Silber und Drache 109

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Info

Um Verwirrungen vorzubeugen. Milana und Milanda sind dieselbe Person. Ich habe ihren Namen so sehr verbuxelt, dass ich sogar in meinen Notizen zur Geschichte, beide Formen stehen hab. Ich habe mich jetzt entschlossen Milanda zu verwenden, weil ich das öfter verwendet habe. Tut mir leid.





An Milanda hatte ich überhaupt nicht mehr gedacht in der letzten Zeit. Ich hatte sie sogar so sehr vergessen, dass ich morgen abgereist wäre, ohne mich von ihr zu verabschieden.

Ein klitzekleines, schlechtes Gewissen meldete sich. Als hätte ich eine nette Bekannte, oder entfernte Verwandte vergessen.

Nur war Milanda kein bisschen freundlich. Der Umgang mit ihr war für mich immer ein Problem gewesen. Weil sie immer nach meinen schwachen Momenten suchte, um mich anzugreifen.

Dennoch hatten wir die letzten Jahre gemeinsam Vigours Aufträge erfüllt und eng auf unseren Reisen zusammengearbeitet. Sie verdiente eine anständige Verabschiedung und eine Einladung auf meine Hochzeit.

„Ich kämpfe nur ein bisschen. Nur um ein letztes Mal das Übungsfeld zu nutzen bevor ich Abreise."

Meine Fähigkeit klar zu denken war zurückgekehrt. Also antwortete ich ihr ruhig und freundlich.

Sie krallte die Hand in den Puppenkopf.

„Du meinst du richtest hier ein totales Chaos an und machst unsere Sachen kaputt, bevor du endgültig abhaust."

Die Wut in ihren Worten überraschte mich. Dafür gab es keinen Grund.

„Keine Sorge. Ich räum das schon wieder auf. Und...nun..."

Ich mustere die traurigen Überreste der Strohpuppe, die überall im Hof verteilt herumlagen.

„Das ist nicht die erste Strohpuppe, die ich kaputt gemacht habe. Und die Kosten von etwas Stroh und einem Leinensack kann der Winterstein sicher tragen."

Milanda schnaubte laut und schleuderte den abgetrennten Kopf nach mir. Mühelos fing ich ihn auf und ließ ihn neben mir auf den Boden fallen.

Eine klare Aufforderung zum Streiten.

„Was ist das Problem? Milanda. Als ob dich das Schicksal einer Strohpuppe interessiert."

„Die Puppe interessiert mich einen Dreck."

Sie stampfte auf mich zu und baute sich vor mir auf. Zornig funkelte sie mich an.

Ein Versuch mich einzuschüchtern. Ich empfand ihn als kein bisschen bedrohlich.

„Wie kannst du uns so hintergehen? Wir wurden von dieser widerwärtigen Elfe gefangen gehalten. Unser König zu Zahlungen gezwungen. Und du wärmst jetzt ihr Bett. Hast du keinen Stolz?"

Das Bild meiner Mutter erschien vor meinem inneren Auge. Zusammen mit einem Schwall heißer Wut.

Normalerweise hätte ich Milanda ausgelacht und ihr vielleicht eine leichte Kopfnuss verpasst.

Aber die Beschuldigungen und der Hass meiner Mutter waren noch zu frisch in meinen Gedanken.

Also holte ich aus und schlug sie nieder. Sie flog von ihren Füßen auf den staubigen Boden. Ihre Nase knackte laut. Blut strömte daraus hervor, lief über ihren Mund und tropfte von ihrem Kinn.

Fassungslos fasste sie in ihr Gesicht und verschmierte das Blut mit ihren Fingern.

Ich kniete mich zu ihr.

„Pass auf was du zu mir sagst, wenn du nichts weiter als ein schwächlicher, dürrer Drache bist. Du willst dich nicht ernsthaft verletzten. Nicht wahr.", zischte ich.

Sie schnappte nach Luft, mit weit aufgerissenen Augen.

