45 | traurig

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„Im Unglück sieht man die Wahrheit klarer."
~Dostojewski

DEVIN

„Sie ist die meiste Zeit mit Stella, Sir. Gestern waren sie am Strand, abends im Restaurant und jetzt sind Sie wieder zu Hause", erzählte Noah, während ich mich anzog. „Und der Typ?", hackte ich nach.

„Der Fahrer? Lorenzo?"

„Hmm", gab ich von mir und packte in mein Koffer paar weitere schwarze Hemden ein. „Sie waren gestern zusammen im Garten, aber Stella war dabei.

„Gut. Falls etwas auffällig sein sollte, dann weißt du ja was zu tun."

„Natürlich, Boss.", ich legte auf und packte mein Koffer zu Ende. Diese Nacht würde ich fliegen, die zehn Tage sind im Flug vergangen. Noah ist vorausgeflogen sich um einige Einzelheiten zu kümmern und auf Cécilia zu achten. Man weiß nie, was durch ihren Kopf geht. Nach Aras war er mein bester Mann. Ihm konnte ich blind vertrauen genauso wie Aras. Ich hatte ihr nicht geschrieben, aber ich war mir sicher, dass sie drauf wartet, dass ich ihr schreibe.

Ihre Nähe fehlte mir.
Doch ich wusste nicht, ob die Beziehung, die wir zueinander führten, gesund ist. Ich wusste nur eins, dass ich mit ihr glücklich bin. Mehr als nur glücklich.

12 Stunden später...
CÉCILIA

„Hallo, Aras", lächelte ich überrascht als ich Devins rechte Hand vor der Haustür erblickte. „Ich bin da um dich abzuholen."

„Wie? Wo ist Devin? Ist er hier?", ich blickte auf die Einfahrt, doch sah weit und breit kein Devin Desmond.

„Ihm geht es nicht gut. Die Fahrt war nicht so gut", erklärte mir Aras und ich sah ihn verwirrt an. Als ob. Irgendwie schenkte ich seinen Worten kein Vertrauen, aber mir blieb nichts anderes übrig. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass Devin krank ist. „Cécilia? Wer ist es?", hörte ich Auroras Stimme.

Schnell erkläre ich ihr die Situation und machte mich mit Aras auf dem Weg zu Devin.

„Das sind die Hausschlüssel und seine Medikamente. Er darf kein Alkohol trinken, während er die Tabletten nimmt", sagte Aras, als wir ankamen und reichte mir eine Tüte. „Er hört nicht auf mich, aber bestimmt auf dich."

Darüber können wir uns streiten, dachte ich mir, aber nickte ihm zu. Einatmend stieg ich aus und lief aufs Haus zu. Ich schloss die Tür auf und wollte seinen Namen rufen, aber entschied mich dagegen. Vielleicht schläft er ja. Leise machte ich mich auf die Suche nach ihm und fand Devin Oberkörper frei auf der Couch schlafen. Ich legte die Tüte und meine Tasche auf dem Tisch ab. „Devin?", flüsterte ich doch er schlief tief und fest.

Vorsichtig setzte ich mich an den Rand zu ihm und beobachtete ihn. Er lag mit dem Rücken auf der Couch, seine Haare standen in alle Richtungen und sein Gesicht war gerötet. Mein Blick fiel auf die Narbe, die ich ihm zugefügt habe. Ich führte meine Hand hin, doch traute mich nicht ihn zu berühren.

Komm schon. Ich hielt die Luft an und fuhr mit meinen Fingern über seine Haut. „Früher war es einfacher dich zu hassen, Desmond."

Sein kompletter rechter Arm war tätowiert und ich fragte mich, ob irgend eins eine Bedeutung hatte. „Während du hier so schläfst. Siehst du so friedlich aus. Obwohl du.", ich lachte leise. „Das Monster höchstpersönlich bist, aber...", ich hielt inne und berührte seine Haare. „Aber ich mag dich leider auch."

Ich zog meine Hand wieder zurück, doch plötzlich packt er sie und zieht mich zu sich runter. „Wunderschönen guten Abend, Lovely", haucht er leise in mein Ohr und legt seinen freien Arm um meinen Bauch. Er zieht mich ganz eng an sich, sodass ich seinen Körper deutlich an meinem Rücken spüren konnte. „Und hast du mich auch vermisst?"

„Anscheinend bist du nicht krank", antwortete ich ihm und unterdrückte ein Grinsen. „Die Tage ohne dich waren toll", sagte ich. „Ich hatte so viel Spaß mit ..."

„Lorenzo?", unterbricht er mich und ich runzelte die Stirn. „Nein mit Stella."

„Lorenzo tut dennoch alles, um dich zu kriegen, aber ..."

„Warum sprechen wir über ihn?", unterbrach ich ihn diesmal und er lacht leise.

„Okay sprechen wir über uns."- uns. Es gibt kein uns.

„Du bist so wahnsinnig, Devin."

„In welchem Sinne?"

„In allen Sinnen", sagte ich kopfschüttelnd.

„Schau mich an.", flüstert Devin in mein Ohr.

Einatmend drehte ich mich zu ihm und blickte in seine Augen. Seine Arme waren um meinen ganzen Körper geschlungen. „Das Monster, also? Ich dachte, dass wir das geklärt hätten?"

Ich strich seine Haare zur Seite. „Nein. Du bist und bleibst einer."

„Eigentlich hast du recht, Lovely", sagte er und ich blickte überrascht in seine Augen.
„Erst gestern habe ich jemanden getötet."

Ich hielt augenblicklich die Luft an und stellte fest, dass sich Menschen nie ändern. Die Intention ihn zu verändern hatte ich auf gar keinen Fall, aber... Ich dachte, dass er damit aufhören würde. In den letzten Tagen wollte ich es mir selbst nicht eingestehen, doch ich hatte ihm eine Chance gegeben...

Nur zu schade, dass er diese Chance gar nicht verdient.

Ich löste mich von Devin und strich meine Haare zurück. „Ich habe dir geglaubt, dass das alles in der Vergangenheit bleiben würde."

„Blut zieht einen halt immer wieder an. Es ist eine Sucht, das habe ich dir schonmal gesagt", sagte er lächelnd und setzt sich gerade hin. „Aber keine Sorge. Es war keine Frau. Dieser Mann hat..."

„Kein Mensch verdient es umgebraucht zu werden!", unterbrach ich ihn sauer. „Wer bist du, dass du sowas entscheidest, Devin?"

„Doch, er hat es verdient, Lovely.", ich sah ihn ungläubig an und wollte weggehen. „Was ist das Problem, Cécilia? Du sagst doch selbst, dass ich immer dieses Monster bleiben würde."

Er steht auf und kommt mit langsamen Schritten auf mich zu. „Sag schon, was ist das Problem?"

„Du. Ganz allein du bist das Problem, aber ich bin die Dumme. Ich habe geglaubt, dass du damit aufgehört hast. Weißt du, was das traurigste ist? Ich dachte ehrlich, dass du ein besserer Mensch wirst trotz allem."

Die Haustür geht auf und Aras kam mit Einkaufstüten herein. „Ich wollte euch nicht stören", sagte er lachend und sieht zu uns.

„Aras? Wo war ich gestern?"

„Im Büro", sagte er verwirrt und runzelt die Stirn. „Danach waren wir im Heim. Hier sind die Fotos übrigens.", er legt die Tüten ab und kommt auf Devin zu um ihm einen Umschlag zu geben.

Lügen kann ich mich auch selbst. Ich rollte mit den Augen. Aras würde sowieso Devin in allen Situationen decken als, ob ich ihm glaube!

„Und was habe ich danach gemacht?", fragte Devin Aras während in meine Augen schaut.

„Dann sind wir hergeflogen. Was stellst du für komische Fragen?"

„Alles gut. Du kannst jetzt Schluss machen", sagte Devin und wartet darauf, dass er geht.
„Und weißt du, was das traurigste ist? Ich dachte ehrlich, dass du mir vertraust, Cécilia."

DEVIN DESMONDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt