Drache und Silber Extra 2

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2 Jahre später

Mein Pferd schnaubte, als ich die Zügel anzog. Ich beugte mich nach vorne und tätschelte den kräftigen, braunen Hals. Hinter mir klirrte Ranjas Rüstung, während sie aus dem Sattel glitt.

Ein paar Elfen kamen gelaufen, dürre Gestalten, mit strahlenden Augen und einfacher Kleidung aus weißen Stoffen. Sie wirkten wie Kinder, obwohl im Elfenreich in den letzten Jahren kein einziges Baby geboren worden war.

„Hoheit. Ihr seid zurück.", riefen die Elfen begeistert und verbeugte sich tief. Mit einem Seufzen sprang ich zu Boden. An diese Form der übertriebenen Höflichkeit würde ich mich nie gewöhnen.

Ein kleiner Kampf brach unter meinem Empfangskomitee aus, da sie alle eiferten an meine Zügel zu kommen. Ich reichte sie einer kleinen Blonden hin, deren Gesicht in Röte erblühte. Die Elfen mit goldenem Haar hatten es mir besonders angetan.

„Ja. Wir sind wohl wieder da.", knurrte Ranja hinter mir. „Zwei Monate auf Reisen sind einfach nichts."

„Zwei Monate sind eigentlich schon viel zu lang. Du weißt doch meine Frau vermisst mich."

Ich wandte mich zu Ranja, die den Staub von ihrer braunen Lederhose klopfte. Sie stemmte empört die Arme in die Seiten.

„Sie vermisst dich. Erzähl doch keinen Mist. Wer kommt den fast jede Nacht durch ein Schattenportal, um uns zu nerven. Wenn ich gewusst hätte, dass das so läuft, hättest du deine Nervensäge gleich mitnehmen können."

Natürlich hätte ich Juna gerne mitgenommen, aber ihre königlichen Verpflichtungen konnten nicht so lange ruhen. Schlimm genug, dass ich ihr alle Aufgaben in der letzten Zeit allein aufgehalst hatte.

„Du weißt, ich hätte sie zu sehr vermisst, wenn ich nicht gewusst hätte..."

„Du bist echt schlimm liebeskrank.", zischte Ranja in meine Worte hinein. „Ich dachte zwei Jahre nach der Hochzeit kühlt das Feuer irgendwann mal ab. Das war bisher bei jeder Drachenehe so. Deshalb lieb ich auch immer nur die ersten paar Monate."

Ich führte aber keine Drachenehe. Mein Grinsen verriet alles und meine Freundin schnaubte nur. Eine der kleinen Elfen wagte es, die dünnen Finger auch zu den Zügeln ihres Pferdes hinzustrecken, um es wegzuführen. Das zarte Wesen erstarrte unter Ranjas wütendem Blick, aber erntete erfolgreich den Zugang zu den Lederriemen. Aufgeblasen und stolz, wie ein Gockel nahm die Elfe das Pferd mit sich, während die anderen applaudierten.

Talema, ein Minister, den ich inzwischen Freund nannte, der aber stets einen höflichen Abstand wahrte, trat aus der Haupthalle. Schweiß stand auf seiner Stirn und er atmete schwer. Man hatte ihm wohl vor kurzem erst von meiner Rückkehr berichtet. Die Minister hielten es für ihre Pflicht mir ein großes Empfangskomitee zu bieten. Deshalb verschwieg ich stets meine Ankunft.

„Hoheit. Ihr seid schon zurück? Ihr habt vergessen uns Bescheid zu geben, dass ihr zum Fest der Sonnwende zurückehrt."

„Sonnwende ist doch erst nächsten Monat.", sagte Ranja. Sie kreuzte die Arme vor der Brust und musterte den Minister wie den Wurm, für den sie ihn hielt.

„Nicht bei den Elfen. Sie richten sich nach der großen Sonne."

„Natürlich."

Ranja rümpfte die Nase. Ihre Meinung über dieses hochnäsige Elfenvolk, dass sich zu gut dafür war dem Weg der kleineren Sonne zu folgen, stand deutlich auf ihr Gesicht geschrieben. Ich trat vor sie, um ihre Abscheu zu verdecken. Tamela war ein guter Mann, der so viel Abneigung nicht verdient hatte. Er kam auf uns zugeeilt, dass seine gelben Gewänder nur so flogen.

Inzwischen strömten auch die anderen Minister aus der Haupthalle. Wie ein Schwarm Bienen vor dem ich am liebsten die Flucht ergriffen hätte. Aber ich lächelte tapfer und ließ mich nach angebrachtem Zeremonielle begrüßen. Königliches Protokoll, ich versuchte ihm zu entkommen, wo ich nur konnte. Meine beste Freundin hatte nur hämisches Gelächter für mich übrig.

Drache und SilberWhere stories live. Discover now