97 | zweite Chance

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"I believe in second chances, but I don't believe in third or fourth chances."
~Selena Gomez

NATHANIEL

„Gute Nacht ihr Lieben", wünschte uns Aurora und ließ mich mit Cécilia alleine im Garten. „Vielleicht solltest du auch schlafen gehen."

Die Frau vor mir schüttelte ihr Kopf. Sie trank ihr Wein in einem Zug leer und füllte ihr Glas erneut mit Weißwein. Ich wusste nicht, ob ich sagen sollte, dass sie weniger trinken sollte, denn eigentlich hatte ich kein Recht dazu.

„Ich vermisse ihn so sehr, Nate", fing sie plötzlich an und nippte an ihrem Glas. „Ich hasse mich dafür, dass ich ihn immer noch so sehr liebe, aber ich weiß, dass er mich auch liebt."

Ich hielt für einen Moment die Luft an. „Ich bin mir so sicher, dass hinter alldem irgendwas steckt. Er würde mich sonst niemals loslassen. Er ist Devin Desmond."

„Und das bedeutet?", hackte ich nach.

„Es war so schwer für ihn sich zu öffnen, dass alles würde er nicht einfach hinschmeißen. Er wollte.", sie hörte auf zu sprechen und sieht in meine Augen, als würde sie überlegen, ob sie mir das anvertrauen kann, oder nicht? Anscheinend entschied sie sich dagegen, denn sie beendete nicht ihren angefangenen Satz und sprach von etwas anderes.

„Devin liebt mich. Er würde niemals wollen, dass mir etwas zustößt. Das ist der Grund für unsere Trennung, ich spüre das."

„Du liebst ihn wirklich", stellte ich fest und sie nickte. Über ihre Wange rollten die Tränen herunter, die sie schnell wegwischte. „So sehr, dass es noch mehr weh tut, Nate."

„Aber er schadet dir."

Sie schüttelte ihren Kopf. „Natürlich gab es Stress zwischen uns, das gehört dazu, aber sowas hat uns nur gestärkt und uns näher zusammen gebracht. Wir haben nie aufgegeben, aber diesmal.", sie atmete aus und schaut hoch in den Himmel. Ich sah, wie sie mit ihren Tränen kämpfte. „Er hat mir gesagt, dass wir keine Zukunft haben. Er und ich haben so viel geschafft. Wer ist schon Lorenzo? Nur seinetwegen haben wir angefangen zu streiten. Und wo bin ich jetzt? In Sizilien. Getrennt und diesmal gibt es kein zurück."

„Ich dachte, dass ihr euch getrennt habt, weil er dich betrogen hat. Vor deinen Augen.", ich runzelte die Stirn. „Und du bist daraufhin nach Sizilien gekommen, oder nicht?"

Sie schüttelt ihren Kopf. „Nein, dass alles hat mit Lorenzo angefangen. Wir haben uns danach immer mehr gestritten, dann ist noch etwas passiert und daraufhin war es vorbei."

„Also hat Devin nicht vor deinen Augen eine andere Frau geküsst? Auf der Preisverleihung? Und er ist nicht gegenüber dir gewalttätig geworden, weil du hierherkommen wolltest? ", hackte ich weiter nach.

„Nein. Wie kommst du auf sowas?", fragte Cécilia und schaut mich skeptisch an. „An dem Abend war ich an seiner Seite. Ich bin am nächsten Morgen hierhergeflogen. Mary hat mich sogar begleitet. Devin hat nicht versucht mich aufzuhalten."

„Francesco hat es mir so erzählt", sagte ich ihr die Wahrheit und fragte mich, wieso er mir diese Dinge so verkehrt erzählt hatte. In meinem Kopf machte nichts Sinn.

„Wieso erzählt er dir denn sowas?"

„Ich weiß es nicht. Du bedeutest ihm sehr viel", antwortete ich ihr und sie wendetet ihren Blick von mir ab.
Ich wusste was für ein Mann, Devin Desmond ist. Ich kannte seine Geschäfte. Mal abgesehen davon, arbeitet er mit Aras zusammen. Er und ich haben von demselben Mann gelernt. Wir arbeiteten mit den gleichen Techniken, doch wenn man uns fragen würde, ob wir uns kennen, dann würden wir es beide vermutlich verneinen.

„Er arbeitet mit Aras, richtig?"

Sie nickte. „Aras ist so toll. Ich konnte mit ihm über alles sprechen. Er hat zwar meistens zugehört."

„Aber das macht Aras aus", unterbrach ich Cécilia.

„Du kennst Aras?"

„Bleibt es unter uns?", flüsterte ich in die Dunkelheit und sie nickte hastig.

„Aras war mein Bruder."

Cécilia riss ihre Augen ganz groß auf und schluckte. „Was heißt, war mein Bruder?"

„Wir sind zusammen aufgewachsen. Wir waren wie Geschwister. Er, Sina seine Schwester und ich. Wir hatten kein einfaches Leben, aber eine tolle Kindheit", erzählte ich und lächelte leicht.

„Was ist passiert?"

„Ich konnte seine Mutter nicht beschützen.", seufzte ich.

„Seine Mutter ist doch verstorben? Er hat doch nur Sina? Devin kümmert sich wie seine eigene Schwester um sie. Sie studiert jetzt in London. Sie ist jetzt gesund. Aras hatte mir erzählt, dass er für Sina einen Stammzellen Spender gefunden hatte. Ich habe sie bislang nicht kennengelernt."

„Sein Vater war ein dreckiger Kerl. Er war ein egoistischer Kerl, bekam nie genug. Sei es Geld oder Macht. Er wollte immer mehr und dieses Bedürfnis nach immer mehr, es hörte nie auf. Seine Eltern lebten getrennt. Er hatte nochmal geheiratet, aber ließ Aras Mutter nie in Frieden. Sie war unter meinem Schutz. Ich ließ sie nie alleine. Wofür sonst hatte ich eine Sicherheitsfirma? Aber ich konnte sie nicht beschützen. Es ist alles meine Schuld. Ich habe es nicht geschafft. Es war nicht genug. Sie ist meinetwegen verstorben. Natürlich habe ich ihn nicht leben lassen. Zwei Tage später habe ich ihn qualvoll getötet. Ich habe mich für uns gerächt. Aber es war zu spät. Ich war nicht da als ich da sein musste. Obwohl ich alles getan habe, um sie zu beschützen. Seitdem Tag an sind wir Fremde."

Cécilia antwortete mir nicht und sieht einfach in meine Augen. „Nate, ich weiß nicht was ich sagen soll."
Sie saß die ganze Zeit gegenüber von mir, doch sie steht auf und setzt sich neben mich. „Es ist nicht deine Schuld.", langsam legte sie ihre Arme um mich.

„Es gibt eigentlich so viel zu sagen, das frisst mich jeden Tags aufs neue auf. Doch ich habe immer geschwiegen und nie was gesagt, Aber seitdem du hier bist, ist es kaum auszuhalten.", ich legte meine Arme auch um Cécilia und für einen Moment hielt ich sie in meinen Armen.

„Warum?", fragte sie mich und sieht tief in meine Augen, als ich mich von ihr löste.

„Wenn dir etwas zustößt, dann kann ich mir das niemals verzeihen. Ich weiß, dass Aras dich dort beschützt hast und jetzt bin ich dafür verantwortlich, dass es dir gut geht. Du bist wie die zweite Chance für mich. Deswegen werde ich dir helfen, wo ich kann. Ich glaube, dass Devin sich nicht freiwillig von dir getrennt hat."

DEVIN DESMONDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt