Kapitel 43

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15. November 1994

Die Nacht über schlafe ich schlecht. Ich mag es nicht, mich mit Fred zu streiten, vorallem nicht wegen so einem Kinderkram. Ich eile zum Frühstück in die Große Halle, weil Fred nicht wie gewöhnlich im Gemeinschaftsraum auf mich gewartet hatte. Als unsere Blicke sich treffen, steht er sofort auf und kommt auf mich zu. In der Mitte treffen wir uns und Fred nimmt mich sofort entschuldigend in den Arm. „Es tut mir leid, wirklich... Ich wollte nicht... Ich bin so blöd.. Ich-“, flüstert er und zieht mich feste an sich heran. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und erwidere seine Umarmung. „Schon gut… Tut mir auch leid. Das war doof, ich hätte nicht gehen sollen.“ Er lässt von mir los und legt seine Hände auf meine Wangen. Er sieht müde aus – wahrscheinlich hat er nicht viel mehr Schlaf bekommen, wie ich. Ich recke mich und küsse ihn. Vor allen Menschen, vor den Lehrern, vor unseren Mitschülern und den Gastschülern. Seit wir offiziell ein Paar sind, hat sich meine Auffassung gegenüber dem öffentlichen Zeigen schlagartig geändert.

Am Tisch erzähle ich ihm flüsternd von Hermine und Krum und aus irgendeinem Grund, scheint er A: das ziemlich toll zu finden und B: Krum doch auf einmal irgendwie zu mögen.

„Ich brauch noch ein Kleid!“, Quieke ich. Hermine, Ginny und ich haben unsere Köpfe zusammen gesteckt und verlassen, begeistert von Dumbledores Ansprache, die Große Halle. „Auf der Liste stand doch Festumhang.“, meint Hermine, aber ich schürze die Lippen. „Hab ich nicht dran gedacht.“ Ich fahre mir durch meine langen braunen Locken. „Hast du etwa schon eins?“ Hermine stockt und wird rot. „Ha! Du hast auch noch keins.“, lacht Ginny. „Und du Ginny?“, Sie schüttelt den Kopf. „Auch nicht.“ – „Hermine, gehst du mit Viktor?“, frage ich leise und grinse sie an. „Vielleicht… Wenn er mich fragt, sage ich natürlich nicht nein.“ Ich nicke zufrieden. „Und du, Ginny? Irgendwelche Vorzüge?“ – „Ich gehe ja wahrscheinlich eh nicht hin… Ich meine, wer von den höheren Stufen will bitte mit MIR zum Ball?“ Ich grinse breit. „Wir könnten Harry fra-“ Ginny boxt mich gegen den Oberarm. „Halt den Mund.“, zischt sie und wird rot. „Au! Das tat weh!“ 

„Wer verstümmelt meine Freundin?“, meldet sich Fred zu Wort und legt einen Arm um mich. Als er das Wort Freundin besonders hervorhebt, muss ich schmunzeln. „Deine kleine, gewalttätige Schwester!“, lache ich und Ginny grinst ihren Bruder an. „Das hatte sie verdient.“ Sie zuckt mit den Schultern und ich schaue ganz unschuldig drein. „Niemals!“  Fred grinst. „Du doch nicht…“ Er küsst mich auf die Stirn und schaut dann in unsere kleine Runde. „Worüber habt ihr geredet? Lasst mich mitreden.“ Hermine, Ginny und ich schauen uns an und verziehen die Augenbrauen. „Wir haben über den Ball geredet“, meint Hermine. „Klingt ja… Interessant.“, meint er und nickt. „Sag Fred, hast du dein Kleid denn schon?“, fragt Ginny ihren Bruder mit einem lieblichen Tonfall. „Natürlich! Es ist grün mit Glitzer und Strass.“ Es herrscht kurz Stille, dann lachen wir alle gleichzeitig los.

„Das. Will. Ich. Sehen!!“, verlange ich und Fred grinst. „Dann musst du wohl mit mir zum Ball gehen.“ Er zieht eine Augenbraue hoch und grinst ein schiefes, überzeugendes Lächeln. „Muss ich das?“, frage ich und ziehe ebenfalls eine Augenbraue hoch. „Wenn du das möchtest…“ Ich bleibe stehen. „War das eine Einladung?“ Er nimmt meine Hände beide in seine und küsst sie. „Vielleicht.“ Ich überlege kurz. „Überredet.“ Sein Grinsen wird breiter und er zieht mich an sich und küsst mich flüchtig auf den Mund. „Perfekt.“ – „Aber nur, wenn du das grüne glitzer-Kleid anziehst!“, rufe ich ihm hinterher, als er plötzlich in einen anderen Gang einbiegt und wieder seinem Zwilling folgt. Als Antwort bekomme ich nur ein Zwinkern.

„McClair, du bist dran.“ Ich atme tief durch und zeige mit meinem Zauberstab auf die Spinne. Nachdem ich mit Hermine und Ginny noch über die möglichen Farben unserer Kleider diskutiert hatte und wir einen Termin zum Shoppen ausgemacht hatten, war ich schließlich in das Klassenzimmer für Verteidigung eingebogen. Unser Thema sind immernoch, oder eher wieder die Unverzeihlichen Flüche und wir sollen sie nun selbst ausprobieren. Meine Hand zittert, als ich die Spinne fixiere. „Crucio.“, sage ich mit deutlicher und fester Stimme. Das Tier windet sich und schreit laut auf. So schnell wie ich den Fluch begonnen hatte, breche ich ihn auch wieder ab, lasse meinen Zauberstab sinken und muss schlucken. Tränen füllen meine Augen. „Sehr gut, wunderbar!“ Was daran wunderbar sein soll, hab ich noch nicht so recht raus. „Die erste, die es auf Anhieb schafft!“ Ich umklammere den Zauberstab feste und gehe wieder Richtung meines Platzes. „Liegt wohl im Blut.“, sagt Moody mir hinterher und ich schnelle herum. „Was?“, schnaube ich entrüstet und gehe wieder einen Schritt auf ihn zu. „Was wollen Sie damit sagen?“ Ich schaue ihm direkt in sein normales Auge und er sieht mich grimmig an. „Deine Mutter hatte doch genug Übung mit den Unverzeihlichen Flüchen.“ Er verengt sein Auge zu einem Schlitz und macht diese Sache mit seiner Zunge. Ich habe das schon öfter an ihm gesehen und finde es einfach nur widerlich. Es erinnert mich an eine zischende Schlange.

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt