Silber und Drache 9

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„Ist sie gestorben? Eure einzige Liebe?"

Ich wusste, ich war zu neugierig, doch die Vorstellung erschreckte mich so sehr, dass ich die Worte ausrief, bevor ich mich davon abhalten konnte. Meine Impulsivität spielte mir gerne Streiche. Auf dem Schlachtfeld half sie mir schnell zu reagieren, in zwischenmenschlichen Beziehungen blamierte sie mich.

Die Königin blinzelte ein paarmal hastig, als ob sie Tränen daran hindern wollte hervorzubrechen, dann öffnete sie den Mund, doch schloss ihn schnell wieder.

Scheinbar wusste sie nicht was sie sagen sollte, ich hatte sie wirklich in Verlegenheit gebracht.

„Es tut mir Leid. Es steht mir nicht zu so neugierig zu sein," sagte ich hastig und hoffte sie verstand, dass sie meine Fragen keinesfalls beantworten musste.

Stirnrunzelnd starrte ich sie an, um zu erkennen ob ich sie durch meine Neugierde sehr verletzt hatte.

Diese Sorge war ein neues, fremdes Gefühl. Seit wann besaß ich Achtsamkeit gegenüber den Gefühlen anderer. Ich war doch so ein Trampeltier und sprach zu oft rücksichtslos und kalkulierenden.

Ein Lächeln erhellte ihre Zügen, es erreichte ihre Augen nicht, die verdächtigt feucht glänzten.

Langsam hob sie ihre Hand, drückte ihre Fingerspitze ganz zart gegen meine Stirn und strich nach unten als wollte sie die Falten zwischen meinen Augen fortwischen.

Die Berührung hinterließ ein warmes, kribbelndes Gefühl auf meiner Haut, doch diesmal hatte ich nicht das Bedürfnis wegzulaufen. Denn sie war leicht und freundlich und nicht so als wollte sie mich überwältigen und zu Boden werfen.

Langsam rutsche sie näher, musterte mich mit einem prüfenden Gesichtsausdruck, als wägte sie ab ob ich deshalb gleich in Panik aufspringen würde. Wirklich, ich musste ihr so schwierig im Umgang erscheinen, ich wusste es, doch konnte überhaupt nichts daran ändern.

Nur blieb ich diesmal still sitzen, ließ es zu, dass sie mir mit ihrem Fingern weiter über das Gesicht strich. Ihre Fingerspitze wanderte meinen Nasenrücken nach unten und hinterließ eine warme Spur auf ihrer Reise.

Musste ich ihr Verhalten verstehen? Konnte ich es überhaupt als Drache?

Mein Herz raste, als versuchte es meine Brust zu sprengen, ich spürte wie ich meine Fäuste ballte vor Anspannung.

„Ihr könnt mich alles Fragen was ihr wollt," wisperte die Königin.

Ihre Stimme klang so laut in der Stille im inneren des Holzkarren, nur von außen drangen Geräusche zu uns hinein; das Schnauben der Pferde, helle Stimmen und das Zwitschern eines aufgeregten Vogels in der Ferne.

„Wieso?"

Es gab absolut keinen Grund, dass sie mit vertraute. Wir kannte uns erst seit ein paar Stunden und jede unserer Begegnungen war absolut seltsam.

Durch die Ritzen zwischen den Holzbrettern der Wände fiel Licht herein, Staubflusen tanzten glitzernd zwischen uns. Das Gesicht der Königin im Halbdunkel wirkte geheimnisvoll und unlesbar. Als ob ich niemals genug Fragen stellen könnte um sie zu verstehen.

„Weil ihr mich an jemand wundervollen erinnert," sagte sie, doch die Worte klangen leer, bar jedem der Gefühle, die ihre Stimme zuvor erfüllt hatten.

Plötzlich tippte sie mir spielerisch gegen die Lippen, dann zog sie ihren Finger fort und sagte laut:

„Nur versucht nicht mir euren Herrn einzureden. Ich werde ihn auf keinen Fall in Betracht ziehen, deshalb sollte ihr mir nun das Haar flechten und mich dann zurück in meinen Palast bringen."

Drache und SilberWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu