Drache und Silber 8

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„Wagt es nicht auch nur einen Ton zu sagen," brüllte ich Ranja und Milanda an, bevor diese die Zeit hatten auch nur den Mund zu öffnen.

Folgsam wie erwartet schlug sich Ranja beide Hände über den Mund und zwinkerte mir zu, als ob sie mir versichern wollte, ich konnte mich auf ihre Verschwiegenheit verlassen.

Milanda grinste nur breit, etwas blitzte in ihren Augen, es hinterließ in mir das Gefühl einer schleichenden Bedrohung, die irgendwann in meinem Gesicht explodieren würde.

Meine Geschick mein Problem zu verbergen, bewegte sich im Bereich der nicht Existenz und ich wusste, ich musste die kleinen Brände löschen, bevor sie sich zu gewaltigen alles verzerrenden Feuersbrünsten auswachsen konnten. Doch im Moment war ich dazu nicht in der Lage.

Vor allem deshalb, weil ich einfach nicht die Fähigkeit besaß, die Schwelle zu überqueren, die mich daran hinderte ein richtiges Gespräch mit der Königin zu beginnen.

Hier im Freien, wo frische Luft meine Lungen füllte und sich die Welt weit und frei um mich herum erstreckte, wusste ich nicht woraus mein Problem bestand. In der Nähe der Königin überwältigte es mich und schlug mich nieder, so dass ich beinahe bewusstlos die Flucht antreten musste.

Die Situation blieb schwierig, viel schwieriger als jeden Feind den ich auf dem Schlachtfeld treffen konnte.

Trotzdem war ich kein Drache der von Problemen davonlief, deshalb führte der einzige Ausweg den ich akzeptieren konnte zurück zur Königin.

Sollten meine Begleiterinnen nur in ihrer Belustigung schwelgen, ich fühlte mich bereit für den dritten Versuch um mit meiner Gefangenen zu verhandeln.

Angefüllt mit neuer Euphorie, dass ich diese Prüfung bestehen konnte, riss ich erneut die Tür zum Karren auf. Unter meiner geballten Kraft schmetterte ich sie an die Rückwand des Wagens und erschreckte die Königin durch den lauten Knall.

Sie zuckte zusammen und sah mir mit großen, verwunderten Augen entgegen. Ihr hübsches, erschrockenes Gesicht war so entzückend, dass ich am Liebsten wieder fortgelaufen wäre.

Diesen Gedanken an Flucht verbannte ich sofort, ich würde der Bedrohung diesmal gegenüber treten.

Diesmal schloss ich die Tür hinter mir, obwohl es meine Lage unangenehmer machte, wollte ich nicht riskieren, dass Milanda mich und die Königin beobachten würde. Sie brauchte nicht noch mehr Futter für ihre spitze Zunge, die mich mit Sicherheit bald aufspießen würde.

„Ich bin hier um euch mit eurem Haar zu helfen."

Die Worte waren die einer Dienstmagd, mein Tonfall klang wie die Herausforderung zu einem Duell.

„Das ist schön," antwortete die Königin mit sanfter Stimme, kein Schreck lag mehr in ihrem Blick, sie wirkte sehr ruhig, und zu meiner Erleichterung machte sie im Moment auch keinen Versuch mich anzuflimmern.

Diese Atmosphäre konnte ich gut ertragen, sie ließ mir mehr Raum zum Atmen.

Die Elfe hatte bereits begonnen ihre vorderen Haarsträhnen mit dem Kamm, den ich bei meiner Flucht hatte fallen lassen, zu bearbeiten, ein Strang glitzernden blonden Haares lag glatt über ihrer Schulter.

Konzentriert arbeitete sie sich durch ihr Haar, nahm dabei wenig Notiz von mir als ich mich neben sie setzte. Mein Mantel lag über ihr wie eine Decke, er bedeckte ihren Körper vom Hals bis hinunter zu den Zehenspitzen.

Mit dem Rücken zu mir gedreht, reichte sie mir meinen Kamm über ihre Schulter hinweg.

„Ich habe das Gefühl als wäre mein Haar am Hinterkopf ein riesiges Vogelnest. Könnt ihr mir helfen es zu entwirren?"

Drache und SilberOù les histoires vivent. Découvrez maintenant