Kapitel 32

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12.August 1994

„Emilia? Fred?" Mein Herz klopft wie wild. „Wo sind die beiden denn?" Ich nehme die Stimmen kaum wahr, konzentriere mich nur auf das, was hier gerade zwischen Fred und mir geschieht. Seine Lippen auf meinen, seine Hände auf meinen Hüften und meine Arme um seinen Hals geschlungen. Mein Rücken lehnt gegen einen großen Baum und ich stehe auf den Zehenspitzen. Mit meinen Fingern fahre ich durch seine langen Haare und kralle mich darin fest. Es ist, als könnte uns nichts und niemand stören, doch dann werden die Stimmen, die nach uns rufen, immer lauter und ich kann sie einfach nicht mehr ignorieren.

Widerwillig entziehe ich mich dem Kuss, sinke auf meine Fersen zurück und lasse meine Hände auf Freds Brust sinken. Mein Herz pocht so laut und mein Atem geht so schnell, dass ich erst einmal tief durchatmen muss. Fred sieht mich beleidigt an und zieht mich wieder näher zu sich heran. Es ist gerade wirklich schwer, ihm nicht wieder um den Hals zu fallen und kurz denke ich auch darüber nach, doch dann höre ich George unsere Namen rufen und vergesse den Gedanken sofort wieder. „Später...", flüstere ich mit einem letzten flüchtigen Kuss auf seinen Mund. Er grinst und nimmt dann seine Hände von meinen Hüften.

Gerade als ich mich herunter beuge um die Stöcke wieder vom Boden aufzusammeln und er seine Haare richtet, kommen Ginny und George um den Baum herum. „Ach hier seid ihr. Habt ihr uns nicht gehört?", fragt George und hilft mir beim Stöcke einsammeln. Ginny folgt ihm – sie ist bis oben hin mit Stöcken beladen. „Hilf lieber mal deiner Schwester, George.", lache ich und stehe mit den Stöcken im Arm auf. „Danke, Em.", murmelt Ginny und George wird rot. Sofort nimmt er seiner Schwester alle Stöcke ab, die erleichtert aufatmet und ihre Arme ausschüttelt.

„Warum lagen die Stöcke eigentlich alle auf dem Boden?", fragt George als wir uns auf den Rückweg zu den Zelten machen und ich verdrehe die Augen – er ist viel zu neugierig. Fred hat mir die Stöcke alle wortlos abgenommen und schaut die ganze Zeit grinsend zu mir herüber. „Sind mir halt aus der Hand gefallen.", brumme ich. Ginny mustert mich mit zusammengekniffenen Augen und ich starre sie verwirrt an. Dann grinst sie und ich werde rot und schaue schnell weg. „Ich glaube du hast heute Nacht viel zu erzählen.", murmelt sie mir zu, als Fred und George vorgehen. „Was?" – „Jetzt tu nicht so scheinheilig!", lacht sie. Ich schaue knallrot zu Boden. Und tatsächlich verbringen Hermine, Ginny und ich die halbe Nacht damit, in unseren Betten zu liegen und über Jungs zu reden.

Vorher sitzen wir allerdings draußen am Feuer und grillen. Mr. Weasley ist ganz fasziniert von den Streichhölzern. Er kniet vor dem Haufen Stöcken und kichert immer wieder, als ein Streichholz – das er gerade an der Packung gezündet hatte – anfängt, zu brennen und er es vor Schreck zu Boden wirft. Ich kann mir ein Lachen kaum verkneifen. Seine fanatische Liebe gegenüber Muggelgegenständen ist einfach süß. „Lassen Sie mich mal.", bietet Hermine an und zündet – mit dem letzten Streichholz aus der Packung – ein gemütliches Feuer an.

„Muggle-Abwehr!", erklärt Mr. Weasley uns immer und immer wieder, wenn jemand wagt, zu fragen, warum genau wir die ganzen Sachen nicht einfach mit Magie lösen. „Wir zeigen ihm besser kein Feuerzeug...", flüstere ich Hermine zu und die grinst.

