Kapitel 60

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August 1995

Wir waren inzwischen schon drei Wochen im Hause der Blacks. Hermine hatte sich schnell mit eingelebt und eingefügt und vor ein paar Tagen war auch Harry dazu gestoßen. Er schien ziemlich aufgebracht zu sein, muss heute sogar zu einer Anhörung, weil er anscheinend unerlaubt gezaubert haben soll. Er und Arthur sind gerade auf dem Weg ins Ministerium, während wir im Hause der Blacks einen normal gewordenen Alltag verleben.

„Was schreibt er?" Ich sitze mit Hermine auf dem Sofa vorm Kamin und trinke eine Heiße Schokolade, Hermine hält einen Brief von Viktor Krumm in der Hand. Sie seufzt. „Er schreibt, er vermisst mich." Ich nehme einen Schluck von meiner Schokolade. „Vermisst du ihn auch?", frage ich und beäuge sie neugierig. Sie antwortet nicht sofort. „... ja, schon." Sie faltet den Brief zusammen und legt ihn auf den Couchtisch. „Wie war eigentlich euer Treffen? Das war doch schon, oder?" Sie lächelt traurig. „Ziemlich schön." Sie nimmt sich ihre Tasse und nippt daran. „Was habt ihr gemacht?" – „Ach, wir haben uns in London getroffen. Er hatte da einen Termin... Irgendwas wegen Quidditch. Wir haben Eis gegessen." Sie scheint ruhiger als sonst zu sein. „Lief es nicht gut?" Sie schaut mich empört an. „Doch natürlich! Es war wunderschön!" – „Aber?" Sie senkt den Kopf. „Er ist viel älter als ich, er ist Bulgare, berühmter Quidditch-Spieler..." Ich seufze. „Hermine, dieses Gespräch hatten wir doch schon so oft." Ich lehne mich zu ihr herüber. „Wenn du dir sicher bist, dass du ihn magst, dann ist es egal, wie verschieden ihr seid. Was zusammengehört-" - „Wird auch zusammen finden.", beendet sie meinen Satz. „Ich weiß." Sie nimmt einen Schluck aus ihrer Tasse. „Er schreibt, dass er mich wiedersehen möchte!" Ein Grinsen huscht über ihre Lippen und ich tätschle ihren Arm. „Das ist doch super! Ihr solltet direkt was ausmachen!" Euphorisch grinse ich sie an. „Ich wird ihm heut Abend antworten, denk ich." Ich nicke und nehme noch einen Schluck heiße Schokolade. „Ihr ward so süß zusammen.", schwärme ich und Hermine wird rot. „Findest du?" Ich nicke heftig. „Sag mal...", ich rutsche ein bisschen näher an sie heran und rede mit gedeckter Stimme. „Habt ihr euch geküsst?" Ihre Wangen werden feuerrot und sie nickt langsam. „Und?" – „Was und?" – „Wie war's?" – „Wie soll es denn schon gewesen sein?" Ich lache auf. „Naja, küsst er gut?"

Bevor ich meine Frage zu Ende ausgesprochen habe, ploppt es und Fred und George tauchen hinter uns auf. „Wer küsst gut?", fragt Fred und kommt auf mich zu. „Du selbstverständlich.", scherze ich und recke mich, um ihn küssen zu können. „Selbstverständlich.", grinst er und küsst mich. Er lehnt sich auf die Rückenlehne der Couch. „Apropos küssen. Schon was von Harry und seiner Dementor-Geschichte gehört?", fragt George aus dem Hintergrund. Ich schnaube. „Tolle Überleitung, George." – „Nein haben wir nicht.", meint Hermine dann schnippisch. „Geht doch eure Mutter fragen." – „Komm Fred, ich glaube wir stören die beiden Damen nur." – „Als könnte ich Em jemals stören." – „Du störst.", meine ich trocken und als er mich empört anschaut zucke ich nur mit den Achseln. „Autsch.", meint er, als er sich von der Lehne erhebt und fasst sich mit beiden Händen an sein Herz. „Wenn Madam das so sieht..." Er reckt sein Kinn in die Höhe und dreht sich von mir weg. „Komm George, wir gehen!", Fred nimmt seinen Bruder am Ärmel und zieht ihn Richtung Tür. „Ich liebe dich trotzdem!", rufe ich ihm hinterher. „Der Zug ist abgefahren!", ruft er zurück. „Dramaqueen!", antworte ich und ich vernehme nur ein Lachen. Dann erscheint Fred wieder im Türrahmen und haucht mir einen Luftkuss zu. Ich fange ihn dramatisch auf und führe ihn zu meinem Herzen. Fred schüttelt belustigt den Kopf, grinst und verschwindet dann wieder. Grinsend seufze ich und halte meine Tasse fest in den Händen.

Als ich zu Hermine aufblicke, beäugt sie mich mit verengten Augen. „Was ist?", frage ich und merke, wie meine Wangen rot anlaufen. „Nichts.", meint sie und schmunzelt. Ich verziehe meine Augenbrauen und sehe fragend drein. „Es ist nur... Bei euch sieht das alles so einfach aus. Als gäbe es nichts, dass euch auseinander bringen könnte. Als wäre euch vor dem anderen einfach nichts peinlich und naja... Als wärt ihr einfach füreinander geschaffen." Ich lächle glücklich. „So fühlt es sich tatsächlich auch an." – „Woher weißt du das? Wie fühlt sich das an? Ich habe mal in einem Buch-" Ich halte ihr einen Finger auf den Mund. „Erste Regel: Vertraue zum Thema Liebe nicht auf ein Buch, sondern auf deinen Bauch. Ist ein Unterschied von einem Buchstaben, und dennoch sehr wichtig." Hermine lacht leise auf. „Da bin ich nicht gut drin." – „Quatsch. Da gibt's nichts zu können." Sie verzieht den Mund. „Woher wusstest du damals, dass Fred der Richtige ist? Ich meine, ihr habt ja letztendlich eure Freundschaft aufs Spiel gesetzt... Das macht man ja nicht, wenn man sich nicht sicher ist. Und lang genug gebraucht habt ihr ja auch. Wann war es dir klar?" Ich sinke in die Couch zurück und denke nach. „Mh... Schwierige Frage. Es stimmt, wir haben unsere Freundschaft aufs Spiel gesetzt. Aber dafür haben wir jetzt nicht nur unsere Freundschaft erhalten sondern sie noch so viel besser ausgebaut. Klar, wenn es irgendwann mal nicht mehr klappen sollte, ist die Frage, wie wir damit umgehen... Aber das ist hypothetisch und ein so großes Vielleicht, dass ich gar nicht darüber nachdenken möchte." Ich nehme einen Schluck Kakao. „Wann ich gemerkt habe, dass ich in Fred verliebt bin... Mh... Viel zu spät trifft es ganz gut... Wahrscheinlich erst, als er mit Angelina ausgegangen ist. Vorher dachte ich, das wäre nur Freundschaft... Aber als ich ihn dann mit ihr gesehen habe, haben mir mein Herz und mein Bauch was ganz anderes gesagt. Irgendwann hat er mich dann einfach so geküsst... Da war's dann um mich geschehen. Ich dachte damals ja noch, ich wäre in Beck verliebt... Aber jetzt weiß ich, dass man das nicht verliebt nennen konnte. Ich war naiv und verknallt. Ich fand ihn nett, mehr aber auch nicht. Wenn ich mit Fred zusammen bin, fühle ich mich einfach immer wohl. Wenn ich ihn nur ansehe und er mich mit seinem schelmischen Grinsen anlächelt, kribbelt es in meinem Bauch. Wer auch immer das Sprichwort mit den Schmetterlingen im Bauch erfunden hat, der hatte verdammt noch mal Recht mit seinem Vergleich. Genauso fühlt es sich nämlich an. Am Anfang ging er mir auch einfach nicht aus dem Kopf. Natürlich denke ich immer noch ununterbrochen an ihn, will wissen, wie es ihm geht, was er macht, wo er steckt... Aber am Anfang war das ganz extrem, ich konnte Nächte nicht schlafen, weil ich mir so einen Kopf gemacht habe darüber, was zwischen uns beiden ist und jedes Mal, wenn meine Gedanken zu ihm abgeschweift sind, hat sich mein ganzer Körper zusammengezogen. Positiv natürlich."

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWhere stories live. Discover now