Drache und Silber 80

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„Du wirst sie so nicht behandeln. Verstanden.", knurrte ich.

Fest schloss ich meine Finger um die Hand der Königin und zog sie nah zu mir her.

„Alles in Ordnung?", fragte ich.

Sie nickte und presste sich eng an meine Seite.

„Das ist die Elfenkönigin. Bist du wahnsinnig. Meinst du, die Elfen lassen dich mit ihrer Königin zusammen sein? Du machst dich nur unglücklich. Iris. Ich hab dir immer gesagt, diese vielen Reisen tun dir nicht gut. Jetzt sieh was mit dir passiert ist."

Meine Mutter keifte und wand sich in den starken Armen meines Vaters. An körperlicher Kraft war er ihr weit überlegen, denn sie war zierlich wie Rosalie.

„Gregor. Lass mich los! Oder besser noch, schmeiß du die Elfe raus. Wie kannst du das nur zulassen? Das Kind weiß doch nicht was es tut."

Wie immer stellte meine Mutter meine Entscheidungen in Frage. Schon als kleines Kind, hatte sie immer versucht mich in die Richtung zu drängen, die sie sich für mich vorstellte. Bis ich mich knapp vor dem Erwachsen werden, von ihren festen Zügeln los riss. Sie hatte es mir nie verziehen.

„Ich weiß sehr wohl, was ich tue. Und deswegen werde ich jetzt gehe. Wenn du dich beruhigt hast und mit uns reden willst, können wir uns wieder treffen."

Ohne ihre Widerworte abzuwarten, verließ ich die Wohnung meiner Eltern.

Die Königin lief brav neben mir her. Die Situation hatte sie schockiert. Sie sprach kein Wort und ihre Hände zitterten.

Wenn sich meine Mutter in ihre Wut hineinsteigerte, machte es keinen Sinn, weiterhin ein Gespräch zu versuchen. Unser einzige Ausweg blieb, so schnell wie möglich zu verschwinden.

Dieses Mittagessen war kein bisschen so gelaufen, wie erhofft.

Mein Papa brachte mich in Verlegenheit. Die Königin mochte meine Schwester nicht. Und meine Mutter, hasste meine Geliebte.

Schwer seufzte ich und wandte mich zu der Elfe um. Diese starrte stur gerade aus. Ihre Augen glänzten feucht.

„Es tut mir Leid. Ich habe nicht damit gerechnet, dass sie so ausrastet. Meine Mutter ist schwer einzuschätzen."

Sacht legte ich meine Hand auf ihre Schulter, doch die Königin schüttelte sie ab.

„Lass uns schnell reingehen. Ja? Ich möchte nicht hier auf dem Gang rumstehen."

Die Elfe rannte zurück zu meinen Wohnräumen, vergaß die Wachen zu grüßen und verschwand im inneren, ohne auf mich zu warten.

Ich beeilte mich ihr nachzukommen. Der Anfall meiner Mutter, hatte sie schwer verletzt.

Leise schloss ich die Eingangstüre hinter mir. Auf den ersten Blick sah ich niemanden.

„Juna!"

Laut rief ich ihren Namen und erhielt eine gedämpfte Antwort.

„Komm ins Bad. Iris. Nach dem Ärger brauch ich ein Schaumbad."

Im Gegensatz zum Badeparadies der Königin, bestach mein Badezimmer durch praktikable Vorrichtungen. In meiner Wanne fand ich gut mit ausgestreckten Beinen platz. Wenn ich Schwimmen wollte, musste ich die öffentlichen Bäder des Winterstein aufsuchen.

Nur ein winziges Fenster warf schummriges Licht in den höhlenartigen Raum. Die Kerzen auf ihren Ständern an der Wand brannten bereits. Sie warfen golden flackerndes Licht.

Vor dem Spiegel stand die Elfe und löste ihr Haar. Als ich hereintrat, warf ihr Spiegelbild mir ein trauriges Lächeln zu.

„Wirklich, meine Mutter macht mich manchmal so wütend. Wenn wir jetzt nicht gegangen wären, hätte ich mich vielleicht mit ihr geprügelt."

Drohend hob ich die Fäuste und schüttelte sie. Ich versuchte einen Witz zu machen, um meine Geliebte aufzumunternd.

„Das meinst du doch nicht ernst."

Mit losem Haar trat die Königin zu mir und schlang die Arme um meine Taille. Sie verpasste der Badtür hinter mir einen Schubs und diese fiel leise ins Schloss.

„Natürlich kann ich meine Mutter nicht verprügeln. Aber manchmal tät ich es gern."

Die Elfe kicherte. Langsam lehnte sie sich vor und küsste mich. Sanft pressten wir unsere Lippen aneinander und verweilten einen Moment.

Ich streichelte ihr sanft über den Rücken und spielte mit den Enden ihres langen Haares.

Frech öffnete sie mir die Knöpfe an meiner Hose und zog mein Hemd heraus.

„Bade mit mir zusammen.", murmelte die Elfe gegen meine Lippen.

Abzulehnen war unmöglich. Nicht nur weil meine Geliebte unter meiner Familie gelitten hatte. Wir brauchten zusammen eine Pause von der Welt.

Dennoch wehrte ich mich gegen ihren Versuch mir das Hemd über den Kopf zu ziehen.

Um sie abzulenken, löste ich die Schnüre an ihrem Rücken und hackte ihren Gürtel aus. Klirrend landete er auf dem Steinboden.

Kräftig zog ich am Saum des Kleides und legte ihre Schultern frei. Mit klopfenden Herzen presste ich einen Kuss auf ihr Schlüsselbein.

„Unfair.", beschwerte sich die Elfe, „behält du wieder dein Hemd an? So unfair. Kannst du dich niemals ganz auf mich einlassen?"

Die letzte Frage bezog sich nicht nur auf jetzt. Ganz klar spielte meine Geliebte auf das Gespräch über die Ehe mit meinem Vater an. Natürlich würde sie mir meine panische Ablehnung nicht durchgehen lassen.

„Doch. Aber warum muss immer alles so plötzlich sein? Wir haben doch Zeit."

„Gut.", rief die Elfe aus und schob mich weg.

„Dann gehen wir beide mit Kleidung baden. Wie lang wollen wir also warten? Ein Jahr, dann ziehen wir uns aus. Und in zehn Jahren heiratest du mich. Oder in 50? In 100? Wie lange hält eine Drachenehe noch gleich?"

Wie erwartet diskutierten wir nicht über mein Hemd.

Ungeduldig riss sich die Königin die Spangen aus ihrem Haar und warf sie von sich. Als sie an die Wanne herantrat, steckte sie prüfend die Hand ins dampfende Wasser. Bevor wir zu meinen Eltern aufgebrochen waren, hatte ich eine Dienerin beauftragt, die Wanne zu füllen. Heiße Steine im Boden, hielten das Wasser warm.

Tatsächlich setzte sich meine Geliebte samt des Wollkleides ins Bad. Sofort sog es sich voll. Ein angewiderte Ausdruck fegte über das Gesicht der Königin. Doch sie blickte mich herausfordernd an und verschränkte die Arme.

„Also kommst du jetzt in die Wanne?", fragte sie.

Nach der Abfuhr durch meine Mutter, wollte ich sie eher trösten. Jetzt zu testen wer sturer war, tat uns beiden nicht gut.

Mit einem Seufzen zog ich mein Hemd über den Kopf und widerstand dem Drang, die Hände vor der Brust zusammen zu schlagen.

„Ich finde es ist zu früh für eine Ehe. Glaub nicht, dass du mich dazu zwingen kannst einzuwilligen. Auch du solltest dir überlegen, ob du mit einer Drachenehe wirklich einverstanden bist."


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