93 | ein richtiger Mann

2.9K 148 80
                                    

„Ein richtiger Mann bleibt sich treu."
~Ernest Hemingway

CÉCILIA
„Du warst toll!", lächelte ich Stella an, nachdem sie aus der Umkleidekabine kam. „Meine prima Ballerina!"

„Findest du? Bald ist die Aufführung. Ich bin so aufgeregt", erzählte sie und ihre Augen glänzten vor Freunde. Es war so einfach Stella glücklich zu machen. Sie freute sich über neue Stifte, Malbücher, Gänseblümchen oder neue Ballettoutfits. Sie hielt an kleinen Sachen fest und nicht wie wir Erwachsenen an großen Dingen.

„Nateeee", rief sie grinsend, als wir hinausgingen und winkte ihm. „Na wie war's?", fragte er lächelnd und nimmt ihr die Taschen ab.

„Es war schön", antwortet sie lächelnd und erzählt ihm von der Stunde. Er hörte ihr die ganze Zeit aufmerksam zu und antwortete ihr lieb. „Das klingt gut, Kleine. Wir sind alle stolz auf dich, das weißt du, oder?"

„Danke, Nate. Wo ist Papa?"

„Ich fahre dich jetzt ins Kino."

„Nein!", sagte sie plötzlich und sieht mich an. „Céce? Wollen wir nicht lieber mit Nate Eis essen gehen? Am Strand ist wieder dieses Fest."

„Aber was ist mit deinem Vater?", seufzte ich. „Und vielleicht.", ich blickte in Nates hellbraune Augen. „Vielleicht hat Nate etwas vor."

„Nein, ich habe Zeit", sagte er schnell. „Ich bin dabei."

[...]

Also fuhren wir zusammen an den Strand zum Fest, um uns einen schönen Samstagnachmittag zu machen. Nathaniel war voller Energie. Er brachte uns die ganze Zeit zum Lachen und alberte mit Stella rum, als wäre er auch zehn Jahre alt.
Es tat unglaublich gut auf andere Gedanken zu kommen, auch wenn mich meine Gedanken ab und zu zurück in die Realität holten. Ich war nicht hier in Sizilien, weil ich Stella besuchte. Ich war hier, weil ich es mit Devin und mir vorbei ist. Und diese Erkenntnis tat es in meinem Herzen weh. Dieses Mal würde ich nicht nach Marseille zurückfahren.

„Endlich lachst du wieder", sagte Stella plötzlich und drückte meine Hand ganz fest. „Mama sagt, dass wenn ich lache, dass ich schön bin und jetzt sage ich es dir, Cécilia. Du darfst nicht mehr weinen oder, Nate?"

Nate schaute mich undefinierbar an, als würde er versuchen aus meinen Augen herauszulesen, warum ich weinte. „Ja so ist es Stella", antwortet er ihr ohne mich dabei aus den Augen zu lassen.

„Stella, wollen wir uns nicht diesen Stand anschauen?", fragte ich und versuchte das Thema zu wechseln. Im selben Moment fing mein Handy an zu klingeln und natürlich war es Maryam. Perfekter Zeitpunkt. Grinsend hob ich ab und distanzierte mich etwas von Nate und Stella.

MARYAM

„Cécilia?", sagte ich, als sie endlich abhob. „Mein Schatz, was machst du?"

„Ich bin seit einer Woche heute das erste Mal wieder draußen. Es tut mir gut. Die frische Luft und wieder unter Menschen zu sein. Wir haben hier fast zwanzig Grad."

„Das freut mich wirklich sehr. Bist du alleine?"

„Nein. Ich habe Stella zum Ballett begleitet und jetzt sind wir auf einem Frühlingsfest am Strand", erzählte sie und machte eine kleine Pause, um danach noch etwas zu ergänzen. „Und Nathaniel ist dabei."

„Nathaniel. Wer ist das denn? Klingt nach jemand..."

„Er arbeitet für Aurora und Francesco. Er ist kein Fahrer oder so. Er ist wie Aras. Ich glaube, dass er für alles sorgt und einfach die rechte Hand, dieser Familie ist. Eigentlich ist er immer Unternehmen, aber nach Lorenzo trauen sie niemanden", unterbrach Cécilia mich schnell.

„Und wie ist er?", fragte ich einatmend.

„Er ist nett, Mary. Ich kenne ihn erst seit heute. Wir haben uns erst heute Mittag kennengelernt", lachte Cécilia und ich war mir sicher, dass ihr Lachen nicht echt war. „Ich will ihn auch nicht kennenlernen. Ich bin noch breit dafür. Ich war vor einer Woche noch vergeben."

„Irgendwann wirst du jemanden kennenlernen, der dich über alles liebt und dich schätzt. Jemand, der dich nie wieder loslässt", sagte ich seufzend und im selben Moment kam Devin in die Küche.

„Ich hoffe. Wie laufen die Hochzeitsvorbereitungen?"

„Ohne dich nicht gut. Ich bin verloren", seufzte ich, als ich an meine bevorstehende Hochzeit dachte.

„Wenn ich etwas aus Italien machen kann, lass es mich wissen. Ich muss jetzt auflegen. Wir hören uns, pass auf dich auf, Mary. Ich habe dich lieb."

„Ich habe dich auch lieb, Cécilia", sagte ich und legte auf.

„Wie geht es ihr?", fragte Devin allen ernstes.

„Interessiert es dich wirklich, wie es ihr geht?", fragte ich spöttisch.

„Sonst hätte ich dich nicht gefragt, Mary", antwortet er trocken und ich atmete aus.

„Ich verstehe es einfach nicht. Wie konntest du ihr das antun? Ich kann es einfach nicht verstehen, Devin."

Ich war unglaublich wütend. Wir haben seitdem Cécilia weg ist, nicht einmal von ihr gesprochen, weil er es so wollte, aber es nervte mich. „Ich dachte, dass du sie liebst! Selbst ich habe dir geglaubt, dass du sie liebst!"

„Maryam", fing Devin an, doch ich unterbrach ihn. „Devin, du hast sie nie geliebt, oder? Du wolltest nur Rache richtig? Du hast nicht umsonst gesagt, dass du sie physisch und psychisch zerstören möchtest. Herzlichen Glückwunsch! Du hast es geschafft. Ein richtiger Mann würde so etwas niemals tun."

Devin lachte spöttisch auf. „Das war hart, Mary."

„Das, was du ihr angetan hast, das war härter, aber dir ist das wahrscheinlich sowieso egal. Sie wird über dich hinweg kommen, Devin. Irgendwann wird sie einen Mann finden, der sie auf Händen tragen und niemals loslassen wird wie du es getan hast.", ohne auf seine Antwort zu warten, ging ich aus der Küche.

Devin bedeutet mir die Welt.
Er ist mein Bruder, auch wenn es nicht biologisch so ist.
Sein Platz in meinem Leben ist so besonders und wichtig, aber ich bin sauer auf ihn.
Ich verstehe einfach nicht, wieso er das getan hat.
Ich sehe diese ganzen Nachrichten von ihm, die wahrscheinlich auch Cécilia sieht.
Er zerbricht ihr jeden Tag aufs neue das Herz.
Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass Devin Cécilia nur angelogen hat.
Es kann einfach nicht alles gelogen sein.
Die Liebe zwischen den beiden war echt.
Ich war mir so sicher, dass es echt gewesen ist.

CÉCILIA

„Ist dir nicht kalt?", ich drehte mich um und sah Nate hinter mir stehen. „Darf ich?", fragte er mich und ich nickte. Nate legte mir die Decke um die Schultern und setzte sich gegenüber von mir. Nachdem wir nachhause gekommen sind, hatte ich mich nachdem Abendessen mit meinem Kaffee und Buch in den Garten verzogen.

„Wie lange kennst du Aurora schon? Sie sieht dich wirklich ihre Tochter."

„Nicht lange. Wir kennen uns seit fast drei Jahren", antwortete ich lächelnd. „Aber sie sind sofort meine Familie geworden."

„Stella hat auch oft von dir gesprochen. Ich kenne dich zwar seit paar Stunden, aber man könnte sagen, dass ich fast alles über dich weiß."

Ich lächelte. „Das klingt gefährlich."

„Du hast Stella laut ihr verlassen für die Liebe deines Lebens", lachte er und sieht mir dabei in die Augen. „Davon sprach sie täglich."

Die Liebe meines Lebens.

Ich schluckte und wendete mein Blick von ihm. Mein Herz tut so weh, wenn ich an ihn denke. Ich zog meine Beine an mich und sah wieder in Nates Augen. „Die Liebe lässt einen manchmal verrückte Dinge tun."

„Ist das nicht genau die Liebe? Sonst würden wir normalerweise nicht solche verrückten Dinge machen."

Zustimmend nickte ich. Er steht lächelnd auf. „Wie gesagt, ich kenne dich nicht wirklich. Ich möchte dir auch nicht zur nahe treten, aber weine nicht wegen einem Mann, der dein Wert nicht kennt. Also ich meine damit, würde er deinen Wert kennen, dann hätte er dich nicht so sehr verletzt und dafür gesorgt, dass du tagelang weinst. Ein richtiger Mann würde sowas nicht tun. Gute Nacht, Cécilia."

DEVIN DESMONDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt