Silber und Drache 47

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Ihre weichen Lippen erschreckten mich maßlos.

Für einen Augenblick erstarrte ich.

Wild wühlte die Königin in meinen Haaren. Sie nuckelte an meiner Unterlippen und funkelte mich dabei herausfordernd an. Sie wartete darauf, dass ich sie wegstieß.

Ich legte meine Handflächen um ihre Wangen und drückte ihren Kopf nach oben.

„Nicht. Lasst es. Ihr solltet nicht..."

„Oh doch. Ich sollte. Durchgehend sogar. Ihr kennt sie doch. Meine Gefühle. Ihr kennt sie."

Sie unterbrach mich grob. Fest umklammerte sie meine Handgelenke und rammte sie auf die Matratze.

Wieder küsste sie mich. Stur und trotzig.

Diesmal blieb mir nur übrig, das Gesicht wegzudrehen.

„Was soll das denn jetzt?", knurrte ich laut.

Bisher hatte mich die Elfe nie auf diese Weise angegriffen.

Mit einem genervten Seufzen richtete sich die Königin auf. Zu meinem Entsetzen schwang sie ein Bein über meine Hüften, um auf mir Platz zu nehmen. Wie ein Racheengel brannte ihr Blick auf mich herunter. Ihr Lippen glänzten feucht. Das Haar hing ihr wild ins Gesicht.

Warum war sie nur so schön? Fast bereute ich, den Kuss abgewehrt zu haben.

„Wisst ihr mein Bruder ist ein Plappermaul. Er hat es euch erzählt. Es war ein Fehler und er hat sich bei mir entschuldigt. Das ändert nichts daran, dass ihr es wisst."

Ihre Finger krampften um den Saum meines Hemdes. Sie schmollte mit anklagendem Blick.

Als ob ich die Schuld daran trug, dass ihr Bruder den Mund nicht halten konnte.

„Trotzdem müsst ihr mich nicht so überfallen. Nur weil ihr mich..."

Ach. Ich konnte es nicht aussprechen.

„Weil ich euch Liebe.", hauchte die Königin.

Mir stockte der Atem. Wie unfair.

Zögerlich beugte sie sich nach vorne. Ihre Augen strahlten, selbst im Halbdunkel. Ich konnte dem Drang nicht widerstehen, ihr das Haar aus dem Gesicht zu streichen. Wild stand es ihr vom Kopf ab, obwohl sie es gerne ordentlich trug. Die weichen Strähnen streichelten meine Finger.

Sacht legte sie die Hände auf meine Schultern. Konnte sie mein heißes Blut spüren? Das rasche Pulsieren meines Herzschlages?

„Darf ich euch küssen?"

Die Königin sehnte sich danach, mich in Ohnmacht fallen zu lassen. Anders konnte ich mir die Frage nicht erklären.

Die Worte der Ablehnung wollten nicht hervor kommen. Als hätte mir ihr Geständnis die Sprache geraubt.

Ein Kopfschütteln wäre so einfach. So sicher.

Ich nickte.

Mit einem Glucksen stupste sie ihre Stirn gegen meine.

„Ihr seht mich an, als wollte ich euch fressen."

Die Annahme entsprach der Wahrheit. Ein Teil von mir hegte den Wunsch aus dem Bett zu springen und so lange zu rennen, bis ich beim Winterstein angekommen war.

„Ich fress euch auch gleich."

Sie gurrte die Worte regelrecht. Ein enormer Schauer rann mir durch den Körper. Die Elfe kicherte.

Drache und SilberOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz