Kapitel 120

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2. Mai 1998

Als ich wieder aufwache, liege ich bäuchlings auf einem der Feldbetten auf dem Podium der Großen Halle, wo ich nur wenige Minuten zuvor selbst die Verletzten der Schlacht geheilt hatte.

Jetzt bin ich es, die von Madam Pomfrey böse angeschaut wird, als diese bemerkt, dass ich mich mit einem Stöhnen aufzurichten versuche. Sie hält mich an der Schulter zurück.

«Sie dummes, dummes Mädchen. Wieso haben Sie denn nichts gesagt? Drei Wirbel gebrochen! Sie können von Glück reden, dass Sie noch laufen konnten.»

«Hab's vergessen.», murmle ich und bin mir bewusst, wie irrsinnig das klingen muss.

Sie wuselt wieder davon und ich nutze den Moment, um mich auf meine Ellbogen abzustützen. Ich recke den Kopf und sehe mich um. Schnell finde ich Fred, der zwei Betten neben mir auf der kannte seines Feldbettes sitzt und mich angrinst.

«Du musst doch nicht gleich zusammenklappen bei dem Gedanken, dass du mich jetzt dein Leben lang an der Backe hast.».

Ich schaue ihn dumm an, völlig aus der Bahn geworfen von seinem Kommentar. Dann lache ich auf und lasse mich kopfschüttelnd wieder in meine Liege fallen.

Es vergehen nur wenige Minuten, in denen Fred und ich uns leise unterhalten können und ich meinem Körper eine Pause gönnen kann.

Ich hatte mich selbst aus dem Krankenbett entlassen und bin ächzend zu Fred gehumpelt, um mich neben ihn zu setzen. Es scheint ihm besser zu gehen, auch wenn ihm das Atmen noch immer schwerfällt und ihm jede Bewegung Schmerzen zu verursachen scheint.

«Mach das nie wieder.», flüstere ich und blicke ihn besorgt an.

«Sterben?», fragt er unpassend belustigt.

«Für mich sterben. Du hast mich weggeschubst. Ich hätte den Fluch abbekommen sollen.» Meine Stirn liegt in Falten.

«Sieh es mal so: Hätte der Fluch dich getroffen, dann wärst du jetzt tot. Und zwar mausetot. Ende, aus. Da niemand so unglaublich talentiert ist wie du, hätten wir nichts tun können. Aber ich wusste, dass du nicht ohne mich leben kannst. Dafür bin ich viel zu großartig. Also... War das die einzig sinnvolle Lösung.»

«Du bist ein Spinner.»

«Aber ich habe Recht.»

«Ich gebe es ungerne zu, aber ja. Wahrscheinlich hast du Recht.»

«Danke.»

«Ich hatte solche Angst.», hauche ich. «Du warst tot, Fred. Tot.»

Sein Grinsen legt sich und er spitzt die Lippen. «Aber das einzig wichtige ist doch, dass ich jetzt wieder lebe. Wegen dir.» Er tippt auf mein Brustbein.

«Eigentlich... Sollten wir Percy danken. Ohne ihn wäre ich glaub ich durchgedreht. Okay, ich bin durchgedreht... Aber ich weiß nicht, ob ich klar hätte denken können, wenn... wenn er mich nicht angeschrien hätte.»

Fred schüttelt amüsiert den Kopf. «Ich werde ihm einen Präsentkorb zukommen lassen.» Er fährt sich einmal durch die Haare, dann sieht er mich wieder an. «Du hast mich gerettet.», flüstert er und sieht das erste Mal in seinem Leben ernst aus. «Danke.», flüstert er. Zögerlich nimmt er mein Gesicht in seine Hände und küsst mich dann.

Der Kuss drückt so viel Ungesagtes aus, das bisher noch nicht den Weg über unsere Lippen gefunden hatte. Dankbarkeit, Angst, Stolz, Schmerz und Liebe - so unendlich starke Liebe.

Freds Atem reicht nicht aus, um den Kuss länger auszudehnen. Stattdessen lehnt er seine Stirn gegen meine und schließt die Augen. «Ich liebe dich.», flüstert er.

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt