Silber und Drache 101

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Aus Sicht der Königin:

Iris ahnte nichts von ihrer Schönheit. Meine Gedanken vernebelten, wenn ich sie ansah. Vielleicht trug ein wenig der Schuld das Birnenbier. Die Drachen verstanden es vorzüglich Bier zu brauen. Es schmeckte süß und würzig wie Nektar.

Mit einem Kuss zauberte ich Röte auf die blassen Wangen meiner Liebsten. Sie bemühte sich mich unauffällig aus dem Festsaal zu schaffen. Ich störte sie und freute mich so sehr daran.

Wie sie mich sanft zurechtwies und doch sicher den Arm um meine Schulter spannte.

Meine süße Prinzessin.

„Iris. Küss mich doch. Muss ich betteln."

Brav drückte sie mir kurz die Lippen auf. Ich gab sie nicht so schnell frei. Hastig hielt ich ihr Gesicht fest, raubte viel mehr als sie mir gerade geben wollte.

Das Raunen um uns herum, ihr überraschtes Keuchen und stockendes Atmen vermischte sich zur schönsten Musik.

Meinen Drachen. Ohne Netz und Zauber hatte ich ihn eingefangen.

Sie riss sich los. Die Augen glasig, Wangen rot gepudert.

„Iris. Ich liebe dich. Prinzessin.", wisperte ich ihr zu.

Weil ich es ihr sagen musste. Immer wieder und wieder. Weil mir zu viele Jahre die Möglichkeit dazu genommen war.

Scheinbar wurde ihr der unauffällige Weg zu lang. Mühelos schwang sie mich hoch auf ihre Armen.

Ein Lachen blubberte aus mir hervor. Das hastige Vorwärtsdrängen fühlte sich an wie Fliegen.

„Verdammtes Birnenbier. Das trinkst du nie wieder.", schimpfte Iris vor sich hin.

Ich flocht meine Finger in ihre weichen Locken. Als ich leicht daran zog, biss sich Iris auf die Lippen.

Mit mir auf ihren Armen, war sie vollkommen wehrlos. Flink grub ich die Hände in ihre Schultern um mich hochzuziehen, bis meine Zunge ihren blanken Hals erreichte. Mit den Zähnen nur ein wenig, mit den Lippen umso mehr, kostete ich ihren Haut.

Iris Geschmack berauschte mich. Ihr süßer Duft füllte meine Nase. Salzig wie das Meer, vom anstrengenden Kampf und doch frisch wie der kalte Wind in ihrer Heimat.

Etwas Blut klebte an ihrem Hemd, von ihrer Wunde, die ich noch im Kampf geheilt hatte. Mein Kopf im Nebel, die Wände tanzten so lustig, bebte noch immer die Angst in mir. Unkontrollierbar und überwältigend, wenn mein Drache sich verletzte. Dann wollte ich alle töten um sie herum. Jeden einzelnen der ihr schaden konnte.

Frech leckte ich mich zu den Schuppen in ihrem Nacken. Sie schillerten wie Perlen und gehörten mir. Deshalb nahm ich sie, als Hürde für meine Zunge.

Meine Liebste erzitterte unter meiner Berührung. Und sie motzte leise.

„Juna. Ich lass dich gleich fallen. L-lass das j..."

Ein süßes Stöhnen entschlüpfte ihr. Rasch setzte sie mich auf den Boden. Ein wenig holprig.

Ihr verdrossenes Gesicht brachte mich zum Lachen. Laut hallte es von den Wänden um uns herum wieder.

Mein wehrloser Drache. Ich stürzte mich auf ihn und brachte ihn zu Boden.

Iris Sicht

Meine betrunkene Königin benahm sich nicht besser als Vigour mit Samuel, seinem Spielzeug. Nur sie spielte mit mir. Es gefiel ihr mich zu beschämen.

Und mich im Gang mit Küssen zu überfallen, bevor wir meine Räume erreichten.

Sie saß auf mir und musterte mich mit glasigem Blick. Die Haare, längst aus ihrer komplizierten Frisur entkommen, bauschten sich wild über ihren Schultern. Das flackernde Licht der Fackeln zauberte tanzende Schatten auf ihre schimmernde Haut.

Wärme erfüllte mich bei ihrem Anblick. Ein Grund mehr sie zu meinem Bett zu schaffen.

Blieb nur die Aufgabe, sie möglichst sanft von mir herunter zu befördern.

Juna streichelte meine Wangen. Sie lehnte sich vor mit ihrem strahlenden Lächeln, das mir die Kräfte raubte.

„Ich liebe dich. Meine Prinzessin. Ich liebe dich. Lass uns gleich heiraten."

Wenn sie nur aufhören würde mich Prinzessin zu nennen.

Die Liebeserklärung klang gelallt genauso schön wie immer.

„Das geht nicht gleich Juna. Eine Königin kann nicht einfach so heiraten."

„Doch das kann ich."

Stur funkelte sie mich an. Ich befürchtete sie würde gleich losrennen, einen Templer für die Eheschließung zu finden. Obwohl ich gewiss nicht um die große Hochzeit im Elfenreich trauerte. Das einzige was ich wollte war Juna an meiner Seite.

„Hoppla. Hoch mit dir."

Ich lüpfte Juna von mir herunter und sie begann mit den Füßen in der Luft zu strampeln.

„Willst du nicht...in mein Bett?"

Meine Stimme klang nicht so verführerisch, wie ich gehofft hatte. Die Frage verfehlte die Wirkung nicht. Meine Königin wehrte sich nicht mehr.

„Was wollen wir denn dort so machen?"

Ihre flinke Zunge benetzte ihre Lippen. Ein Zwicken an meinem Hintern ließ mich aufschrecken. Verführung konnte Juna deutlich besser als ich.




Der restliche Weg zu meinen Räumen glich nur ein wenig der Tortur von zuvor. Ich verlor meine Rüstung noch auf dem Gang. Juna schwenkte sie triumphierend über ihren Kopf und schleuderte sie auf Nimmerwiedersehen in einen dunklen Seitengang.

Mein Hemd und die Hose verteidigte ich erfolgreich.

Nie wieder Birnenbier. Nie wieder.

Schwer atmend schaffte ich es nach Hause und Juna hüpfte quietschfidel hinter mir durch die Tür.

Beim letzten Mal war sie nach dem Konsum von zu viel Alkohol einfach eingeschlafen. Heute reagierte sie geradezu aufgekratzt.

Es fehlten vielleicht noch ein paar Gläser mehr vom Bier.

Der einzige Alkohol in meinen Räumen war ein Kräuterschnaps von Rosalie gegen Magenschmerzen. Durch dessen bitteren Geschmack verging einem die Lust auf Magenschmerzen schon vor dem Genuss des Gebräus.

Den würde die Königin niemals anrühren.

„Komm schon. Komm!"

Meine Liebste zerrte an mir. Ungeduldig, aufgedreht, die sonst so blassen Wangen rot wie Feuer.

Widerstandslos ließ ich mich zum Schlafzimmer drängeln.

„Alles gut. Willst du vorher einen Schluck W..."

„Schluss jetzt. Wir sind endlich allein."

Sie schimpfte und trat die Tür, das letzte Hindernis vor dem Bett, wüst aus dem Weg.

Rasch nahm ich sie in den Arm, drückte Juna so fest dass sie keuchte.

Zwar liebte ich sie immer und sehnte mich im Moment unendlich nach ihrem Körper, doch diese Unruhe, fast ein Fieber, das sie ausstrahlte, beunruhigte mich.

„Juna. Alles gut. Wir haben die ganze Nacht Zeit. Niemand wird uns trennen."

„Aber wenn..wenn..."

Ein Schluchzen brach aus ihr hervor. Zitternd klammerte sie sich an mich.

Meine Königin zerfiel vor mir. Verzweiflung schluckte meine Juna. Ich konnte ihr nur dabei zusehen.


Drache und SilberOnde histórias criam vida. Descubra agora