Drache und Silber 10

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„Nun gut. Ich werde mich mit meinen Begleitern besprechen und meinen Herrn kontaktieren, bis dahin müsst ihr euch gedulden. Es wird nicht allzu lange dauern. Da ihr einen Konflikt auch nicht wünscht, solltet ihr bald wieder zu Hause sein. Und ich sehe ein, dass wir Wiedergutmachung leisten müssen, soweit es unseren Möglichkeiten entspricht."

Zum Abschluss unseres Gespräches glaubte ich, dass die Königin in etwa dasselbe wollte wie ich. Dabei ignorierte ich ihre letzte Anmerkung und ihren erneuten Versuch mich aus der Fassung zu bringen, denn ich wusste eben nicht genau was sie mit ihrem persönlichem Wunsch der Wiedergutmachung gemeint hatte. Selbst wenn sie sich im ersten Moment sehr danach angehört hatte als wollte sie dass ich meinen Dienstherrn wechselte, konnte sie an alle möglichen anderen Dinge gedacht haben.

Die Königin nickte, sie hatte inzwischen begonnen ihr Haar zu einem dicken Zopf zu flechten.

„Dann lasst mich nicht zu lange warten. Und gebt mir das dort."

Sie deutete auf das Lederband an meinem Brustpanzer, mit dem ich meine Rüstung gewöhnlich enger schnürte. Im Moment hing es lose an meiner Taille herunter.

„Ich muss meinen Haare zusammenbinden, aber ich habe kein Band dafür."

Wortlos zog ich die dünne Schnur aus meiner Rüstung und fragte mich dabei wie viele meiner Besitztümer die Königin noch von mir Verlangen würde. In meinem Mantel gehüllt, führte sie meinen Kamm durch ihr Haar und hielt mir dabei ihre Hand hin, damit ich ihr mein Band reichen konnte.

Wenn sie so sehr von Besitz besessen war, dass sie mich innerhalb von zwei Stunden um die Hälfte meines Reisegepäcks erleichterte, konnten sich der Wintersteinhorst auf große materielle Verluste gefasst machen.

Kaum hatte ich ihr die Schnur gegeben machte ich eine rasche Verbeugung zum Abschied und verließ den Wagen um mich mit Ranja und Milanda über unser weiteres Vorgehen zubesprechen.

Kaum hatte ich die Königin verlassen, merkte ich eine gewaltige Erschöpfung über mich kommen. Vielleicht fühlte ich späte Nachwirkungen des Schimmerkrautes und musste mich deshalb mit mehr Lavasteintee aufputschen, oder es war die Gegenwart der Königin selbst, die mir alle Kräfte raubte.

Mit der Elfe zu reden, glich dem Weg durch ein niemals enden wollendes Labyrinth, in dem der unglückliche Herumirrende jeder Zeit in Sackgassen gespickt mit tödlichen Fallen hinein stolpern konnte.

Kein Wunder, dass es mir danach verlangte der Wirklichkeit für ein paar Stunden zu entsagen und mich möglichst traumlosen Schlaf hinzugeben.

Das Bedürfnis musste warten, ich konnte keine Ruhe finden, bevor ich nicht meine nächsten Schritte fest gelegt hatte.

Einen winzige Moment nahm ich mir Zeit um tief zu atmen, mich mit der Schönheit der Umgebung zu erfrischen, der weiten hellgrünen Wiese auf der Mohn sanft seine prächtigen Blütenköpfe in einer leichte Brise wippte.

Hier stand ich irgendwo im Nirgendwo, den Kopf voller Gedanken, ein seltsames unbekanntes Gefühl in meiner Brust und fühlte mich so anders als noch vor zwei Tagen, als ich noch glaubte ich würde heute bereits den Winterstein, meine Heimat, am Horizont erblicken.

Konnte ich zurückkehren zu meinem alten, normalen Ich, sobald ich die Königin nach Hause gebracht hatte? Oder stand ich im Moment an einem Wendepunkt in meinem Leben, der mich ganz unerwartet überfallen hatte.

Genervt schüttelte ich den Kopf um den Gedankengang loszuwerden. Es war sinnlos sich mit dieser Situation zu lange unproduktiv zu beschäftigen, dadurch konnte ich sie nicht ändern und weckte nur die Furcht vor der Zukunft in mir. Eine Furcht die mich nur selten plagte, solange Frieden herrschte.

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