Drache und Silber 44

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Mir fehlte die Kraft zum Weglaufen.

Das Monster musterte mich mit eiskaltem Blick.

Verzweifelt schnappte ich nach Luft und schlug die Hände über die Augen.

Während ich vor Schmerzen verging, hielt ich dieser Gefühllosigkeit nicht stand.

Niemand konnte mir helfen. Ich war verloren.

Ein intensiver Geruch stieg mir in die Nase. Schwere Süße umnebelte meine Gedanken.

„Iris. Mein hübscher, starker Drache. Was riechst du? Beschreib es mir."

Klebrig und golden legte sich der Duft auf meine Brust. Er öffnete meine Lunge, für einen tiefen Atemzug.

„Ho...hon..."

Meine Stimme funktionierte nicht richtig. Doch ich sah den Honig bernsteinfarben schimmern vor mir. Eine zähe, zuckersüße Pfütze.

„Ganz genau. Honig. Probier nur. Prinzessin."

Ein sanftes Streicheln direkt an meinen Lippen erschreckte mich. Ich wollte nicht nachsehen woher es kam. Aus Angst vor der Bestie. Noch kräftiger presste ich meine Fäuste auf die Augen.

„Na. Das schaffst du. Der Honig ist so köstlich."

Laut seufzte ich. Die Stimme, die zu mir sprach, ließ mein Herz schneller schlagen. Auf eine erstaunlich beruhigende Art und Weise. Sie erlöste mich von der Dunkelheit.

Ich konnte ihr vertrauen. Ohne Zweifel.

Vorsichtig leckte ich mit der Zungenspitze aus meinen Mund, spürte weiche Haut und schmeckte die kräftige Süße des Honigs. Wie Balsam bereitete sich das Aroma in meinen Mund aus. Es tropfte heilsam in meine Kehle.

Schlagartig lüftete sich der Schleier um meine Gedanken.

Das Schlachtfeld lag weit entfernt vor mir. Niemand hier würde mich verletzen.

Das Monster mit den schwarzen Augen war nur ein bösartiges Relikt aus meiner Vergangenheit.

Kraftlos rutschten mir Hände aus dem Gesicht. Träge schlug ich die Lider auf.

Für einen kurzen Moment blendete mich die Sonne. Ich blinzelte Tränen fort.

„Iris. Seid ihr wieder bei mir?"

Die Königin lag über mir, jeweils einen Arm zu beiden Seiten meines Gesicht abgestützt. Die Stirn besorgt in Falten gelegt, musterte sie mich gründlich mit ihren himmelblauen Augen.

Ihr langes Haar hing über ihre Schulter und kitzelte mich am Hals.

„Haaahh."

Mehr fiel mir als Antwort beim besten Willen nicht ein.

Die Geschehnisse zu erfassen fiel mir schwer. Ein schrecklicher Alptraum hatte mich heimgesucht. Im Wachzustand.

„Bei Mutter Erde. Zum Glück."

Mit einem leisem Schluchzen umarmte mich die Königin fest und drückte einen Kuss auf meine Wange.

„Ihr habt mir so einen Schrecken eingejagt."

„Ihr mir auch.", antwortete ich und meinte es vermutlich vollkommen anders als sie.

Das Gesicht der Königin schwebte direkt über mir. Beinah berührten sich unsere Nasenspitzen. In ihren Wimpern hingen glitzernde Tropfen.

„Ich wollte es nicht. Was ist überhaupt passiert? Nur weil ich wütend werde, solltet ihr nicht so aus der Fassung geraten."

Zärtlich kämmte sie mir das Haar aus der Stirn. Ihr Körper ruhte schwer auf mir. Ich spürte wie sich ihr glatter Bauch an Meinen drückte und ihre Beine mich auf den Boden pinnten.

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