Wir grillen Würstchen und Kartoffeln und als es dunkler wird, setzen wir uns alle um das Feuer herum. Da Bill mich in ein Gespräch wickelt, als wir uns gerade alle hinsetzen, sitzen Fred und ich uns jetzt gegenüber in dem Kreis um das Feuer. Ich höre Bill gar nicht richtig zu, nicke mal, tue begeistert oder lache auf, wenn ich denke, dass es angebracht ist. Fred grinst mir die ganze Zeit zu, was meinen Herzen und meiner Konzentration immer wieder einen Hüpfer verpasst. Ich glaube Bill redet gerade über das morgige Quidditchspiel und gottseidank meldet sich dazu Charly zu Wort. Es dauert nicht lange, bis die beiden, ihr Vater, Ron und Harry in einer hitzigen Diskussion über das Spiel stecken und mich kaum mehr beachten. Percy ist bereits im Bett und George scheint Hermine und Ginny gerade etwas flüsternd über ein paar Toffees zu erzählen, die er ihnen entgegenhält. Ich schaue neugierig zu der Runde, um herauszufinden, was für Toffees es sind, die George da in der Hand hält – wieder eine neue Erfindung der beiden? Da kommt man ja absolut nicht nach! – da bemerke ich ein pieken, und noch eins. Schon wieder. Ich zucke, als mich etwas am Bein trifft und schaue auf. Fred wirf mit Kieselsteinchen und grinst. Ich halte mir mein Schienbein und versuche dabei seine Gestikulation zu verstehen. Er nickt erst mir zu, dann in Richtung George, nein. Was? Nochmal. Er nickt zu mir, zeigt dann auf sich und macht dann eine Kopfbewegung in Richtung Wald – Ah. Ich verstehe. Rot geworden schaue ich mich um. Niemand scheint uns großartig Beachtung zu schenken. George, Ginny und Hermine haben ihre Köpfe inzwischen sehr nah zusammengesteckt und die Diskussion auf der anderen Seite ist jetzt so hitzig und laut, dass es scheint als könne sie niemand dabei stören. Ich schaue von rechts nach links und stehe dann langsam und gebückt auf. Fred ist schon verschwunden – nicht einmal ich habe gemerkt, wie er aufgestanden ist – und ich mache mich leise und vorsichtig auf in Richtung Wald. Die Zelte stehen nur wenige Meter vom Waldrand entfernt und als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, entdecke ich Fred, der unmittelbar von mir entfernt an einem Baum lehnt. Wir sind nicht sonderlich weit im Wald drin - gerade so, dass wir ungestört sein können, uns niemand hört und sieht – und trotzdem ist es ein wenig gruselig so in der Dunkelheit, wo hier und da ein Ast knackst.

Ich gehe langsam auf ihn zu und er löst sich von dem Baum, um nach meinen Händen zu greifen und mich an sich zu ziehen. Er lächelt mich zufrieden an und legt eine Hand auf meine Wange. Ich schmiege mich in seine Berührung und wir schauen uns eine Zeit lang nur an. Dann irgendwann beugt er sich zu mir herunter und küsst mich.

Ich kann nicht beschreiben, wie ich mich gerade fühle. Mir geht es so unglaublich gut. Mein Herz rast, mein Magen kribbelt wie verrückt und meine Gedanken sind ein vollkommenes Wirrwarr. Es gibt für mich gerade kein Richtig oder Falsch. Es gibt gerade nur mein Herz und das sagt mir, dass es bitte ewig so weiter gehen soll. Wie konnte ich 5 Jahre lang übersehen, was er mir eigentlich wirklich bedeutet. Wie konnte ich so lange dieses Verlangen unterdrücken? Fragen über Fragen auf die ich vorallem gerade keine Antwort habe. Ich habe noch nie so etwas gefühlt wie gerade in diesem Augenblick für diesen Jungen und kann mir wirklich nicht erklären, wie ich denken konnte, auch nur irgendetwas für Beck empfunden zu haben. Das muss die Naivität einer Teenagerin gewesen sein.

Wir küssen uns eine Weile – ich kann nicht sagen wie lange, ein paar Minuten, ein paar Stunden – ehe der Kuss übergeht in eine liebevolle Umarmung. Mein Kopf liegt auf seiner Brust und ich kann sein Herz schnell schlagen hören. „Meinst du das ist richtig?", frage ich leise und hebe meinen Kopf, damit ich ihn anschauen kann. „Was meinst du?" Er hebt fragend eine Augenbraue. „Na das hier." Ich mache eine Kopfbewegung von mir zu ihm. Er schmunzelt und küsst mich dann. „Fühlt es sich falsch an?" – „Nein", sage ich, ohne darüber nachdenken zu müssen. „Dann ist es richtig." Er lächelt und streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht. Ich erwidere sein Lächeln und schmiege mich dann wieder an seinen warmen Körper an. 

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWhere stories live. Discover now