Kapitel 97

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Kapitel 97

10. Juni 1997

„Du bist im Tagespropheten!", ruft Fred und wedelt mit der Zeitung in meine Richtung. „Was bin ich?" Ich laufe um den Küchentresen herum und stütze mich von hinten auf die Rückenlehne der Couch, auf der Fred im Schneidersitz sitzt. Ich lese über seine Schulter hinweg mit, als er den Artikel laut beginnt vorzulesen: „Hogwarts: Junge Hexen und Zauberer feiern Abschluss.
In der vergangenen Woche verabschiedeten die Hauslehrer ihre 63 Absolventen von der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei. Nun beginnt für unsere jungen Mitmenschen ein neuer Lebensabschnitt. Ihren Abschied von der Schule feierten sie am letzten Freitag in der Großen Halle des Schlosses. Es gab tatsächlich Grund zu feiern, denn alle Schüler der Abschlussklasse erreichten erfolgreich ihren UTZ und erhielten von den Schulsprechern ihr Abschlusszeugnis überreicht. Vor der Zeugnisausgabe begeisterte die Schulsprecherin Emilia Lupin, Gryffindor und Tochter des ehemaligen Lehrers für Verteidigung gegen die Dunklen Künste, Remus Lupin, mit einer emotionalen und kritikreichen Rede über die vergangenen Schuljahre. Während Lupin nun den Weg der Heilerin im Sankt Mungos Hospital einschlagen möchte, wählte ihr Schulsprecher-Kollege Jasper Yates den abenteuerlichen Weg, auf Reisen Tierwesen zu erforschen." Fred holt Luft und überfliegt den Rest des Artikels. „Mhhh... Prüfungen, Feier... Bla Bla... Die Redaktion wünscht allen Absolventen für ihre Zukunft nur das Beste." Fred hält die Zeitung ein wenig höher, sodass ich das Bild, welches dem Artikel beigefügt ist, genauer betrachten kann. „Du bist... großartig getroffen.", schnaubt Fred und muss ein Lachen unterdrücken. Es ist eine Aufnahme von meiner Rede: Ich hebe den Finger anklagend in die Luft, Jasper nickt neben mir fleißig und Professor Dumbledore sieht hinter mir aus, als wäre er gerade mit seinen Gedanken ganz wo anders unterwegs. „Ich sehe schrecklich aus.", mustere ich meine Gesichtszüge, die auf dem Papier irgendwie zerknautscht aussehen. Ich weiß nicht, was ich in diesem Moment gerade gesagt habe, aber es schmeichelt meinem Ausdruck nicht. „Meine Liebe, das ist dein Gesicht." Ich keuche, muss jedoch grinsen. „Jetzt werd mal nicht frech!" – „Ich finde du siehst einfach nur ernst aus. Das steht dir nicht." Ich gluckse und schüttle den Kopf. „Meine Freundin: Schulsprecherin und Moralapostel. Wenn das die Runde macht... du gefährdest meinen Ruf.", kommentiert Fred das Bild und ich lache auf. „Das ist ja jetzt gottseidank vorbei und du hast wieder freie Bahn, mich so zu verkorksen wie du willst.", entgegne ich ihm und gebe ihm kopfüber einen schnellen Kuss.

Ich greife nach der Zeitung in Freds Händen und will sie ihm entreißen, doch er ist schneller. „Bitte, ich muss sie verbrennen.", lache ich, doch Fred steht auf und hält sie so weit nach oben, dass sie aus meiner Reichweite ist. „Vergiss es." Ich hüpfe auf die Couch und strecke mich lachend nach der Zeitung aus. Fred hat keinerlei Mühe, mich abzuwehren – gegen seine Größe habe ich einfach keine Chance. „Ich dachte das soll nicht die Runde machen.", lache ich und versuche, Freds Arm zu mir herunter zu ziehen – vergebens. „Ich habe es mir anders überlegt. Das ist ein großartiges Gegenbeispiel für unsere Kinder, was aus ihnen wird, wenn sie auf die falsche Bahn geraten." Ich halte einen Moment inne, um zu lachen. „Nicht mal die Sponsoren der Feier haben sie erwähnt. Eine Frechheit ist das. Das wäre ein tolles Beispiel dafür gewesen, wie man es richtig macht." Ich schüttle den Kopf, als Fred über beide Ohren grinst.

„Was treibt ihr beiden da?" Fred und ich drehen uns gleichzeitig zu George um, der gerade ins Wohnzimmer gelaufen kommt. „Wie schön, dass du fragst!", singt Fred und versucht mir seinen Arm zu entziehen, um George den Zeitungsartikel entgegenzustrecken. „Neeeiiiin", mache ich und klammere mich an den Arm meines Freundes, als würde mein Leben davon abhängen. Doch die Zwillinge lachen bloß und George streckt sich mit einer Leichtigkeit nach dem Stück Papier aus, um es seinem Bruder abzunehmen. „Jetzt ist unsere Emilia auch noch in der Zeitung! Wie wunderbar.", lacht er und überfliegt den Artikel. „Wenn das Mum sieht! Die wird aus dem Häuschen sein." – „Wir sollten es ihr zuschicken." – „Bestimmt hat sie es schon gesehen. Ist etwa noch keine Eule von ihr da?" George schaut sich im Wohnzimmer um, als würde er erwarten, dass die Eule der Weasleys jeden Moment hereingeflogen kommt. „Wir können ja gleich noch schnell bei Mum und Dad vorbeischauen und Mum darauf hinweisen." Die Zwillinge lachen und ich seufze laut. „Warum hab ich mich nochmal darauf eingelassen, mit euch zusammenzuwohnen?", erkundige ich mich und lasse mich auf das Sofa fallen. „Weil du uns mehr liebst als dass du uns hasst.", antwortet Fred mir und ich muss grinsen. „Leider ja." Er lehnt sich zu mir herunter und gibt mir einen Kuss. „Genug geknutscht.", unterbricht George uns und wir schauen zu ihm auf. „Ich habe einen unersättlichen Durst, der gestillt werden möchte.", grinst er und greift nach seiner Jacke, die über der Sofalehne hängt. „Also, können wir los?" – „Durst also...", entgegnet Fred ihm und grinst schelmisch.

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWhere stories live. Discover now