Kapitel 122

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16. Mai 1998

Der Krieg ist vorbei.

Die magische Gesellschaft atmet langsam wieder auf und in der Winkelgasse wurden die Spuren des Krieges schnell beseitigt. Es ist wieder ein angenehmes Gefühl, durch die Straße zu schlendern, auch wenn die meisten Geschäfte noch immer geschlossen sind.

Kingsley wurde zum neuen Zaubereiminister ernannt und unter ihm schleunigst alle Anhänger des dunklen Regimes aus dem Ministerium entfernt.

Ich bin gleich montags wieder zur Arbeit gegangen und auch Fred und George hatten den Laden sofort wieder eröffnet – als wäre nie etwas gewesen.

So langsam, wie der Krieg herangekrochen war, so schnell war er schon wieder verflogen. Es ist fast schon surreal, doch auch wenn die Welt draußen wieder in Ordnung scheint, werde ich jeden Tag aufs Neue an die schreckliche Zeit erinnert.

Freds Brust ziert immer noch die riesige schwarze Narbe, die sich in Ablegern bis zu seiner Schulter zieht. Wie es scheint, wird er sie für immer mit sich tragen, als Erinnerung daran, dass er eine zweite Chance im Leben bekommen hat.

Oder wie Fred gerne betont: Die Narbe macht ihn einfach noch attraktiver.

Aber nicht nur Freds Narbe erinnert mich an die schreckliche Nacht vor zwei Wochen. Jeden Abend liege ich wach, weil ich entweder nicht einschlafen kann oder weil mich schlechte Träume aus dem Schlaf reißen. Der Anblick von Fred, meiner Mutter, den unzähligen leblosen Körpern in der Großen Halle. Ich träume davon, dass es meinen Vater erwischt hat, Tonks, Molly, Arthur. Davon, dass ich Voldemort auf Knien anflehe, er solle sie alle verschonen und mich stattdessen nehmen.

Doch es wird besser. Nacht für Nacht wird es weniger und das Einschlafen fällt mir immer leichter – unter anderem Dank eines starken Schlaftrankes, den ich seit ein paar Nächten zu mir nehme.

Freds Narbe ist jedoch auch eine Erinnerung daran, dass es Hoffnung gibt. Dass das Leben weitergeht und dass wir einander nicht verloren haben. Ich versuche die Kraft daraus zu schöpfen, auch wenn immer noch die Gedanken an meine Mutter in meinem Kopf Kreise ziehen.

Molly hat uns für den Abend allesamt zu sich in den Fuchsbau eingeladen, um das Leben und den Sieg zu feiern. Die Stimmung ist ausgelassen, fröhlich und die Spuren des Krieges für einen Moment davongetragen. Jeder ist froh, noch hier zu sein, dass es geschafft ist und die Angst, die uns so eine lange Zeit begleitet hatte, endlich vorüber ist.

Ich halte gerade den kleinen Teddy auf dem Arm und unterhalte mich mit Tonks darüber, wie das Leben als Mutter so ist. Seine Haare sind dunkelblau und stehen in alle Richtungen ab. Er trägt einen senfgelben Strampler und lutscht fröhlich an seiner Faust.

Plötzlich räuspert Fred sich und klirrt mit einer Gabel gegen eines der Gläser, die bereits auf dem Tisch verteilt wurden.

Ich beäuge ihn mit hochgezogener Augenbraue, verwundert darüber, was er vorhat.

«Ich habe etwas zu verkünden.», sagt er laut und reckt stolz seine Brust heraus, als sich alle Blicke zu ihm drehen. «Es mag für den ein oder anderen verwunderlich klingen, dass sich jemand freiwillig dazu bereit erklären würde, den Rest seines Lebens mit mir zu teilen – » Er macht eine kurze Pause und überraschte Blicke huschen zu mir. Ich mache einen Schritt zurück und lasse mich von Tonks abschirmen. «Doch hat sich die wohl wunderschönste, klügste –» Ron will protestieren, doch Hermine hält ihm den Mund zu. «- mutigste und talentierteste Frau, die ich jemals treffen durfte und der ich mehr als mein Leben verdanke, dazu bereit erklärt, ja man könnte sagen geopfert, sich meiner anzunehmen und den Rest ihres Lebens mit mir zu verbringen.» Meine Wangen glühen. «Wir werden heiraten!», ruft er schließlich aus und wirft eine Hand voll Funken in die Luft.

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt