Kapitel 107

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24. August 1997

Es dauert eine Weile, bis ich ihre Aussage verarbeitet habe. Der Satz kreist wirr durch meinen Kopf und findet keinen Halt. Es ergibt einfach keinen Sinn. Es kann einfach nicht sein.

Mein Mund steht offen. Unwillkürlich weiche ich von ihr zurück.

«Nein.», sage ich. Mein Mund ist trocken. «Nein.», wiederhole ich mich. Zu mehr bin ich gerade nicht im Stande. Als sie mich am Arm anfassen möchte, schlage ich ihre Hand weg und mache einen Schritt zurück. «Fass mich nicht an.», zische ich.

«Ich bin deine Mutter.», wiederholt die Frau mit einem traurigen Ausdruck in den Augen.

«Meine Mutter ist tot.», presse ich hervor.

«Ich sollte tot sein. Ja. Aber ich konnte mich aus den Flammen retten.»

Flammen? Ich verenge die Augen und versuche mich angestrengt daran zu erinnern, wie meine Mutter eigentlich gestorben war. Doch ich weiß es nicht. Dad hatte es mir nie gesagt. «Du lügst.»

«Ich lüge nicht. Du bist Emilia Remedy McClair. Dein Vater ist Remus Lupin. Deine Mutter ist Rosalind McClair. Ich bin Rosalind.»

Ich schüttle wild den Kopf. «Nein. Ich glaube dir nicht.» Mein Zauberstab zeigt inzwischen zitternd zu Boden. «Das weiß so ziemlich jeder von mir.»

«Ich habe dich in die Hände von Muggeln gegeben, um dich zu schützen. Damit du sicher bist.»

Ich schnaube. «Das beweist gar nichts.»

«Alles, was ich dir hinterlassen habe waren ein Bild von deinem Vater und mir und den Schlüssel zu meinem Verließ.»

Ich kann ihr nicht in die Augen schauen. Nein, nein, nein. Das kann nicht sein. Meine Mutter ist tot. Sie hat sich für die falsche Seite entschieden, mich ausgesetzt und zurückgelassen. Sie ist gestorben.

«Dumbledore hat dir den Brief gegeben, oder? Ich bin froh, dass du deinen Vater gefunden hast.»

Ich fahre mir mit beiden Händen durch die Haare und schüttle den Kopf. «Nein.» Dann schaue ich ihr direkt in die Augen und halte Inne. Ich habe es vorher nicht gesehen, doch ich kann es nicht leugnen: Ich sehe mich in ihren Augen. Mein Zauberstab schnellt wieder in die Höhe. «Wenn du meine Mutter bist... Wo warst du dann die letzten neunzehn Jahre? Warum jetzt? Was...» Meine Stimme bricht ab. Meine Gefühle verlaufen sich. Entsetzen wird überdeckt von Wut, von Unglauben und gemischt mit Enttäuschung.

«Ich bin untergetaucht. Ich war einige Jahre im Ausland. Bitte, glaub mir. Es ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht an dich gedacht habe und mir gewünscht habe, dass ich bei dir sein könnte.»

Ich schnaube. «Achja? Und trotzdem hast du fast neunzehn Jahre gebraucht, um ... um was? Mir dann aufzulauern? Mich zu verfolgen und zu hoffen, dass wir jetzt eine glückliche kleine Familie sein können?»

«Ich... Glaub mir, ich habe versucht, dich zu finden. Als ich zurückkam, warst du verschwunden. Du warst nicht mehr im Heim. Außer Hogwarts hatte ich sonst keinen Anhaltspunkt und ich konnte ja schlecht einfach durch die Mauern spazieren. Ich wusste nicht, wo dein Dad wohnt... Darum konnte ich nur hoffen, dass es dir gut geht und weitersuchen.»

«Wie hast du mich gefunden?»

«Dein Bild war im Tagespropheten. Ich hab dich sofort erkannt.» Sie lächelt.

Mir entfährt ein Stöhnen. «Ich habe mit dir abgeschlossen. Ich habe viele Jahre lang gehofft, du würdest irgendwann vor der Tür stehen, würdest mich holen, hättest einen guten Grund, warum du mich nicht behalten konntest... Aber du bist nicht gekommen.» Ich gehe einen Schritt auf sie zu und drücke ihr den Zauberstab in die Brust. «Sie haben mich gehänselt. Sie haben mich verspottet. Weil ich ein Freak war.»

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWhere stories live. Discover now