Kapitel 73

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Kapitel 73

26.Juni 1996

Zwei hohe Klänge ertönen, als ich mit einer Gabel gegen das Glas in meiner Hand klopfe. Es wird still und alle Augenpaare richten sich auf mich und ich räuspere mich. „Hi... Also... Danke, dass ihr so zahlreich gekommen seid." Ich blicke durch die Runden und bekomme stummes Nicken, hier und da ein Lächeln erwidert. Ich bin ein wenig nervös und reibe mein Brustbein, wie ich es immer tue, wenn ich nervös bin. Vor mir stehen mehr als 30 Leute, die mich alle erwartungsvoll anblicken. Ich atme durch, sammle Kraft und senke meine Hand. „Sirius... plötzlicher Tod... hat viele von uns stark mitgenommen. Auch mich, und dass, obwohl ich ihn erst so kürzlich kennenlernen durfte. Er nannte mich immer seine Patentochter – hätte man von mir gewusst, dann wäre ich das sicher geworden. Aber auch, wenn ich es offiziell nicht war, hat er mich von der ersten Minute behandelt wie, ja, wie seine eigene Tochter." Ich blicke zu meinem Vater, der denk Kopf senkt und ein Lächeln auf seinen Lippen verbirgt. „Sirius war ein toller Mann. Er hat seinem Namen alle Ehre gemacht und immer wenn ich ihn gesehen habe, hell gestrahlt. Er war ein guter Mann. Er war ein guter Mann, der viel zu wenig vom Leben erleben durfte. Jetzt geht's mir erst richtig gut, waren die letzten Worte, die er mit mir gewechselt hat. Dreizehn Jahre hat er unschuldig in Askaban verbracht, um dann wieder eingesperrt zu werden, in einem Haus einer Familie, die er verachtete – die ihn verachtete. Egal wo er jetzt sein sollte... eines ist sicher: er ist glücklich, denn endlich, nach so vielen Jahren, kann er frei sein. Und ich denke, dass wir uns das immer ins Gedächtnis rufen sollten, wenn uns die Trauer wieder überkommt. Es geht ihm jetzt erst richtig gut." Ich lege eine kleine Pause ein, um mich zu sammeln und durchzuatmen. „Und das ist auch der Grund, warum ich euch gebeten habe, zu diesem Anlass helle Kleidung zu tragen. Gut, einmal hat er eine gewisse Abneigung gegen die Farbe schwarz gehabt." Andromeda Tonks, Sirius' Cousine und Tonks' Mutter schnaubt. „Aber vor allem hätte er nicht gewollt, dass wir um ihn trauern. Stattdessen hätte er gewollt, dass wir auf unsere Stühle steigen, unsere Gläser in die Lüfte reißen und unser Leben feiern. Um den, wie er sich so schön nannte, coolen besten Freundes meines Vaters, noch einmal zu zitieren rate ich euch in seinem Namen, heute Abend so richtig die Sau raus zu lassen! Dankeschön." Es ertönt Applaus und ich lächle verlegen in die Runde. Als das Klatschen verstummt, erhebe ich mein Glas Eiswein. „Auf Sirius." – „Auf Sirius.", spricht der Rest mir nach.

Wir stehen in einem großen Kreis um eine hellgraue Steintafel, die in den Boden eingelassen ist. Darauf sind aus hellen weißen Linien und Punkten die Sternbilder Orion und Sirius abgebildet und dazwischen steht in hellen Lettern:

In loving memory of

S I R I U S      B L A C K

a true friend and the coolest godfather

1959 – 1996

mischief managed

Dad hat sich dazu entschieden, den Stein am Waldrand hinter unserem Haus einzulassen. Er ist immerhin neben Harry das was Sirius' Familie am nächsten kommen würde. Dazu haben Fred und ich gestern daneben einen Blumen-Hartriegel (auf Englisch: dogwood) gepflanzt, einen wunderschön weiß-blühenden kleinen Baum. Es sieht idyllisch aus und hätte ihm sicher gefallen.

Nachdem wir alle einen Schluck aus unseren Gläsern genommen haben, erhebe ich noch einmal das Wort. „Dad?" Er wollte, dass ich den Anfang mache, weil er nicht wusste, wie es ihm gehen würde. Er steht neben Harry, der sich stark anstrengen muss, seine Fassung nicht zu verlieren, und legt dem Jungen mit einem Blick der sagt „Alles wird gut", eine Hand auf die Schulter, ehe er tief durchatmet und einen Schritt vor macht. Schnell nimmt Hermine Dad's Platz ein und hält Harry am Arm fest.

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt