Kapitel 115

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2. Mai 1998

Es ist, als hätte sich meine Angst von einem Moment auf den anderen in Hoffnung verwandelt. Freds Ansprache hat etwas in mir geweckt, das viel zu lange überdeckt war von Angst und Sorge. Ich bin eine Gryffindor. Ich sollte mutig sein und stark, die Hoffnung nicht verlieren. Doch nach all dem, was in den letzten Monaten, nein, in den letzten Jahren um mich herum passiert war, ist das gar nicht so einfach.

Aber Fred hat Recht. Jetzt in dieser Situation bringt es nichts, zu jammern und sich Sorgen zu machen. Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren, bereit sein, für das was kommt. Die Hoffnung aufrechterhalten und füreinander Kämpfen.

Als wir in der Großen Halle ankommen, steht Professor McGonagall am Podium an der Stirnseite der Halle und hat bereits damit begonnen, den Anwesenden ihre Aufgaben zu verteilen. Wir stellen uns an die hintere Wand und lauschen aufmerksam ihren Anweisungen.

«Wir haben bereits Schutzzauber um das Schloss herum aufgebaut, aber sie werden vermutlich nicht lange halten, wenn wir sie nicht verstärken.», erklärt sie gerade und Fred drückt meine Hand ein wenig fester. «Ich muss euch daher bitten, zügig und ruhig hinauszugehen und zu tun, was eure Vertrauensschüler-»

Ich zucke heftig zusammen, als plötzlich eine ganz andere Stimme die Halle erfüllt. Voldemort.

«Ich weiß, dass ihr euch bereitmacht zum Kampf. Eure Bemühungen sind zwecklos. Ihr könnt mich nicht besiegen. Ich will euch nicht töten. Ich habe Hochachtung vor den Lehrern von Hogwarts. Ich will kein magisches Blut vergießen.»

Die Halle ist wie versteinert. Angst liegt in den Gesichtern.

«Gebt mir Harry Potter und keinem soll ein Leid geschehen.» Alle Blicke huschen zu Harry, der nicht weit von uns, am Ende der Halle steht. «Gebt mir Harry Potter und ich werde die Schule unversehrt lassen, Gebt mir Harry Potter und ihr sollt belohnt werden. – Ihr habt Zeit bis Mitternacht.»

Harry atmet schwer, als jeglicher Kopf sich auf ihn gerichtet hat.

«Aber da ist er doch! Potter ist hier! Jemand soll ihn festhalten.», brüllt Pansy Parkinson auf einmal vom Slytherin Tisch durch die ganze Halle und zeigt auf Harry.

Wie automatisch mache ich einen Schritt vor und Fred neben mir spannt sich an. Doch Harry braucht unseren Rückhalt gar nicht. Auf einmal stehen sämtliche Gryffindors von ihren Tischen auf, gefolgt von den Hufflepuffs und Ravenclaws, und drehen Harry den Rücken zu.

Die Härchen auf meinen Armen stellen sich auf, als plötzlich überall Zauberstäbe gezückt werden und sich die gesamte Schülerschaft zwischen Pansy und Harry stellt. Fred schaut mit einem zufriedenen Grinsen zu mir herab. Das ist die Hoffnung, von der er gesprochen hat. Das Licht, das wir brauchen.

«Danke, Miss Parkinson. Sie werden die Halle mit Mr Filch zusammen als Erste verlassen. Der Rest ihres Hauses möge folgen.» Die Slytherins erheben sich ausnahmslos von ihren Bänken. Das Knarren der Bänke erfüllt die Halle, zusammen mit Getuschel und dem ein oder anderen Schluchzen, als die Tische sich nach und nach leeren und nur noch einige wenige volljährige Schülerinnen und Schüler zurückbleiben.

Dem Strom entgegen gehen wir schließlich zum Gryffindortisch, an dem sich die Weasleys alle gemeinsam versammelt hatten. Dabei lächle ich immer wieder ermutigend Schüler:innen zu, die mich begrüßen oder mir zuwinken. Sie glauben an dich. Also glaub du auch an dich, versuche ich mir einzureden und atme tief ein. Mein Gang wird etwas aufrechter.

Professor McGonagall diskutiert derweilen mit ein paar minderjährigen Gryffindors, die sich nur schwer davon überzeugen lassen können, die Halle zu verlassen. «Kommt überhaupt nicht in Frage, Creevey, marsch! Und auch du, Peakes!»

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt