132 | frei lassen

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„Was du liebst lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer."
~ Konfuzius

CÉCILIA

Ich klatschte mehrmals das kalte Wasser in mein Gesicht. „Lovely?", das Klopfen an der Tür wurde in meinem Kopf immer lauter. Ich stützte meine Hände am Waschbecken ab und sah hoch in den Spiegel. Meine lockigen Haare standen in allen Richtungen und meine Augen waren so rot wie lange nicht mehr.

Ich legte meine Hand auf meinen Mund, um mein Schluchzen zu unterdrücken. „Wenn du die Tür nicht öffnest, dann werde ich sie aufbrechen.", er klang ernst und ich wusste, er würde es tun. Letztendlich war er Devin Desmond. Eine Tür aufzubrechen, war sicher keine große Sache für ihn.

„Einen Moment.", sagte ich und hielt für einen Moment mein Atem an, um nicht zu schluchzen. Ich trocknete schnell mein Gesicht ab und sperrte einatmend die Tür auf und sah in Devins besorgte Augen. „Lovely, was hast du? Sag mir, was kann ich für dich tun?"

Ohne etwas zu sagen, legte ich meinen Arm um seinen Hals und zog seinen Duft in mich. „Ich liebe dich.", meine linke Hand ruhte auf seinem Hinterkopf und ich strich sanft über seine Haare.

Er ist ein Mörder...

Das ist Beihilfe...

Hat er was mit dem Tod von Emilia zu tun? Oder Francesco?

Dann gibt es noch Aras...

Mary? Aléx?

Wie weit sind die involviert?

Kannst du das mit deinem Gewissen vereinbaren?

Willst du wirklich schweigen?

Sein Leben gegen das Leben von so vielen anderen Menschen....

Weißt du wie viele Menschen ihre Töchter verloren haben?

Ihr wisst alle, was er getan hat, richtig?

Hast du denn Emilia nie gemocht?

Wir gehen davon aus, dass sie tot ist...

Man hat so lange nichts von ihr gehört und sie ist wie vom Erdboden verschluckt...

Vielleicht hat ja Devin Desmond damit zu tun...

Mit all dem....

Devin Desmond ist das Monster in dieser Geschichte...

Ich hatte gar nicht gemerkt, dass Devin sich von mir gelöst hatte und mein Gesicht zwischen seine Hände nahm. „Wollen wir zum Arzt? Du siehst wirklich..."

„Es geht mir gut.", unterbrach ich ihn und versuchte zu lächeln, doch es gelang mir nur halbwegs, mich zu einem Lächeln zu zwingen.
„Und wieso weinst du?"

„Es geht mir gut.", wiederholte ich mich und löste mich, um runter in die Küche zu gehen, doch er hielt mein Handgelenk fest. Er zieht mich zurück, legt seine Finger um mein Kinn und zwingt mich, in seine Augen zu schauen. „Ich kenne dich mittlerweile zu gut.", seine Augen strahlten eine Dunkelheit aus und ich wusste, dass er im Moment alles gab, um ruhig zu bleiben, aber ich wusste auch, dass ich mit seiner Geduld spielte. „Dir geht es nicht gut. Du bist keine Frau, die sich einsperrt und weint. So warst du noch nie."

1:0 für Herrn Desmond.

„Es ist nichts. Meine Nerven und Gefühle spielen verrückt.", ich zwang mich so sicher wie möglich zu klingeln, doch so überzeugend hörte ich mich nicht an.

„Cécilia." - Es war nicht Lovely. Er atmet gedämpft ein und aus. „Du lügst mich an. Sag mir die Wahrheit, sonst...", er versuchte sich zu beruhigen, indem er ein und ausatmet.

„Sonst was?", ich löste meinen Arm von seinem Griff. „Was dann?", meine Stimme war plötzlich lauter und gereizter als gewollt.

Er seufzt laut aus, doch versuchte immer noch ruhig zu bleiben. „Ich möchte nicht mit dir streiten. Nicht heute." - ich war seit heute offiziell seine Ehefrau.

„Dann hör auf, mich zu drängen.", sagte ich nun etwas ruhiger. „Ich möchte gerade nicht reden. Nicht jetzt, nicht heute."

„Wie du möchtest.", antwortete er mit einem Lächeln. „Dann lasse ich dich alleine. Ich bin im Arbeitszimmer, falls du mich brauchst."

Ich nahm mir eine Decke und setzte mich auf unseren Balkon. Die frische Luft wehte in meinen Haaren und ich atmete aus. Es war so schwierig, alles hinter uns zu lassen. Einerseits wollte ich alles leugnen und einfach mit Devin glücklich sein. Andererseits wusste ich nicht, ob ich so leben kann. Immer die Angst zu haben, dass alles herauskommt, dass alles einmal eine Lüge war.

Dass wir daran zerbrachen.

Würde unsere Liebe das überstehen?

Ich wischte mit meinen Fingern über mein Gesicht. Devin war alles, was ich hatte und wofür ich unendlich dankbar bin. Er sorgt sich um mich, liebt mich und versucht mich immer zu beschützen.

Aber war unsere Beziehung gesund?
Führten wir eine gesunde Beziehung?

Ich wollte unbedingt ein Kind von ihm. Eine Familie mit ihm gründen. Nichts wollte ich mehr als das. Devin, unsere Kinder und ich - so viele Szenarien spielten sich in meinem Kopf ab. Konnten wir denn so ein normales Leben führen? Einfache, langweilige Eltern sein, die zum Elternabend gehen? Ein kitschiges Ehepaar sein? Eltern, die von ihren Kindern ausgelacht werden, weil Devin und ich uns andauernd küssen?

War ein ganz normales, einfaches Leben möglich?
Vielleicht war das möglich.
Vielleicht in einem anderen Universum.
Aber nicht hier. Nicht für uns.

Ich würde ihn niemals aufgeben, aber ich hatte Angst.

Die Angst, dass man ihn mir wegnimmt, frisst mich auf, doch vielleicht muss ich ihn aufgeben oder er mich nicht, weil wir uns nicht lieben, denn, wenn ich mir über einer Sache sicher bin, dann war es unsere Liebe. Manchmal muss man die Menschen, die man am meisten liebt, frei lassen, um ganz neu anfangen zu können.

Denn kommt es zurück, gehört es dir - für immer.

Vielleicht müssen Devin und ich eine komplett neue Seite aufschlagen, um endgültig Frieden finden zu können. Wir hatten so viel erlebt und ich befürchte, all diese Dinge werden früher oder später ans Tageslicht kommen und es wird uns zerstören. Unsere eigenen dunklen Geheimnisse würden uns zerstören.

Wir beide wären das Ende unserer Beziehung.

Devin und ich waren gemeinsam unschlagbar für andere Menschen, aber gegeneinander würden wir verlieren.

~
dieses Kapitel macht selbst mich traurig.
Danke für die 823K Reads 🥺 momentan steigt es so schnell und das macht es umso schwieriger für mich von diesem Buch zu verabschieden.

In dem Sinne...
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DEVIN DESMONDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt