliebten denken.

Die Elfe verstand meine Gründe und schlich enttäuscht ins Bad.

Ihre Laune besserte sich, als ich ihr half ihr Haar zu trocknen und zu kämmen und sie den Gefallen erwiderte.

Unser Frühstück bestand aus getrockneten Apfel- und Birnenscheiben, Nüssen und Rosalies Gebäck, unter dem sich zum Glück auch eine Variante ohne Speck befand.

Dazu tranken wir Tee, den diesmal ich kochte. Neugierig lugte mir die Königin dabei über die Schulter.

Zunächst plauderten wir über Belanglosigkeiten. Insbesondere verschiedenen Objekte in meinem Zimmer, die die Aufmerksamkeit der Königin erregten. Meinem Gefühl nach, erzählte ich ihr meine gesamte Kindheit und alle Interessen, die ich jemals in meinem Leben verfolgt hatte. Vom Schwertkampf und Kriegsstrategien, bis hin zu meinen Reisen durchs Drachenland.

Als Stille zwischen uns entstand, wagte ich es meine Frage zu stellen.

„Gestern auf dem Fest, bist du mit Vigour auf den Balkon gegangen. Was hast du dort mit ihm besprochen?"

Ohne Geplänkel kam ich direkt zum Punkt. Drumherum zu reden, erschien mir nicht sehr zielführend. Die Königin wusste, wie sie mich in solchen Fällen verwirrte.

Keck neigte die Elfe den Kopf zur Seite. Ihr geflochtener Zopf fiel über ihre Schulter.

„Hast du mich beobachtet?"

Wie brachte sie es fertig, mich sofort in Verlegenheit zu bringen?

„Nein. Nein. Ich war auch im Festsaal. Also hab ichs mitbekommen."

Den Drang mich mit Händen und Füßen zu verteidigen, lächelte ich fort. Die Wahrheit war zu peinlich, um sie zuzugeben.

Die Elfe rutschte näher mit ihrem Stuhl und stützte das Kinn in ihre Hand.

Ihre Augen drangen tief in mich. Vielleicht wusste sie bereits, dass ich log.

Mit dem Daumen strich sie mir über die Wange, hinunter bis zu den Lippen.

Ihr Schweigen beunruhigte mich.

Schließlich stand sie auf, um mich zu küssen. Sie hielt meinen Kopf mit beiden Händen fest. Mein Herz schlug ein wenig schneller. Immer noch brachte mich ihre Nähe durcheinander.

„Du wirst mir böse sein. Deshalb möchte ich es dir nicht sagen.", sagte die Elfe.

Ich erstarrte und drückte ihre Hände von mir weg. Es war unwahrscheinlich, dass sie die Liebe meines Herrn erhört hatte. Vigour hätte sofort Freude strahlend die Verlobung bekannt gegeben. Also hatten sie über mich gesprochen.

„Sag es mir."

Auf meine Forderung hin, zog die Elfe mich zu sich her. Ich wehrte mich halbherzig und bereitete ihr einige Mühen, dennoch landete ich auf ihrem Schoß.

Kleinlaut begann sie zu sprechen. Dabei streichelte sie mir immer wieder über den Rücken. Ihren Fehler machte die Geste nicht wieder gut.

„Wir verstanden uns gut. Vigour schien mir recht verständig zu sein. Selbst als ich seinen Antrag strikt ablehnte, blieb er ruhig und freundlich. Er fragte nach meinen Gründen und ich wollte nicht lügen. Nicht weil ich ihn nicht anlügen wollte. Aber ich möchte zu dir stehen. Immer. Egal wer mich nach dir fragt. Ist das falsch?"

Geschicktes Biest. Manchmal wollte ich ihr den Hintern versohlen. Sie wickelte mich spielend leicht um den Finger. Obwohl sie unser Versprechen gebrochen hatte, gelang es mir nicht, ihr böse zu sein. Ich freute mich sogar, dass sie unsere Liebe vor aller Welt preisgeben wollte.

Wütend schnaubte ich.

Mein Zorn richtete sich gegen mich selbst. Nachsichtig vergab ich ihr sofort, obwohl sie meinen Plan ruiniert hatte.

„Es tut mir ehrlich Leid. Iris. Aber nun musst du kein Liebesduell fürchten. Vigour hat versprochen, dass er dir nichts antun wird. Ich hab ihm erklärt, dass du vollkommen unschuldig bist, an allem was geschehen ist. Sei mir nicht böse."

Sie presste ihre Lippen gegen mein Ohr und flüsterte:

„Ich machs wieder gut. Sag mir was du willst? Ich mach heute alles für dich. Ohne Widerworte. Versprochen."


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