Kapitel 29

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Sicht von Chris...

Meine Jacke und die Cap für den Abend hänge ich im Flur an den Haken, da ich in einigen Minuten mich auf den Weg machen sollte. Dieser Abend kam früher und schneller, als ich es erwartet hatte. Sie heute wiederzusehen...ich weiß nicht, wie es mir geht.

Definitiv freue ich mich, dass ich Anni nochmal wiedersehen kann. Ich habe den Abend bei dem Event wirklich gerne mit ihr verbracht. Ich habe gerne mit ihr gesprochen, ich habe gerne mit ihr gelacht, mich ausgetauscht, einfach die Zeit genossen. Sie ist...einfach so viel mehr als alle anderen, mit denen ich in den Jahren in Kontakt war. Einfach auch sie selbst, auf ihre seltsame Art und Weise, die aber erstaunlich gut mit mir harmonierte. Und...ich kann nichts gegen die Momente sagen, die wir zusammen in der Nacht in meinem Zimmer hatten. Ich habe sie gerne angeschaut. Ich bin gerne mit meinen Händen über ihren Körper gegangen. Ich habe sie gerne geküsst. Weil es so einfach war. Unkompliziert. Dabei hatte ich noch nie etwas mit einer Frau, in die ich nicht verliebt war und Anni ist davon weit entfernt, dass sie eine davon werden würde. Sie ist wunderbar, keine Frage, aber...es ist doch einzig zum Verzweifeln. Ich sehe sie wieder, weiß nicht, wie es weitergeht, was wird und ob es zwischen uns nur noch seltsam sein wird. Wir haben immer wieder miteinander geschrieben und für mich war es...als wäre sie mir ein bisschen näher gekommen.

Okay Christian...du klingst seltsam und außerdem musst du gleich los, sonst kommst du auch noch dahin zu spät. Im Wohnzimmer muss ich die Rollos runterlassen und Tweety in seinen Käfig lassen, der da so gar keinen Bock drauf hat.
Chris: Ich weiß, dass das überhaupt nicht deine Zeit ist Tweety, aber du musst da jetzt wirklich rein. Ich komme erst mitten in der Nacht wieder."
Noch einen Moment sitzt er auf seinem Käfig, schaut zu mir hin und fliegt danach endlich rein, damit ich die Tür schließen und den Käfig abdecken kann. Alle Rollos sind in der Wohnung unten und so gehe ich in den Flur. Ich ziehe mir schnell eine dünne Jacke über und danach meine Schuhe. Zuletzt einen Blick in den Spiegel, wo ich mir die Cap aufsetze und versuche so viel von meinem markanten Haar zu verstecken, wie es mir möglich ist. Normal ist bei solchen Veranstaltungen mein Bruder immer mit dabei, aber jetzt gehe ich da allein hin...okay im Anschluss sehe ich sie wieder und da brauche ich ihn auf keinen Fall. Schlüssel von der Anrichte nehmen und danach die Wohnung verlassen. Die Tür schließe ich noch ab und laufe danach runter und im Anschluss zu meinem Auto. Bevor ich losfahre, suche ich auf Spotify meine Playlist raus, die ich gestern Abend noch zusammengestellt habe, als ich die erste Folge von Freud wegen Anni gesehen habe. Darin sind die Songs, die die Band gleich beim Konzert spielen sollte. Als der erste Song läuft, fahre ich los.

Knappe zwei Stunden muss ich nach Düsseldorf fahren. Immerhin komme ich in keinen Stau, denn dafür hätte ich absolut keine Nerven gehabt. Vor zwei Jahren habe ich in einem Hotel in der Nähe gelebt, wurde mit dem Taxi hergebracht und lief den gesamten Tag hier schon rum und jetzt komme ich erst hier an, als der Einlass begonnen haben muss. Fürs Parken muss ich noch etwas bezahlen, bevor ich einen Platz suchen kann. Irgendwo in der Nähe der Ausfahrt, obwohl ich nach dem Konzert wohl noch lange genug hier sein werde. Beim Einlass meide ich die Blicke von den meisten Menschen, auch wenn ich glaube, dass es kaum Überschneidungen von ihren und unseren Zuschauern geben wird. Ich bin drinnen, laufe umher, versuche mich zurecht zu finden und gehe zur richtigen Zeit auf den Platz, den ich noch bekommen konnte. Von einem Stehplatz konnte ich mich natürlich verabschieden, daher sitze ich auf einen der Ränge, aber immerhin habe ich von hier auch einen mehr als guten Blick. Vor dem Beginn bin ich am Handy, mache ein Foto, welches ich Andreas zukommen lasse und scrolle durch ihren Account auf Instagram, da ich einige Beiträge noch nicht wahrgenommen habe. Bei uns fängt irgendwann ein Countdown an, da weiß ich, wann es anfängt, daher schaue ich hier etwas erschrocken auf, als das Licht komplett gedimmt wird, sodass nur das Licht meines Bildschirmes mich anstrahlt, das ich dann aber ausmache. Die Bühne ist komplett dunkel, bis auf der Leinwand das Bandlogo eingeblendet wird. Ich hätte mir mein Gehörschutz mitnehmen sollen, jetzt aber auch zu spät dafür. Ich lehne mich etwas an das Geländer, was vor mir ist, blende alles, was um mich rum ist, aus und genieße diese Show.

Als erstes spielt der erste Gitarrist, sodass er auch im Spotlight steht, sein Riff. Wenn es mich nicht irrt, dann ist das Julian. Er sieht so anders aus als bei der Verleihung. Seine blonden Haare sind deutlich kürzer geschnitten als damals, wobei man auch seine Locken erkennen kann. Seine Jeans ist schwarz, sein Shirt weiß mit ein paar Löchern und beides ist deutlich oversized. Zum Auftakt kommt der Drummer hinzu, der dann auch sein eigenes Spotlight bekommt. Seine schwarzen Haare hat er zu einem Bun gebunden, damit sie ihm nicht im Weg hängen. Marco, so müsste er heißen, trägt wohl auch eine dunkle Jenas, kann ich aber von hier nicht sagen, aber dazu ein weißes Tank Top, wo man auch die Tattoos auf seiner Brust genau sehen kann. Der Sänger, Claas, wirft die ersten Ausschnitte der Textes ein und ist daher kurz zu sehen. Seine weißen Haare lässt er allerdings so fallen, wie sie es wollen. Ob er das Publikum überhaupt sehen kann? Seine Hose könnte auch eine von meinem Bruder oder mir sein. Ein paar Applikationen, Löcher oder Fetze hängen an dieser hinab. Im Gegensatz zu den anderen trägt er ein auffälliges Hemd mit wilder Musterung, aber alles in Schwarz-weiß. So schnell, wie er aber auch eingeblendet wurde, so steht er auch wieder im dunklen und nur die beiden andern Musiker sind zu sehen. Der Drummer auf der Anhöhe, davor der Gitarrist, der langsam zur Seite geht.

Dann endlich kommt das Fill In, damit sie ihren Einstieg bekommt. Neben dem Schlagzeuger, parallel zum Gitarrist auf der andere Seite der Bühne, steht die Bassistin, Anni. Ihre pinken Haare hängen überhaupt nicht praktisch über den Saiten ihres Basses. Sie ist komplett schwarz gekleidet. Die schwarze Hose hat an den Knien wieder Löcher und fällt an ihr locker herab. Ihr Oberteil ist natürlich auch schwarz und verdeckt das nötigste, um es milde zu sagen. Und perfekt dazu passt ihr Bass. Komplett in schwarz, außer die Saiten, die Neon Pink sind. Nach dem kurzen Part, wo nur die Instrumente zu hören sind, steigt der Sänger wieder ein und das Konzert beginnt mit ihren Titel Public Therapy, der danach in den Titel und Namensgeber des Albums Inner Demons übergeht. Insgesamt spielt die Band 14 Titel im Hauptteil. Das letzte Lied Finding Peace verstummt, es wird um Zugabe gebeten und so spielen sie noch drei weitere Titel. Der Letzte des Abends ist ihre neue Single My Lover, die ich in den vergangenen Tage etliche Male gehört habe. Zu Hause. Im Auto. Auf der Arbeit. Über den gesamten Abend habe ich aber eine Sachen gesehen: Die vier lieben, was sie machen. Jeder ist in seiner Rolle vollkommen aufgegangen und auch wenn sie zum Teil auseinander gelebt sind, man sieht, dass das beste Freunde sind, die für diesen Traum hart gearbeitet haben. Sie haben sich das, was sie an den Abend von ihren Fans zurückbekommen, mehr als verdient, da das harte Arbeit gewesen sein wird. Und eventuell haben sie mich als Fan dazugewonnen...

Two Sides of Our LifeWhere stories live. Discover now