Kapitel 34

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Den kommenden Tag fange ich also wieder ganz normal allein in meiner Wohnung an. Erst heute Abend wird Chris hier ankommen und trotzdem habe ich jetzt schon ein seltsames Gefühl. So hatte ich mich auch den gesamten Tag gefühlt, als er zum Konzert nach Düsseldorf gekommen ist. Es wird alles gut. Was soll denn bitte schon passieren?

Am Morgen stehe ich gegen elf Uhr auf. Der erste Tag, an dem ich nicht zu irgendwelchen Terminen muss, sondern einfach in der Wohnung bleiben kann. Da meine Zimmertür immer auf ist, liegt Sylvester neben mir auf der Decke und schläft selbst noch. Erst, als ich mich etwas aufsetze, wird auch er langsam wach, hebt seinen Kopf und schaut mich verschlafen an. Ich gehe ihm vorsichtig mit der Hand über den Kopf, sodass er anfängt zu schnurren.
Anissa: Guten Morgen Sylvester..."
Als ich meine Hand wieder zurücknehme, steht auch er widerwillig auf und streckt sich, bevor er sich setzt und sich anfängt zu putzen. Einen Moment schaue ich noch zu Sylvester hin, bevor ich auch die Decke von mir nehme und aufstehe. Vom Nachttisch nehme ich noch mein Handy mit und verlasse danach das Schlafzimmer und gehe durch den Flur Richtung Wohnzimmer. Sylvester läuft mir nach, bleibt die ganze Zeit auf meiner Höhe und setzt sich hin, als ich stehenbleibe.
Chris: Ich bin jetzt zur Halle gefahren und mache mich gegen 13 Uhr auf den Weg nach Berlin. Kann sein, dass ich nicht mehr erreichbar bin. Bis heute Abend.
Die Nachricht kam vor etwa dreißig Minuten, daher antworte ich Chris noch schnell, bevor ich frühstücke und auch Sylvester etwas gebe.
Anissa: Ich bin zu Hause Chris und warte hier auf dich. Ich freue mich, wenn du endlich hier in Berlin ankommst.

Mein Handy verbinde ich danach mit meiner Anlage, damit ich darüber Musik laufen lassen kann, während ich meinen Tag beginne. Sylvester bekommt etwas zum Fressen und neues Wasser und danach kümmere ich mich um mein Frühstück. Ich backe mir ein Brötchen auf und schaue, was ich zu Hause habe - viel zu viel von allem - um danach in der Küche zu essen. Als ich nach draußen schaue, sehe ich das typische Berliner Wetter. Grau, bewölkt und dazu regnet es ganz leicht. Vermutlich bleiben wir heute Abend erstmal in der Wohnung sitzen. Immerhin muss ich so John nicht gleich am ersten Tag anschreiben, dass wir ihn brauchen könnten. Nachdem ich fertig bin, räume ich Teller und Tasse in die Spülmaschine und ziehe mich danach für den Tag ordentlich an. Den Nachmittag über kümmere ich mich um die letzten Sachen hier in den Zimmern, sodass am Ende auch das Gästezimmer fertig für ihn ist. Sylvester ist natürlich keine große Hilfe, aber immerhin lenkt er mich davon ab, dass ich schon recht nervös bin. Bei den letzten Treffen wusste ich, dass er vielleicht eine oder zwei Stunden bei mir sein wird...jetzt bleibt er bis Freitag und ich kann nicht gehen, da er immerhin bei mir zu Hause ist. Ich will ja, dass er kommt und dass wir Zeit zusammen haben, aber wie wird das mit ihm? Wieder so seltsam, wie beim letzten Mal? Unsere Gespräche beginnen immer nur seltsam, aber die Zeit mit ihm...lässt mich immer den Alltag und die ganzen anderen Umstände vergessen. Wie bereits gesagt, was soll denn bitte schon passieren?

Es ist halb sechs am Abend, als meine Musik auf der Anlage unterbrochen wird, da ich eine Benachrichtigung auf WhatsApp bekommen habe. Gerade habe ich mich noch mit Sylvester beschäftigt, dann kam die Nachricht. Das System liest die Nachricht selbst vor und sie, wie erwartend, von Chris.
Chris: Hey. Ich sollte vor dem Tor stehen, was du mir gesagt hattest. Zumindest steht auf der linken Seite das seltsame lilane Gebäude, was du beschrieben hattest.
Ich stehe auf, lasse Sylvester zurück und nehme mein Handy mit, damit ich zum Eingang laufen kann. Von dort kann ich das Tor öffnen und kann über mein Handy die Kamera kontrollieren und sehe, dass es Chris sein wird. Zumindest hat das Auto ein Herforder Kennzeichen und das kann dann nur Chris sein. Mir nachgelaufen kommt Sylvester, als ich meine Schuhe anziehe und mir eine Jacke überwerfe.
Anissa: Und du mein lieber, bist gleich nett zu unserem Gast, verstanden?"
Der gleiche beleidigte Blick, wie sonst auch immer und ich stehe auf, nehme meinen Schlüssel mit und gehe in den Fahrstuhl, damit ich runterfahren kann. Alles wird gut Anissa. Es ist nicht das erste Mal, dass du dich mit ihm triffst und etwas Zeit mit Chris verbringst. Und warum bin ich dann bitte so nervös, wenn ich daran denke? Wenn ich daran denken muss, dass ich ihn wiedersehe?

Die Tür des Fahrstuhls öffnet sich wieder und dadurch richte ich meinen Blick in die Tiefgarage, bis ich ihn zu sehen bekomme. Er nimmt gerade die letzten Sachen aus seinem Auto und bekommt auch mit, dass ich mit hier unten bin. Chris lächelt mich an. Dieses Mal trägt er auch keine Cap, weswegen ich ihn einen Moment mustere, bevor ich lächle und auf ihn zugehe.
Anissa: Hey Chris."
Seine Tasche holt er noch vom Rücksitz, bevor er diese auf den Boden stellt, zu mir kommt und mich umarmt. Ich brauche einen Moment, bis ich das realisiere und lege danach aber auch meine Arme um ihn.
Chris: Hoffentlich bin ich nicht zu früh, aber ich hatte keinerlei Verzögerungen."
Anissa: Ich freue mich, dass du hier bist."
Dann lässt er mich wieder los, schaut mich lächelnd an und bekommt von mir auch ein zurückhaltendes und verlegenes Lächeln zu sehen. Wir stehen schweigend voreinander, so wie es in Düsseldorf auch der Fall war. Können wir bitte einfach ein Gespräch anfangen?
Anissa: Soll ich dir helfen?"
Es scheint, als wäre Chris auch einen Moment abgelenkt gewesen, sodass er kurz braucht, bis er auf meine Frage anfängt zu nicken.
Chris: Ähm ja, danke dir."
Er reicht mir einen kleinen Rucksack und er selbst nimmt seine kleine Reisetasche. Danach schließt er sein Auto ab und wir gehen beide in der Fahrstuhl, wo ich den Schlüssel verwende, damit wir in meine Wohnung kommen.

Chris schaut mich währenddessen schon etwas verwirrt an, aber ich lasse mich davon nicht ablenken. Als danach noch immer keiner spricht, versuche ich zumindest irgendwas zu ihm zu sagen.
Anissa: Du fährst einen alten blauen Golf?"
Chris: Ja. Ich hatte bis letztes Jahr einen roten Golf zwei, aber ich hatte einen Unfall und hatte mir dann den angeschafft. Jetzt ist es gerade wohl das älteste Auto unten in der Tiefgarage."
Er bringt mich dadurch zum Lachen und er selbst scheint deswegen anzufangen zu schmunzeln. Irgendwie so passend und typisch für Chris...

Two Sides of Our LifeWhere stories live. Discover now