„Wenn du deine hässlichen Gedanken überwunden hast, bist du herzlichst auf meine Hochzeit eingeladen. Lass dich bloß nicht dort blicken, um mich oder meine Liebste zu ärgern."

Grob wuschelte ich durch ihr blondes Haar. Dann stand ich auf und Schritt davon.

Milanda sagte kein Wort. Meine Drohung war eindeutig verstanden worden.

Der Faustschlag hatte meinen gesamten Zorn beinhaltet. Mit ruhigem Gemüt konnte ich zu meiner Liebsten zurückkehren.

Ich traf Juna früher als erwartet. Als ich die Treppe von Kampfplatz nach oben ging, sah ich sie an einem der großen Fenster im Gang sitzen.

Das schwache Licht umschmeichelte ihre Figur und küsste ihre Haut mit schwachem Glanz.

Von ihrem Platz aus konnte sie auf den Kampfplatz schauen. Sie hatte mich beobachtet.

Ohne Scham sah sie mir entgegen. Ich hatte ihr nie verboten, mir zu folgen. Ihre Gründe kannte ich inzwischen. Sie gab auf mich acht. Aus der Ferne.

Als ich vor ihr stand, legte ich ihr meine Hände auf die Schultern.

„Ich hab versprochen. Ich verletze mich nicht."

Mein Tonfall enthüllte meine Gereiztheit. Obwohl ich versuchte ihn zu verbergen. Ihre Sorgen zu verstehen fiel mir schwer. Doch ich wollte es versuchen.

Sie hatte mich sterben sehen. Die Vorstellung dasselbe zu durchleben, schmerzte unerträglich.

„Ich weiß. Ich wollte dir nur zusehen. Falls du traurig wirst. Dass ich da bin."

Juna nahm meine Hand und lehnte ihre Wange dagegen.

Durch das Fenster sah ich Milanda, die sich mühsam vom Boden aufrappelte. Mit dem Ärmel wischte sie sich das Blut vom Gesicht. Dann kickte sie gegen den Kopf der Strohpuppe. Im hohen Bogen flog er über die Mauer, die den Kampfplatz umschloss.

Vielleicht war meine Lektion zu streng gewesen. Zu unüberlegt und emotional. Doch Milanda hatte es schon lange auf einen Faustschlag angelegt. Nur eine Frage der Zeit und nicht der Mittel.

Meine Liebste blickte ebenfalls aus dem Fenster. Milanda trottete vom Kampfplatz.

Rasch zog ich Juna nach oben, packte ihre Hand und rannte los.

Ich wollte Milanda heute nicht mehr über den Weg laufen. Ganz besonders nicht mit meiner Königin im Schlepptau.

Wir liefen den Gang entlang und die Treppen ganz nach oben. Unsere Schritte hallten laut durch den Flur und verrieten uns sicherlich. Solange uns Milanda nicht folgte, kümmerte mich der Lärm nicht

Bald versteckten wir uns in einem der Dienstbotengänge.

Als wir uns ansahen, nach Atem ringend und mit heißen Gesichtern, musste ich kichern.

„Was ist passiert? Warum hast du sie geschlagen?"

Juna ächzte und stütze sich auf ihre Knie.

„Sie hat Unsinn erzählt. Und hat es lang schon verdient. Glaub mir."

Zärtlich strich ich ihr eine schweißnasse Strähne aus der Stirn.

Meine Liebste zog skeptisch eine Augenbraue nach oben.

„Bist du sicher, dass du nicht nur deine Wut an ihr abgeladen hast?"

Ich zuckte mit den Schultern. Vielleicht hatte sie recht. Es machte keinen Unterschied.

„Nun was auch immer. Geht's dir besser?", fragte meine Königin.

Mein Herzschlag, der sich eben normalisiert hatte, begann erneut zu rasen, als Juna die Arme um mich schlang.

Sie spitzte die Lippen. Sofort drückte ich meinen Mund darauf.

„Viel besser."

„Das ist wundervoll. Lass uns ins Bett gehen. Der Tag heute war viel zu lang."


Drache und SilberOnde histórias criam vida. Descubra agora