Kapitel 80

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Das Hotel liegt in der näher der Arena, sodass es kein weiter Weg bis dahin war. Bevor ich mich auf den Weg gemacht habe, musste ich schnell noch duschen gehen und mir normale Sachen wieder anziehen. Die Sachen, die noch in meiner Kabine sind, habe ich zusammengepackt und die kommen mit den restlichen Kram auch wieder mit nach Bünde.

Gegen 22 Uhr bin ich in meinem Zimmer angekommen. Irgendwie habe ich es geschafft, dass ich mich mit meinem iPad mit dem Fernseher verbinden konnte, sodass ich dort das Konzert verfolgen kann. Das lasse ich in der Zeit laden, damit es auch ja nicht ausfallen würde und suche mir danach im Zimmer etwas zu trinke zusammen. Es ist abends, ich habe morgen frei und kann wieder nach Hause, daher schenke ich mir ein Glas Wein ein und stelle das auf den Nachttisch. Zuletzt ziehe ich mir nur noch eine Jogginghose an, bevor ich mich aufs Bett setze. Dort gehe ich nochmal an mein Handy, sehe den Post des Abends, den wir vorhin noch hochgeladen hatten. Darunter stehen bereits ein paar Kommentare, durch die ich mehr oder weniger aufmerksam scrolle. Immer wieder schaue ich dabei auch auf den Fernseher, wo aber gerade noch nichts gestartet wurde. Ich verpasse schon nichts. Als ich erstmal durch die erste Kommentare durch bin, wechsle ich auf mein privates Profil und bekomme dort gleich eine Nachricht angezeigt.

Anissa_PublicTherapy hat gerade ein Foto geteilt

Ich klicke auf die Benachrichtigung und werde zum Foto geleitet, was sie vor etwa fünf Minuten hochgeladen hatte. Darauf ist die Band zu sehen, wie sie zusammen stehen, sich auf den Auftritt vorbereiten, noch ein letztes Mal miteinander sprechen. Einen Kommentar hatte sie nicht darunter geschrieben. In der Story von ich sieht man den gesamten Tag schon, dass sie sich auf den Gig vorbereitet haben, warum sie das machen und dass sie ein paar Ausschnitte daraus auf Instagram oder YouTube hochladen werden in den nächsten Tagen und Wochen. Bevor ich mein Handy wieder zur Seite lege, like ich das Bild noch und lasse das Handy dann neben mir aufs Bett falle. Gerade, als ich einen Schluck aus meinem Glas trinke will, wird die Übertragung gestartet.

In dem Ausschnitt, den die Kamera einfängt, sehe ich sehr gut die kleine Bühne. Die vier feiern dieses kleine Event in einem privaten Club, danach sieht es zumindest aus. Die Bühne ist nur leicht erhoben und gerade so passen dort alle Instrumente drauf. Das Schlagzeug natürlich zentral gestellt und davor das Mikrophon für den Sänger. Auf der rechten Seite steht die Gitarre von Julian und auf der linken Seite der Bass von Anni. Es sind viele Gäste dort anwesend und einige davon kenne ich vom Sehen her. Andere Musiker, Schauspieler, allgemein Freunde der Band oder Kollegen. Sie stehen oder sitzen an umliegenden Tischen und warten ebenfalls darauf, dass der Abend beginnt. Das Licht wird ausgeschaltet, sodass man nur noch die Bühne erkennen kann und ein Mann tritt ans Mikrophon. Schick gekleidet, gebügelter Anzug, gegelte Haare. Der Manager der Band.
James: Vielen Dank, dass ihr der Einladung gefolgt seid und herzlich willkommen zur kleinen Preview des nächsten Albums von Public Therapy."
Irgendwas stört mich an diesen Menschen. Vielleicht einfach seine schmierige Art und Weise, dass er überhaupt nicht zu einer Rockband passt. Dass er so aufgesetzt redet. Aber wer bin ich, dass ich darüber urteilen darf?
James: Die Band hat heute ein paar ihrer neues Songs mitgebracht. Nehmt es ihnen nach, dass alle Songs noch in der Arbeit sind. Aber genug der langweiligen Worte, ihr seid für die Musik hier. Ich wünsche euch viel Spaß und Freude mit Public Therapy!"

Das Publikum applaudiert und jubelt, ich trinke hier allein in meinem Zimmer wieder etwas aus meinem Glas und sehe zu, wie die Band nach und nach auf die Bühne kommt. Marco nimmt als erstes auf seinem Hocker Platz. Er trägt das gleiche, was er immer bei solchen Konzerten trägt und seine Haare sind wie immer in einem Bun gebunden. Dazu die dunkle Hose und das weiße Tank Top. Dieses Mal beginnt er aber nicht vor allem, sondern wartet. Julian greift nach seiner Gitarre und legt sie sich um. Seine Locken sind wieder etwas länger rausgewachsen, als beim letzten Mal und hängen ihm etwas vor den Augen. Seine Klamotten sind schlicht, aber oversized. Claas tippt drei Mal aufs Mikrophon und nimmt es im Anschluss aus der Halterung des Statives raus. Seine Haare sind nicht mehr komplett weiß, da man seinen dunklen Haaransatz sehen kann. Auch dieses Mal trägt er wieder eine auffällige Hose und dazu ein schwarz-weißes Hemd, was irgendeine seltsame Musterung zeigt. Und zuletzt kommt wieder Anni auf die Bühne und greift nach ihren schwarzen Bass mit den pinken Saiten. Ihre Haare sind wieder nachgefärbt und leuchten wieder in Pink und Lila. Ihre Hose hat wie jedes Mal die Risse in den Knien und fällt sonst locker an ihr herab. Ihr Oberteil wie bekannt freizügig. Trägerlos, Bauchfrei und in der Mitte wird es durch vier Ketten zusammengehalten, wo mittig immer ein silberner Schmetterling angebracht ist. Dadurch habe ich eine gute Sicht auf ihr Brustbein Tattoo. Es beginnt knapp unter den Schulterblättern, zieht sich mittig über ihren Brustkorb und endet knapp unter den Rippen. Zu sehen ein paar Blüten, Blätter und Blumen, leicht geschwungen, aber alles sehr fein gestochen. Jetzt weiß ich, warum sie vor zwei Wochen solche Schmerzen hatte.

Marco schaut die Band an, wovon jeder einzelne kurz nickt. Danach zählt er ein und das Konzert beginnt mit einem Basslauf, wo später Gitarre und Gesang mit einsteigen. Das Schlagzeug folgt erst im Refrain mit einem Fill In. Die Songs gehen hier nicht derartig ineinander über, wie es beim Konzert in Düsseldorf der Fall war, aber die Band probt auch noch. Thematisch sind sie sich wieder treu geblieben, wobei sie auch versuchen sich aus dem persönlichen Spektrum zu lösen und ein Lyrisches Ich zu schaffen. Insgesamt spielen sie etwa Sieben Titel, wobei sie zwei auch nochmal neu anfangen, da es Fehler gegeben hatte. Zwischen den Songs redet Claas teils mit dem Publikum oder trinkt etwas. Anni und Julian stimmen dort ihre Instrumente und Marco schaut, ob die Sticks noch halten. Schneller als es mir und dem restlichen Publikum lieb ist, endet das ganze gegen 23.30 Uhr mit dem letzten Song, wonach vor allem Claas recht schnell die Bühne nach vorne hin zum Publikum und zu den Freunden und Bekannten verlässt. Während die Band ihre Sachen packt, wird auch meine Übertragung beendet.

Ich trinke den letzten Schluck aus meinem Glas und stehe wieder von meinem Bett auf. Ich stelle das auf den Tisch, damit es morgen weggeräumt werden würde. Im Anschluss greife ich automatisch nach meinem Handy, damit ich Anni schreiben kann, dabei sehe ich aber, dass sie mir bereits zuvorgekommen ist.
Anissa: Hast du noch etwas Zeit? Ich muss ja wissen, wie du es gefunden hast.
Chris: Wenn du dich einen Moment von der Masse entfernen kannst, können wir gerne noch einen Moment reden.
Anissa: Gib mir nur fünf Minuten...

Two Sides of Our LifeWhere stories live. Discover now