Kapitel 81

19 4 0
                                    

Sicht von Anissa...

John läuft mir auf der Party nach oder räumt vor mir den Weg frei. Immer wieder werde ich von Gästen angesprochen, meine aber, dass ich noch kurz etwas erledigen muss, dass ich danach aber vollkommen für sie da sein werde. Wenn jemand mir zu nahe kommt, schiebt John ihn wieder weg und nach einem halben Kampf komme ich endlich auf dem Flur an und gehe zu einen der privaten Räume, die wir heute für uns hatten. Der Schlüssel, den ich bekommen hab, öffnet diesen, sodass ich reingehen und John davor auf mich warten kann.

Einen kurzen Moment lehne ich mich gegen die Tür und atme durch. Einen Moment ruhe, bevor gleich wieder jeder mit einem reden will, wo ich zurzeit gar keine Nerven für habe. John wird schon bei mir bleiben und mir die vom Hals halten, die zur aufdringlich werden. Aber ich könnte an den Tag meine Band nicht allein lassen. Nicht an dem Tag, wo wir unsere Songs das erste Mal präsentieren. In dem kleinen Zimmer steht nicht sehr viel rum, aber immerhin finde ich einen Hocker und eine alte Case. Ich kann mich auf den mehr oder weniger sicheren Hocker setzen und mein Handy auf die Case stellen, welche ich gegen die Wand zudem gestellt habe, damit das Handy dagegen lehnen kann. Während der Anruf rausgeht, gehe ich mir mit der Hand nochmal durchs Haar und ziehe mein Oberteil nochmal richtig hin, bis ich ihn auf der anderen Seite sehen kann.
Anissa: Hey..."
Chris: Das war wirklich mega, Anni."
Ich muss gleich anfangen zu lachen. Im Januar durfte ich deren Show ansehen und denke, dass bei ihnen viel mehr Arbeit, Planung und Perfektionismus drin steckt, als es bei uns jemals der Fall sein würde. Bei deren Show steck so viel Herzblut drin, dass es sie so persönlich erscheinen lässt. Aber ich weiß, dass das keine Lüge von ihm ist.
Anissa: Danke...das von dir zu hören, bedeutet mir wirklich viel. Ich weiß und habe gesehen, wie viel Arbeit ihr bei euch habt."

Chris sitzt in seinem Bett im Hotel in Frankfurt. Er meinte, wann immer sie eine längere Zeit in einer Stadt sind, schlafen sie und die Crew in einem Hotel. Man hat einfach mehr Ruhe und kann besser schlafen als im Bus. Zuerst schaut er mich eine lange Zeit ruhig an, bevor Chris mich auch wieder einen Moment mustert.
Chris: Von wegen miss, ich habe Schmerzen, weil ich den ganzen Tag im Studio stehen musste und weil die Proben so anstrengend gewesen sind."
Ich lege mein Gesicht in meine Hände und versuche nicht laut zu lachen. Bei ihm bekomme ich das sehr wohl mit, da er auch genau weiß, dass er mich dadurch in eine unangenehme Situation gebracht hat.
Anissa: Ich wusste einfach nicht, wie ich das sagen sollte. Ich war den gesamten Tag dort im Studio und Gott...ich hätte sterben können vor Schmerz."
Chris: Das hat einen ganzen Tag gedauert?"
Sein Blick liegt auf mir, bis ich wieder auf schaue. Dann treffen sich unsere Blicke endlich wieder, wobei er dieses Mal bei mir ein Grinsen sehen kann.
Anissa: Wirst du vielleicht ja noch sehen, ob das alles ist."
Wir beide lachen, er lässt sich etwas nach hinten fallen und ich muss aufpassen, dass ich nicht vom Hocker runterfalle.

Ich kann mich keine Ewigkeit hier im Zimmer einschließen, sondern muss bald wieder unter die Leute treten. Nur noch wenige Minuten, die ich mit Chris sprechen kann und indirekt weiß er das auch.
Anissa: Wie war es für dich? Konntest du alles sehen und hören?"
Chris: Ich kann mich nicht beschweren. Hatte eine sehr gute Sicht und der Ton war auch sehr klar. Besser wäre es nur noch live gewesen."
Anissa: Das nächste Mal, Chris. Dann sage ich dir rechtzeitig Bescheid, aber das alles war so spontan, dass man es nicht schieben konnte."
Chris: Macht auch nichts. Auch so war es schon eine mega Erfahrung eure unfertigen Songs hören zu können."
Ich weiß, dass er damals so genau auf so viele Kleinigkeiten geachtet hatte, als er bei unserem Konzert war. Er kannte jeden Song, wusste die Übergänge und hat die kleinsten Details wahrgenommen. Dinge, die anderen kaum auffallen.
Anissa: Welcher Song hat dir am besten gefallen?"
Chris: Ich denke, dass ich den zweiten Song am besten gefunden habe, weil er so vollkommen stimmig war. Wiederum...der letzte wirkte so..."
Er findet selbst keine Worte, aber ich weiß sie.
Anissa: Der zweite Song heißt My Song. Er steht bereits am längsten und wird auf jeden Fall auf dem Album sein. Den Song, den du ansprichst, heißt Fucked Up und Claas hasst ihn. Die Instrumente, den Titel, die Lyrics, die Aussage...aber James will es so."
Chris: Aber wenn euch als Künstler der Song nicht gefällt, solltet ihr ihn nicht spielen. Ihr repräsentiert damit euch als Band."

Two Sides of Our LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt