Kapitel 3

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Sicht von Chris...

Die Musik auf meinen Kopfhörern stopp, als ich diese auf meinem Handy ausschalte, danach lasse ich mich in meinen Sitz fallen und gehe mit meinen Händen über meine Augen. Seit einigen Stunden sitze ich bereits hier in meinem Büro in Bünde und suche nach einem passenden Lied für eine unserer neuen Illusionen. Leichter gesagt, als es sich gerade herausstellt. Ich habe mich bereits jetzt durch sämtliche meiner Playlists durchgehört, aber nichts erscheint mir passend. Mein Bruder wartet darauf, dass ich diesen letzten Aspekt noch finde, damit wir die Illusion endlich proben und zeigen können. Deswegen habe ich mich in meinem Büro verschanzt, die schalldichte Wand zugezogen und danach noch meine Kopfhörer aufgesetzt. Nach drei Stunden, wo ich noch immer vor keinem Song und einem leeren Blatt sitze, sollte ich es für den Tag aufgeben. Es ist spät, die Arbeit bald vorbei, selbst einige Arbeit sind vermutlich schon gegangen.

Gerade als ich mich mit dem Stuhl zur Tür umdrehen will, nimmt mein Bruder mir auch die Kopfhörer ab und erschreckt mich dadurch. Muss er das auch immer machen?
Chris: Ein einfaches auf die Schulter tippen, hätte es am Ende auch getan Andreas."
Er muss lachen und ich drehe mich wieder zu meinem Computer, damit ich die letzten Programme noch schließen kann. Dafür wird er gekommen sein. Um mir zu sagen, dass wir gleich zu ihm gehen werden, da unsere Mama zum Kaffee vorbeigekommen ist. Und er hat kein Vertrauen in mich, dass ich auch von allein pünktlich dort erscheinen würde.
Andreas: Ich wollte nur auf Nummer sicher gehen, dass wir beide dort auch pünktlich aufkreuzen und zudem wollte ich auch in Erfahrung bringen, wie weit du mit der Musikauswahl gekommen bist."
Chris: Nicht ein Stück weiter."
Die letzten meiner Sachen packe ich in die Schubladen und stehe im Anschluss auf, damit ich vom Stuhl meine Jacke nehmen kann. Es ist September und gerade zeigen sich die ersten kalten Tage nach dem Sommer.
Chris: Ist aber auch nicht so wichtig. Ich kümmere mich in den nächsten Tagen darum. Wie lief es in der Halle? Wolltest du mir das noch zeigen?"
Andreas nickt danach nur und zeigt, dass ich ihm nachgehen soll. Nichts leichter als das.

Vom Büro aus gehen wir eine Treppe runter, einen kurzen Flur und danach nur noch durch eine letzte Tür, damit wir in unserer Halle sind. Einige wenige Arbeiter sind noch hier und räumen die Sachen wieder weg, die sie den Tag über gebraucht haben.
Manu: Wir sehen uns heute Abend Chris?"
Manu unterbricht für einen kleinen Moment seine Arbeit und schaut zu mir. Dabei kann er kaum über die gestapelten Kisten schauen dank seiner Größe. Ich lache und zeige ihn mit einem Daumen nach oben, dass ich noch daran denke. Um 19 Uhr am Bahnhof in Bielefeld. Bei der Illusion, wo mein Bruder eben noch gearbeitet hat, sind nur noch Levi und Yuna, die gerade allerdings auch ihre Sachen packen und gehen wollen. Tontechnikerin und Lichttechnikerin. Als ich mit meinen Bruder dort ankomme, lächeln beide mich einen Moment an und Yuna winkt verhalten, bevor sie gehen, was ich ihr gleichmache. Sie findet es ab und an etwas gemein, wenn ich ihr zurückhaltendes Verhalten spiegele, aber ich finde es leider zu amüsant.
Andreas: Grundlegend sollte nun alles wieder funktionieren. Ich bin mit beidem auch einzelne Schritte bereits durchgegangen, damit wir übermorgen wieder richtig anfangen können."
Ich schaue den beiden nur kurz nach, bevor ich nicke und Andreas wieder anschaue. Alles, was er eben gesagt hat, klingt nach einem Plan mit der Ansicht, dass unsere Tour im Dezember auch wieder losgehen wird. Danach entscheiden auch wir uns fürs Gehen.

Um zu den Haus von Andreas zu kommen, müssen wir nur über einen Hof gehen, sodass das auch kein Weg darstellt. Ich checke in der Zeit meine Nachrichten, da ich heute Abend mit Freunden nach Münster will und dort muss ich wissen, ob alle Zeiten noch stehen und ob die Bahn pünktlich sein wird.
Andreas: Hast du noch aktiv Kontakt zu Yuna? Ich meine außerhalb der Arbeit."
Wir drei kennen und schon länger, als es die Halle gibt. Yuna, Andreas und ich haben uns über Umstände, die ich nicht wiedergeben kann, vor Jahren kennengelernt. Und im Grunde brachte das nur Probleme damals mit sich, denn sie war die eine Frau, in die sich mein Bruder und ich gleichzeitig verliebten. Dumm gelaufen, auch wenn sie sich am Ende für mich entschieden hatte. Es endete nach etwas über einem Jahr, weil es nicht passte. Wir sind im Guten auseinander gegangen, sonst würde sie heute nicht bei uns arbeiten.
Chris: Nicht wirklich. Wir reden in der Halle gemeinsam, bei Besprechungen oder wenn wir auf Tour sind. Aber es ist nicht vorgekommen, dass wir uns mal privat unterhalten oder treffen."
Unsere Wege haben sich getrennt und das ist auch gut so. Wir waren schlussendlich zu verschieden und eine Trennung war das Beste für uns beide.
Chris: Ich habe es jetzt schon 39 Jahre geschafft und da ist es jetzt auch nicht mehr von Bedeutung Andreas. An meinem Leben habe ich gerade nichts auszusetzen. Außerdem wissen wir beide, wie es letztes Mal ausgegangen ist. Willst du, dass es nochmal dazu kommen würde? Ich würde das nicht nochmal aushalten."

Wir schweigen beide, als wir bei seinem Haus ankommen. Er weiß, dass das die Wahrheit ist. Dass ich gerade mehr als zufrieden mit meinem Leben bin, wie es verläuft. Das wird mir auch nochmal gezeigt, als wir im Haus sind, wo Andreas seine Frau Steffi begrüßt und ich unsere Mutter, die auch in den Hausflur gekommen ist. Wir haben die Freiheit, dass wir Termine und Proben so legen können, dass wir immer für Freunde und Familie Zeit haben, da wir beide auch wissen, wie wichtig diese Zeit ist. Zudem ist Familie für uns beide ein sehr wichtiges Thema, auch wenn es unterschiedlich aussieht. Andreas hat seine Frau und seine drei Kinder. Da kann ich zwar nicht mithalten, aber einfach Zeit mit meiner Mama zu verbringen ist dabei schon alles, was ich brauche, da sie in unserem Leben ein so wichtiger Mensch ist.
Hedi: Hallo ihr zwei. Ihr habt es ja sogar pünktlich hergeschafft."
Chris: Wenn Andreas auf die Zeit achtet, komme auch ich mal pünktlich zu Terminen."
Natürlich weiß jeder von meinem nicht sehr vorzeigewürdigen Zeitgefühl. Aber das ist okay, die anderen gewöhnen sich dran.
Hedi: Und jetzt noch einige Tage Pause, bevor ihr wo hin müsst?"
Andreas: Nach München, Mama. Aber es ist ja nur eine Einladung zu einer Verleihung, wo wir nichts machen müssen."

Ein Nachmittag mit unserer Mama, die uns wieder ein Gefühl der Normalität gibt. Wo wir nur als ihre Söhne mit an dem Tisch sitzen, wo alltägliche Gespräche geführt werden. Einfach ein Hauch Normalität im Leben meines Bruder und mir...

Two Sides of Our LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt