Kapitel 129

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17.Juli 1998

»31.Oktober 1989

Liebe Emilia,

Heute ist dein elfter Geburtstag. Es wird nicht mehr lange dauern, bis man dir erzählen wird, welche magischen Kräfte in dir stecken. Es wird nicht mehr lange dauern, bis du sich das erste Mal die hohen Mauern von Hogwarts vor die aufbauen werden. Es wird nicht mehr lange dauern, bis du mehr über mich erfahren wirst.

Es graust mir vor den Tag, an dem du meine Geschichte erfährst, ist sie doch so düster und längst Vergangenheit. Doch fürs erste hoffe ich, dass du einen wunderschönen Geburtstag hast. Vielleicht bekommst du ja einen leckeren Kuchen von deiner neuen Familie?

Ich liebe dich.

Deine Mum

1.September 1990

Liebe Emilia,

Heute ist dein großer Tag. Heute kommst du nach Hogwarts. Für die meisten jungen Hexen und Zauberer ist es die schönste Zeit ihres Lebens. Ich hoffe sie wird auch für dich unvergesslich. Für mich war sie es. Ich habe deinen Dad kennengelernt, war das erste Mal von meiner scheußlichen Familie getrennt. Ich hoffe du kommst nach deinem Dad und wirst nach Gryffindor geschickt. Er hatte wundervolle Freunde, sie waren fast wie eine eigene kleine Familie. Freunde wie sie es waren wünsche ich mir für dich.


Einen wunderschönen ersten Schultag, meine Kleine!

Mum«

Ich kann nicht weiterlesen. Das Schluchzen, das aus meiner Kehle dringt, ist laut und lässt meinen ganzen Körper erzittern. Schnell schließe ich das Notizbuch in meinem Schoß und presse mir die Hände auf die Augen.

Es ist früh am Morgen, der Tag nach unserer Hochzeit. Ich habe nur wenig geschlafen, wenn überhaupt – denn ich wollte unbedingt wissen, was in dem Päckchen war, das meine Mutter mir zu Weihnachten hatte schenken wollen.

Es waren Notizbücher – eine Art Tagebuch, in dem meine Mutter hunderte Briefe an mich geschrieben hatte. Hunderte Briefe in einer Handschrift, die mir so fremd ist und deren Worte trotzdem so viel in mir auslösen.

Ich werfe meinen Kopf in den Nacken und starre mit von Tränen verschwommenen Blick an die Decke. Meine Brust hebt und senkt sich in schweren Zügen, meine Unterlippe zittert.

Gleichzeitig drängt es mich, jede einzelne Seite in dem Notizbuch in mich aufzusaugen – aber auf der anderen Seite steht die Angst, die Scham, der Schmerz, die mich davon abhalten wollen.

Doch meine Neugierde siegt irgendwann. Ich setze mich wieder aufrecht hin, fahre mir mit dem Handrücken durchs Gesicht und wische die Spuren meiner Trauer weg. Ein tiefer Atemzug füllt meine Lungen mit neuer Energie, die ich nutze, um die alten Seiten des Buches wieder aufzuschlagen.

»31.Oktober 1990

Emilia,

Ich habe es nicht mehr ausgehalten. Endlich habe ich den Mut gefunden, zurück zu kommen. Mein Flieger ist gestern Abend in London gelandet. Ich werde versuchen, unter den Muggeln Schutz zu suchen.

Alles Gute zum Geburtstag.

Ich wünschte, ich könnte bei dir sein.

Mum

2. Dezember 1990

Liebe Emilia,

Heute war mein erster Tag auf meiner neuen Arbeit. Du wärst sicher stolz auf mich, wenn du mich jetzt sehen könntest. Wenn du wüsstest, dass ich es geschafft habe. Geschafft habe, mir ein neues Leben aufzubauen. Ein Leben ohne Gewalt, ohne dunkle Künste. Ein Leben ganz ohne Magie.

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt