Kapitel 48

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Ich stehe an diesem Morgen wieder allein im Fahrstuhl, als ich zurück in meine Wohnung fahre. Den Spiegel hinter mir beachte ich nicht, schaue nur stumm nach vorne an die Tür und an die Anzeige, damit ich weiß, wann ich wieder oben ankomme.

Oben öffnen sich die Türen und Sylvester läuft mir wieder entgegen. Er schaut an mir vorbei und setzt sich danach auf den Boden und schaut mich mit seinen typischen Blick wieder an. Ich gehe deswegen zu ihm hin und hocke mich zu ihm, bevor ich ihn streichele.
Anissa: Chris ist wieder gefahren, Sylvester."
Er schaut mich müde an. Für uns beide war diese Nacht zu kurz. Ich stehe also wieder auf, atme kurz durch, bevor ich den Flur weiter runterlaufe.
Anissa: Kommst du noch mit?"
Als könnte er mich verstehen, steht er von seinem Platz auf und läuft mir nach. Ich bin müde, gehe durch das Wohnzimmer in den zweiten Seitenflur und dort wieder in mein Schlafzimmer. Es liegt hier nichts mehr rum, aber dennoch weiß ich, was hier vorhin war und wer hier vor ein paar Stunden noch bei mir lag. Sylvester ist mittlerweile wieder bei mir angekommen und springt als erster aufs Bett. Mein Blick zieht er dadurch sofort zu sich, sodass ich schmunzle und dann zu ihm gehe. Als ich auf meiner Bettseite sitze, gehe ich mit meiner Hand nochmal durch sein Fell, bis er sich auf die Decke legt.
Anissa: Hast recht...ich brauche Schlaf und du Fellball auch. Später räume ich die Wohnung dann noch auf."
Ich lege mich hin, die Decke ziehe ich über mich und schlafe ein, als ich meine Gedanken einen Moment ausschalten kann.

Erst am Nachmittag, es ist etwa 14 Uhr, stehe ich wieder auf, wobei mich wohl eher mein Kater dazu gebracht hat, da er der Meinung ist, dass es Zeit für sein Mittagessen ist. Damit er glücklich ist, kümmere ich mich darum und setze mich in die Küche, damit ich danach einen Kaffee trinken kann. Dadurch komme ich etwas in Fahrt und werde etwas wacher. Ich muss später das Badezimmer machen, das Gästezimmer neu beziehen und generell etwas Ordnung schaffen, bevor nächste Woche wieder die Arbeiten im Studio beginnen. Daran will ich gerade nicht denken. Lieber denke ich an die letzten Tage, die ich hier mit ihm hatte, wo er mir mein Leben auch etwas vorgehalten hat.

Im Hintergrund läuft wieder etwas Musik, nachdem ich mein Handy mit der Anlage verbunden hatte. Das lasse ich dann in der Küche zum Laden liegen. Es dauert nicht lange, dann ist Gästezimmer und Bad wieder wie zuvor. Danach kümmere ich mich um die üblichen Dinge, die in einer Wohnung halt so aufkommen. Als ich zum Ende hin den Flügen entstaube, weil der im Grunde nur ein riesiger Staubfänge ist, fällt mich auch auf, dass Chris seine Jacke einfach auf dem Boden hat liegenlassen. Soll ich lachen oder mich darum Sorgen, dass er derartig vergesslich ist? Zuerst hebe ich sie vom Boden auf und stehe einen Moment mit der in der Hand dort, bevor ich durchs Wohnzimmer gehe, sie über die Lehne des Sofas lege und danach in die Küche gehe, damit ich mein Handy nehmen und WhatsApp öffnen kann.
Anissa: Du weißt schon, dass du deine Jacke hier auf dem Boden hast liegenlassen, oder? Wir müssen nicht jedes Mal etwas bei dem anderen liegenlassen.
Sylvester zieht meine Aufmerksamkeit zu sich, da er gegen die Scheibe zur Dachterrasse springt. Vermutlich ein kleines Insekt oder eine Vogel.
Anissa: Ich werde im neuen Jahr die Terrasse für dich sicher machen, Sylvester. Ich werde mich darüber informieren."
Er schaut zu mir zurück und miaut, als würde er sich beschweren, dass ich ihn nicht jetzt schon rauslasse. Ich lache, schüttle den Kopf und beobachte ihn einen Moment.

Die Musik im Hintergrund wird unterbrochen, als mir eine Nachricht auf meinem Handy angezeigt wird. Neben der Nachricht steht auch der Name von Chris, sodass ich das Handy entsperre und gleich zum Chat komme.
Chris: Ich konnte sie nicht mitnehmen Anni, wirklich! Ich wollte sie holen, dann lag da aber Sylvester drauf und hat geschlafen. Ich war nicht in der Lage, ihn zu wecken!
Anissa: Chris...du bist wirklich zu nett zu diesem Kater.
Chris: Du hast ihn nicht gesehen. Er lag da so eingerollt, mit den Pfoten über seinem Kopf und lag halt mitten auf der Jacke. Ich KONNTE es nicht!
Anissa: Habe es verstanden. Dann bleibt deine Jacke jetzt aber erstmal ein bisschen in Berlin. Kannste machen nichts.
Chris: Ich habe noch ein paar davon zu Hause liegen, mach dir keine Sorgen. Im Übrigen: Ich bin wieder gut zu Hause angekommen, wenn wir hier einfach anfangen über meine "vergessene" Jacke zu sprechen.
Anissa: Sehr gut. In den nächsten Tagen musst du vermutlich wieder arbeiten gehen, oder?
Chris: Ja. Mein Bruder hat mich für morgen gleich in die Halle bestellt. Bis kurz vor Weihnachten wollen wir noch arbeiten, damit wir zu den Festtagen frei haben und etwas mit der Familie machen können.

Weihnachten...in zwei Wochen sind die Feiertage und an die wollte ich eigentlich in der nächsten Zeit nicht denken müssen. Und in drei Wochen ist dieses Jahr dann endlich wieder vorbei. Hat auch wirklich gereicht für 365 Tage. Ich weiß nicht, was die Jungs vorhaben, ob wir als Band etwas geplant hatten, oder ob ich die Zeit mit Sylvester hier einfach verbringen will. Meine Wohnung sieht auch gar nicht weihnachtlich aus, ich bin gar nicht in der Stimmung dazu.

Ich schaue raus auf die Dachterrasse und sehe, dass das Wetter halbwegs okay draußen ist. Es ist zwar bewölkt, aber ich denke nicht, dass es regnen wird.
Anissa: Glaubst du, dass ich mit Mütze und Kapuze auf einem Weihnachtsmarkt gehen könnte? Ich war seit Jahren nicht mehr dort.
Chris: Wenn man dich auch nicht in der vollen Bahn erkannt hat, warum dann nicht? Auf der Bühne steht du komplett anders bekleidet und mit Make-Up. Mach es doch einfach mal Anni. Besser, als nur in der Wohnung zu vereinsamen.
Anissa: Okay. Wenn es aber schlecht wird, dann gebe ich dir die Schuld.
Chris: Die Schuld nehme ich dann gerne auf mich. Berichte später dann aber bitte, wie es genau war. Wo gehst du hin? Berlin hat doch wohl mehrere Märkte, oder?
Anissa: Zum Markt an der Gedächtniskirche. Schreiben wir in den nächsten Tagen noch, auch wenn du arbeiten musst?
Chris: Abends bin ich meistens in meiner Wohnung und habe Zeit. Ich würde mich freuen. Du gehst jetzt aber raus auf den Weihnachtsmarkt und hast eine schöne Zeit.
Anissa: Danke Chris...nicht nur dafür...

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