Kapitel 48

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24.Dezember 1994

Der Abend ist lang und vor allem sehr tanzreich. Auch wenn die meisten Schüler sich eher vor der Tanzfläche davon stehlen, bin ich die meiste Zeit darauf zu sehen. Am Anfang tanzt Frednoch mit mir, bis mein Vater ihn ablöst und ich schließlich zu Neville und George wechsle.

"Puh.." Atemlos lasse ich mich auf meinem Platz nieder und greife nach meinem Glas Punsch. "Schon außer Atem?", lacht Fred und gießt mir nach, als ich mein Glas leer auf den Tisch knalle. "Ja, ich bin echt nicht die Fitteste.", scherze ich und trinke auch das nächste Glas Punsch mit einem Zug aus. "Ist mir warm..." Ich versuche mir selbst Luft zuzufechern und wische mir mit dem Handrücken die Schweißperlen von der Stirn. Fred beugt sich zu mir vor und nähert sich meinem Ohr. "Sollen wir was raus gehen?", flüstert er umd ich schaue zu meinem Freund auf, der mich mit einem schelmischen Grinsen anschaut. Kurz überlege ich, doch eigentlich gibt es da gar nichts zu überlegen, darum nicke ich und lasse mich von ihm an der Hand aus der Großen Halle ziehen.

Ich eile ihm durch die Eingangshalle hinterher, vorbei an engumschlungen knutschenden Paaren, betrunkenen Siebtklässlern und genervten Mädchen, deren Tanzpartner anscheinend eher weniger Lust gezeigt haben, ihr Tanzbeim zu schwingen. Mit einer Hand halte ich meinen Kleidsaum vom Boden fern, an der anderen zieht Fred mich bestimmt voran. Was er wohl vor hat? Wir passieren eins der dicken Eichentore, die in den Innenhof führen und Fred macht im Außengang an einer Bank halt.
Die Luft wird vom Feuer der umstehenden Fackeln erhellt und erwärmt und Fred zieht sein Jacket aus, um es auf die kühle Steinbank zu legen. Er bedeutet mir, darauf Platz zu nehmen und er legt seinen Arm wärmend um meine Schultern. Es ist, bedingt durch die Fackeln, nicht unbedingt kalt, auch wenn das Bild vom verschneiten Innenhof eigentlich etwas anderes erwarten lassen würde.
Unsere Herzschläge und Atemzüge sind für eine kurze Zeit das einzige, was in der ruhigen Nacht zu hören ist. Wir schauen beide in den Nachthimmel hinaus, der vor lauter Sterne nur so strahlt. So einen Anblick gibt es wirklich nur hier, weit abgelegen von jeglicher Zivilisation und von künstlich erzeugtem Licht. Über London wäre die Luft viel zu versmogt und hell, als dass man so einen Blick je genießen können würde.
"Das ist so schön.", durchbreche ich die Stille leise und Fred wendet seinen Blick vom Himmel zu mir. Er sagt nichts, sondern schaut mich nur durchdringend an. Als ich das bemerke, schaue ich fragend zurück "Was?", Frage ich leise und er beginnt zu grinsen. "Hab ich dir heute eigentlich schon gesagt, wie schön DU bist?" Ich spüre, wie meine Wangen erröten und grinse verlegen. "Mh... Vielleicht ein, zwei mal?!" Er nimmt meine Hände in seine und küsst sie ganz sanft. "Das ist noch lange micht genug." Am ganzen Körper überfährt mich ein unwiderstehlicher Schauer und ein Kribbeln zieht sich dabei durch meinen Bauch. "Du-", er küsst meinem Handrücken. "-bist-", er küsst den anderen Handrücken. "-so-wunder-schön.", vorsichtig bedeckt er jeden Zentimeter meiner Haut mit zarten, mich weich werden lassenden, Küssen. Ich werde noch roter. "Hermine hat ziemlich gute Arbeit geleistet...", bringe ich hervor und räuspere mich. Fred schüttelt den Kopf. "Du bist jeden Tag wunderschön. Und das würde ich dir auch am liebsten Tag für Tag 100 mal sagen." - "ach, Freddie..." Er festigt den Druck seiner Hände und schaut mich mit einem ernsten Gesichtsausdruck an.
"Du weißt gar nicht, wie glücklich du mich damit machst, an deiner Seite sein zu dürfen. Die letzten vier Monate... Waren einfach traumhaft."

So ernst und verletzlich habe ich Fred Weasley vorher noch nie erlebt. Er öffnet sich mir mit seinem ganzen Herzen und lässt mein Inneres beben.

"Schon als wir uns das erste Mal gesehen haben, wusste ich, dass du etwas Besonderes bist. Und ich bin froh, dass du mich nicht direkt für einem Volldepp gehalten hast." Seine Mundwinkel zucken nach oben, meine tun es seinen gleich. Ich genieße seine Worte, Frage mich aber nach jedem seiner Sätze ein Stück mehr, worauf er eigentlich hinaus will. Er lässt mich gottseidank nicht viel länger im Dunkeln tappen. "Was ich eigentlich sagen will...", sammelt er nun vor sich hin und kaut auf seiner Unterlippe herum. "Emilia, ich liebe dich.", flüstert er schließlich und kurz beherrscht Ruhe die Situation.
Moment... Hat er das gerade wirklich gesagt? Gesagt, dass... Er mich liebt? Fred Weasley? Mich? Glückshormone durchfluten meinen Körper und ein breites Grinsen macht sich auf meinen Lippen breit.

Ehe wir uns versehen, sind wir schon in einem tiefen, leidenschaftlichen Kuss versunken.

Als wir auseinander gerissen werden, sitze ich auf seinem Schoß, die Hände um seinem Hals geschlungen und seine Hände auf meinem Rücken platziert. Unsere Herzschläge pochen laut und unser Atem geht schnell und mittlerweile gleichmäßig.
Es ist das Knallen einer Tür, das uns aufhorchen und zusammenzucken lässt. Das des Tors um genau zu sein. Fred schaut an mir vorbei und seine Miene wirkt genervt. "Snape und Karkaroff.", flüstert er und streicht mir dabei sanft über den Rücken. "Suchen wir uns einen privateren Platz?" Wir grinsen beide und ich nicke zustimmend.
Während wir bemüht leise den Gang entlanghuschen, dabei bedacht, dass die beiden Lehrer uns nicht hören würden, erhasche ich einen Blick auf die zwei. Sie scheinen irgendetwas Geheimes zu besprechen - warum sonst sollten sie das auch so spät abends, draußen in der Kälte tun, während alle anderen drinnen feierten?
"Was die wohl bereden?", Frage ich leise und Fred zuckt mit den Achseln und zieht mich weiter Richtung Tor. "Sie sollten uns nur besser nicht erwischen..." Sein Atem und Herzschlag gehen immer noch übernatürlich schnell, als wir leise durch das Tor zurück ins Schloss huschen. Leise fällt das massive Tor ins Schloss und wir atmen beide auf.

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt