Drache und Silber 104

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Ich schaffte es nicht meiner Königin das Kleid zu rauben.

Meine Grenzen fielen unter ihren Fingern. Stiefel und Strümpfe folgte dem Hemd und später schüttelte ich selbst die Hose von meinen Beinen.

Meine Liebste schaute mich nur an. Den Mund offen und Augen voller Wunder. Unter ihrem Blick fühlte ich mich zum ersten Mal schön. Eine Geliebte.

Keine Kriegerin, die sich selbst als die Waffe verstand, die sie führte und keine Gesandte eines verwöhnten Königs. Nicht Kind des Wintersteins, Drache, die Enttäuschung der Mutter, die sich mehr erhoffte.

Eine ewige, einzige Liebe. Eine Rolle, die ich nun auch erfüllen wollte und ein Gedanken, bei dem mein Herzen heftig klopfte.

Noch verlegen hielt ich an meinem Lendenschurz fest. Juna streichelte den weichen Stoff, bis ich mit einem Japsen ihre Hand einfing.

Sie kicherte und hauchte mir einen Kuss zu.

„Du bist so süß. Prinzessin."

Mit einem spielerischen Knurren stürzte ich mich auf sie und drückte sie aufs Bett. Lagen aus Stoff bauschte sich zwischen uns. Die Bettdecke, ihr Kleid, alles störte.

„Nenn mich nicht Prinzessin.", fauchte ich.

Ich meinte es nicht ernst und meine Königin durchschaute mich zu leicht.

„Doch. Für immer."

In einer misslungenen Drohgebärde zeigte ich ihr meine Zähne. Das brachte sie noch mehr zum Lachen und sie küsste mich darauf. Meine Liebste nahm mich im Moment kein bisschen ernst.

Sie fädelte die Hand zwischen uns und strich über meinen Bauch nach unten.

Dabei schlang sie ihren Arm um meinen Rücken und drückte mich näher. Das Gesicht an ihren weichen Hals gedrückt, schloss ich die Augen. Der Geruch von Blumen und Wäldern hing an ihrer Haut. Meine Königin nahm ihr Elfenhain mit, wohin auch immer sie ging. Ihr Haar kitzelte meine heißen Wangen, doch ich lag ganz still. Hitze wallte durch mein Blut.

Juna ertastete mich, spielte mit mir und blies ihren warmen Atmen wie zum Trost an meinen Nacken.

Meine letzten Hüllen fielen beinah unbemerkt. Die Bänder des Lendenschurz strichen unerträglich reizend über mich, als meine Liebste ihn löste. Sanfte Finger kraulten über meinen Rücken, die Muskeln an den Schultern und fanden meine Wirbelsäule.

„Dein Rücken ist so kräftig. Deshalb trägst du mich so gut.", murmelte Juna.

Ich würde meine Liebste hintragen, wohin sie nur wollte.

Meine Kontrolle ging verloren, völlig aufgelöst, keuchte ich ihr hinterher.

Stetig rieb Juna an mir. Ich bewegte mich im selben Rhythmus gegen ihre Hand, gefangen in dem Gefühl, das die Berührung auslöste.

Meine Königin flüsterte mir zu. Melodische Worte. Wie ein Singen in einer Sprache, die ich nicht verstand.

Hilflos rupfte ich an ihrem Kleid, bedauerte, dass ich sie nicht fühlte. Nur Wolle und Samt zwischen uns.

Als ich laut keuchte und Erfüllung fand, zerrte ich zu stark und riss das Hindernis von ihr herunter. Fetzen des Kleides rutschten von ihr herunter und legten ihren Körper frei, verhüllt von einem dünnen Seidenhemd.

Mit einem zufriedenen Seufzen legte ich den schweren Kopf auf ihre Brust. Warme Seide schmeichelte meiner Wange. Der gleichmäßige Herzschlag meiner Liebste, viel ruhiger als mein Eigener, gehörte zu einem der schönsten Klängen der Welt.

„Zufrieden?"

Ein Necken. Ich blickte zu Juna auf und grinste sie an.

„Mein Kleid ist komplett zerstört."

Sie schmollte, doch lachte gleich darauf.

„Zeit, das auszuziehen. Nicht wahr?"

Mit einem heftigen Nicken zollte ich ihren Worten Zustimmung.

Umständlich versuchte sie ihre Arme aus den traurigen, blauen Samtfetzen zu befreien. Erfolglos, bis ich mich aufrappelte ihr zu helfen. Bedauernd stütze ich mich auf und vermisste ihre Wärme sofort.

Sie streckte mir ihre Hand entgegen. Sofort zog ich sie nach oben. Meine Liebste saß vor mir und lächelte. Das Kleid rutschte endgültig von ihren Schultern. Ihr Haar bildete eine Wolke aus Gold um ihren Kopf.

Wir würden es sorgfältig kämmen müssen am nächsten Morgen.

Sanft legte sie ihre Hände um mein Gesicht und beugte sich nach vorn für einen Kuss.

„Heute Nacht lass ich dich nicht schlafen.", wisperte sie, ein aufgeregtes Glitzern in den Augen.

Eine Drohung, die viel süßer klang, als die Letzte.




Wir rollten im Bett herum, bis das Licht der Glutstunde die Steinwände im Schlafzimmer rot färbte. Ineinander verschlungen ruhte mein Kopf an Junas Schulter. Ihre zuvor raschen Atemzüge verlangsamten sich stetig, als ich mit ihren Haaren spielte. Der Griff an meinen Oberarm lockerte sich und ihre Hand sank auf die Matratze.

„Möge der weise Drache diese Nacht, seine Schwingen über dich breiten.", flüsterte ich ihr zu.

Denn mein Gott sollte über meine Liebste wachen, egal welcher Rasse sie angehörte. Der weise Drache war gut und gnädig. Ich wusste er erfüllte meinen Wunsch.

Juna bewegte ihre Lippen nur kurz. Kein Ton drang aus ihrer Kehle. Meine Liebste war eingeschlafen. Noch lang lag ich wach und genoss ihren süßen Duft und die Wärme ihrer weichen Haut.

Die Decke und die Reste ihres Kleides über uns gebreitet, war mir mollig warm.

Glück kribbelte durch meine Glieder und brachte mein Herz zum Flattern. Unmöglich, so Schlaf zu finden, doch ich wollte meine Liebste nicht allein lassen um mich durch Bewegung zu beruhigen.

So schickte ich meine Gedanken wandern. Hin zu den letzten Wochen.

Bis sich alles umwölkte mit schwerer Müdigkeit

Und ich flog noch viel weiter fort.




„Hey. Prinzessin. Nicht aufgeben. Wie heißt du denn?"

Die Stimme meiner Liebsten. Nackte Angst stand in ihrem schmutzigen Gesicht. Tränen zogen helle Bahnen auf ihren staubigen Wangen.

Ich fühlte mich so sicher in ihren Armen. Alles war gut. Selbst der Tod fürchtete mich nicht, wenn sie mich festhielt.

Wir kannten uns nicht. Doch wir brauchten uns.

Süße füllte meinen Mund. Meine Zunge prickelte seltsam. Der Schmerz verschwand. Alle meine Glieder wurden leicht, als schwebte ich davon.

Meine Königin verschwand im Nebel.

Und der Schmerz kehrte zurück, für viele Jahre.


Drache und SilberWhere stories live. Discover now