92 | Selbstwert

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„Meistens belehrt erst der Verlust uns über den Wert der Dinge."
~Arthur Schopenhauer

CÉCILIA

Ich verließ seit paar Tagen nicht mein Zimmer. Das einzige, was ich tat, war es aus dem Fenster zu schauen. Ich tat rein gar nichts. Aurora und der Rest der Familie machten sich Sorgen um mich, denn Aurora ging nicht zur Arbeit. Sie schaute einmal in der Stunde nach mir. Genau wie Mary.
Ich nahm tief Luft. Mary schrieb und rief mich täglich an und fragte, wie es mir geht. Ich hätte niemals gedacht, dass sie mir so wichtig werden würde. Sie fehlte mir bereits nach einer Woche.
Die Tür ging auf und Aurora kam ins Zimmer. „Guten Morgen, Gioia mia.", und wie jeden Morgen riß sie die Gardinen auf und lächelt mich an.
(Mein Schatz)

„Heute stehst du auf, Cécilia.", sie öffnet meinen Kleiderschrank und sucht etwas aus. „Wir warten auf dich unten."

Ich wollte protestieren, doch diesmal war kein Raum dafür, weshalb ich widerwillig aufstand und mich fertig machte. Ich sah schrecklich aus, doch das war nichts Neues. Mein inneres sowohl mein äußeres fühlten sich schrecklich. Einatmend lief ich die Treppen runter. Es roch nach Waffeln. „Cécilia!", lächelnd schaute Stella mich an. „Frühstückst du heute mit uns?"

Ich nickte. Ob ich etwas in mein Magen kriegen würde, wusste ich noch nicht. „Fährst du mich auch zur Schule?"

„Stella. Nathaniel fährt dich. Du magst ihn doch, oder nicht? Gestern meintest du, dass er lustig ist. Ich hole dich später ab und wir fahren zusammen ins Kino", sagte ihr Papa lächelnd.

„Nathaniel arbeitet eigentlich mit Francesco im Unternehmen, aber momentan können wir nur ihm vertrauen nach Lorenzo", erklärt Aurora mir und ich nickte wissend.

„Unternehmen, gutes Stichwort. Cécilia, arbeite mit uns", sagte Francesco. „Wir haben auch eine Position. Ich habe gehört, was du mit De..."

„Ich möchte seinen Namen nicht hören", unterbrach ich ihn ausatmend. „Noch nicht."

„Wir bestehen darauf, dass du im Unternehmen arbeitest."

„Ich kann auch wie früher einfach auf Stella aufpassen."

„Cécilia", seufzte Francesco. „Wir wollen nur das Beste für dich. Du bist auch unsere Tochter wie Stella. Überlege es dir, bitte."

Ich seufzte. „Okay."

Wir setzten uns alle an den Esstisch, wo Stella bereits auf uns wartete. Ich fühlte mich wohl hier. Doch die Leere in mir nach der Trennung war ein Gefühl, welches ich vorher noch nie kannte.

„Hast du heute Ballet?", fragte ich Stella.

„Jaa. Willst du mitkommen?", fragte sie mich lächelnd und als ich in ihre leuchtenden Augen schaute, wusste ich das ich es nicht verneinen konnte.

„Jaa", grinste ich.

„Es tut dir bestimmt gut herauszugehen", lächelte Aurora und zustimmend lächelte ich sie an. Nachdem Frühstück verzogen sich alle zurück und gerade als ich die Treppen hinauf gehen wollte, hörte ich den Fernseher.

„Devin Desmond. Schluss mit seiner Freundin! Der berühmte Geschäftsmann wurde letzte Nacht im Club gesichtet. Mehr dazu gleich nach der Werbung."

„Oh mein Gott!", hörte ich die Haushälterin Emma sagen, als sie mich sah. "Es tut mir leid! Ich...", versuchte sie sich zu erklären.

"Alles gut", atmete ich aus und ging schnell hinauf.
Ich schloss die Tür hinter mir zu und schnappte mein iPad. Ich gab seinen Namen in die Suchliste. Ich musste es einfach wissen.

DEVIN DESMONDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt