Silber und Drache 21

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Sie wollte wieder mit mir spielen. Ich war mir ganz sicher. Denn ich hatte sie nicht einmal geschimpft, seitdem ich sie kannte. Wie könnte ich auch nur daran denken. Als Königin stand sie weit über mir.

„Ich würde euch niemals schimpfen," antwortete ich ihr, aber auch nur, weil sie mich so aufgeregt an funkelte, als könnte sie meine Antwort kaum erwarten.

Ein lautes Kichern brach aus ihrer Kehle und zu meinem Schrecken legte sie mir vorsichtig die flache Hand an die Wange.

Ihre Finger wärmten meine Haut. Ich hoffte nur sie würde nicht in rot erblühen, denn mein ganzes Gesicht fühlte sich auf einmal heiß an.

„Ihr werdet mich schimpfen. Vielleicht schon bald. Und ich werde euch deshalb kein bisschen böse sein."

Verträumt hing ihr Blick auf mir und immer noch nahm sie ihre Hand nicht fort.

„Vielleicht möchte ich nichts anderes, als von euch geschimpft zu werden."

Konnte ich sämtliche Anzeichen übersehen und deshalb verpasst haben, dass ich es mit einer vollkommen Verrückten zu tun hatte?

Oder konnte sie ganz spezielle Vorlieben haben? Ich hatte bereits von Drachen gehört, die es mochten grob und herzlos behandelt zu werden.

Anstatt gestreichelt zu werden, wollte sie das ihr Partner sie schlug, fesselte, oder andere brutale Dinge mit ihnen anstellte.

Ich hatte damals gemeint so einer Vorliebe könnten nur Drache frönen, weil wir im allgemeinen einen Hang zum Groben hatten.

Vielleicht gab es auch Elfen, die diese Art zu Spielen mochten.

Bei mir konnte die Königin damit jedoch nicht landen ich schlug nur im Kampf zu, um mich zu wehren, oder nutzte meine Fäuste zur Strafe.

Mit Schlägen zu bestrafen wählte ich jedoch nur für diejenigen, die es aushalten konnten. Ich hatte keinesfalls den Wunsch der zarten Elfenkönigin weh zu tun.

Während ich noch überlegte, ob ich ihr erklären sollte, dass nicht alle Drachen den Drang hatten die Wesen um sich herum anzuschreien, oder wahllos zu verprügeln, hörte ich sie wieder kichern.

Verwirrt blickte ich sie an und bemerkte einen deutlichen roten Schatten auf ihrer Nase und den Wangen.

Ihre Hand hatte sie inzwischen von meinem Gesicht genommen. Gänzlich vertieft in meine Überlegungen, hatte ich es nicht einmal bemerkt.

„Ihr solltet mir wirklich davon erzählen was ihr gerade denkt. Ich glaube, ich habe noch niemals größeres Entsetzten in meinem Gegenüber ausgelöst, als in euch. Ich kann es euch so deutlich ansehen."

Nein. Ich wollte ihr ganz gewiss nichts über die geheimen Liebespraktiken der Drachen erzählen.

Auch wenn sie mich noch so neugierig ansah.

Noch besaß ich ein wenig des berühmten Drachenstolzes.

„Ich habe vergessen Tinte und Feder mit zubringen, damit ihr den Vertrag unterschreiben könnt. Ich werds schnell holen gehen."

Mein schamloser Themenwechsel wurde mit einer enttäuschten Schnute belohnt. Dann seufzte sie laut und stieß mich in dem Moment mit dem Fuß an, als ich gerade aufstehen wollte.

Zwar schwankte ich ein wenig nach ihrem Tritt, doch so ein kleines Hindernis konnte mich nicht aus dem Gleichgewicht bringen.

Die letzten Male hatte ich im Gespräch mit der Königin immer das Gefühl gehabt, sie wollte mich unbedingt anflimmern. Jetzt beschlich mich eher der Gedanke, sie wollte mich ärgern. Seltsamerweise unterschied sich die Atmosphäre zwischen uns dennoch nicht so sehr von der zuvor. Ich fühlte mich nur ein klein wenig entspannter.

Drache und SilberWhere stories live. Discover now