83 | zurück im Loft

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„Nichts ist so sehr für die gute alte Zeit verantwortlich wie das schlechte Gedächtnis."
~Anatole France

DEVIN

„Schönen Abend, Herr Desmond", sagte die junge Dame unten an der Rezeption und ich nickte ihr lächelnd zu. Mit dem Aufzug fuhr ich hoch in mein Loft. Ich hätte auch ins Haus fahren können, aber ich wollte alleine sein. Zwischen meinen vier Wänden.
Ich hatte keine Lust und Kraft Maryam die Situation zu erklären. Aléx hätte nicht so viel nachgehakt, aber Maryam schon. Cécilia und sie liebten sich mittlerweile, als wären sie Schwestern. Sie sind unzertrennlich geworden. Sei es zuhause oder auf der Arbeit, dass machte mich sehr glücklich, denn auch Cécilia und Maryam hatten einen schwierigen Start.

Es würde mir sicher gut tun wieder zurück im Loft zu sein. Nachdem ich geduscht und mir etwas zu essen gemacht hatte, wollte ich eigentlich am Laptop arbeiten, denn ich brauchte Ablenkung von allem, aber mein Blick fiel in das dunkelste Zimmer in diesem Apartment.

Einerseits wollte ich hereingehen, aber andererseits auch nicht. Ich wollte nicht, dass die Erinnerungen wieder hochkommen, aber letztendlich gewann die dunkle Seite in mir.

Ich entriegelte die Tür mit dem Sicherheitscode und das Bücherregal verschwand. Einatmend ging ich hinein und lief durch das Zimmer. An den Wänden hingen verschiedene Messer. Einige waren personalisiert. Ich nahm eins meiner Skalpelle in die Hand. Sie war scharf. Sehr scharf. Sie trug die Aufschrift DD in einem goldenem Schriftzug. Dieses Skalpell hatte mich sehr viel Geld gekostet, aber benutzt habe ich sie noch nie. Damit könnte man innerhalb von Sekunden jemanden umbringen. Ich legte es wieder zurück und setzte mich auf die schwarze Liege aus Leder. Damals hatte ich mir versprochen, dass Cécilia die letzte sein wird.
Doch ich hatte mich in sie verliebt und somit war sie nicht die letzte. Die letzte war Emilia.

Ich erinnere mich, warum auch immer an Cathy zurück. Als ich Cécilia damals mitnahm, versuchte sie alles um Cathy zu retten, doch sie schaffte es nicht.
Letztendlich hatte ich Cathy vor ihren Augen getötet und sie später einiger Stunden mit ihr in einem Raum gelassen.

An diesem Tag hatte ich begonnen sie Lovely zu nennen. Cécilia war unglaublich frech und mutig. Als Bestrafung tötete ich vor ihren Augen Cathy. Ich wollte sie nur damit bestrafen, um ihr weh zu tun. Ich konnte mich an meinen Gedanken erinnern, als wäre es gestern.

Du wolltest es so, Lovely. Wer mit dem Feuer spielt, der wird sich daran schnell verbrennen.

Genau das war mein Gedankenzug, doch es gab ein Problem an dem ganzen. Ich hatte mich an diesem Feuer verbrannt. Ich hatte mich in Cécilia verliebt.

Ich habe alles für sie aufgegeben.
All das Schlechte in meinem Leben, was mich damals erfüllt und glücklich gemacht hatte.

Doch jetzt hatte ich Cécilia. Sie machte mich unfassbar glücklich, das war eigentlich mit nichts zu vergleichen.

Eigentlich.

Ich hatte mich in Cécilia verliebt, weil sie so mutig war. Sie hat mich immer wieder herausgefordert und mich an meine Grenzen gebracht, aber ich konnte ihr nie wirklich weh tun. Ich wollte sie verbluten lassen, aber ich habe es nicht geschafft, da ich mich voll und ganz in sie verliebt hatte. Ich hatte Schuldgefühle gegenüber ihr. Sie hatte ein schlechtes Leben, dann kam ich dazu. Ich konnte ihr einfach nicht weh tun.

Ist unsere Liebe langweilig geworden?
Brauchte ich deswegen eine ganze Pause von dem allen? Manchmal fühle ich mich so, als wären wir seit Jahren verheiratet. Manchmal ist es gar nicht mehr aufregend mit ihr. Ich liebe Cécilia wirklich, doch es gab nichts in unserer Beziehung, was mein Herz schneller schlagen lässt.

Ich war wirklich egoistisch.
Es gehören immer zwei dazu.
Ich durfte nicht nur an meine Bedürfnisse denken.
Ich musste auch an Cécilia denken.
Wir mussten das gerade biegen.

Es klingelte an der Tür, weshalb ich die Türen zu diesem Zimmer verschloss und die Tür öffnete.

„Devin. Ich war mir sicher, dass du es bist. Du bist wieder zurück?", meine Nachbarin Juliet trat einfach hinein. Einatmend schloss ich die Tür zu und lief ihr hinterher. „Wie geht es dir? Ich habe dich lange nicht mehr hier gesehen?"

„Gut und selbst? Du weißt doch, dass ich nur ab und zu hier bin."

„Mir geht es auch gut. Ich habe dich lange nicht gesehen. Als ich unten dein Auto gesehen habe, dann musste ich einfach zu dir komme.", sie zieht ihre Jacke aus und läuft in die Küche. „Trinken wir einen Wein?", fragte sie mich und ich schüttelte meinen Kopf.

„Juliet, ich habe eine lange Fahrt hinter mir und bin wirklich müde. Ich möchte nicht unfreundlich sein, aber....", sie kommt auf mich zu und legte ihre Hände auf meinen Schultern ab.

„Ich kann dir auch beim Entspannen helfen, Devin. Genau so wie in den guten alten Zeiten.", ihre blauen Augen leuchteten und sie verschränkt ihre Finger hinter meinem Nacken.

„Ich habe eine Freundin, Juliet", sprach ich und nahm ihre Hände von meinem Körper runter. Ich drückte sie etwas weg von mir. Sie lacht laut auf und mustert mich komisch.

„Ihr seid immer noch zusammen? Die kleine Maus? Ich habe sie paar mal neben dir gesehen. Eine wirklich schöne Frau", sagte Juliet und zieht dabei die Haarklammer aus ihren dunkeln Haaren.

„Ja wir sind immer noch zusammen. Sie ist wunderschön, Juliet. Die alten Zeiten gibt es nicht mehr. Es war schön dich wiederzusehen, aber ich möchte wirklich schlafen", sagte ich einatmend und Juliet kommt näher auf mich zu.

„Sie ist auch schön, aber wir können doch trotzdem Spaß haben. Sie muss doch nicht wissen, Devin? Ein wenig Spaß schadet doch nie?", ihre Finger gleiten zum Kragen meines Hemds. „Sie muss ja nichts wissen, oder?"

DEVIN DESMONDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt