Two Sides of Our Life

Kapitel 8

Sicht von Chris...

Nachdem ich verstanden hatte, dass man definitiv nicht durch den Haupteingang gehen sollte, habe ich mich durch die Tiefgarage geschlichen und bin dabei fast von einem Auto überfahren worden. Okay, ich bin dunkel gekleidet und habe eine Cap und Kapuze auf. Aber zuerst wollte ich normal reingehen, dann stände ich aber eine lange Zeit noch bei denen, die dort auf die warten, die heute nominiert sind und eventuell einen Preis bei der Verleihung bekommen werden.

Als ich in der Lobby ankomme, sehe ich einige derjenigen, die schon fertig sind und gleich mit ihren Fahrern zur Veranstaltung gebracht werden. Und ich stehe hier noch komplett nicht gemacht und wie jemand, der hier nicht hergehört zwischen all denen, die gerade Designerklamotten tragen, teuren Schmuck und einfach perfekt aussehen. So unauffällig wie es mir möglich ist, gehe ich zum Fahrstuhl, lasse die vorbei, die raus wollen und gehe selbst rein, damit ich in die dritte Etage fahren kann. In der Mitte des Flures hat Andreas sein Zimmer und dafür habe ich auch eine Karte bekommen. Ich schließe auf und gehe rein.

Seine Sachen, die er heute morgen noch während des Fluges getragen hatte, liegen auf seinem Bett. Auch die Schuhe stehen vor der Garderobe und er steht komplett angezogen und gestylt vor dem Fenster und telefoniert mit seiner Frau Steffi. Ich hingegen stehe kleinlaut im Eingangsbereich und schaue mich im Zimmer um. Als wäre hier irgendwas interessant, aber ich will mich nicht aufdrängen.
Andreas: Morgen Abend werden wir wieder zu Hause sein Steffi, keine Sorge. Ich habe dir geschrieben, wo die Verleihung heute Abend zu sehen sein wird, vielleicht wollen du und die Kids einschalten. Ich denke, dass wir danach noch auf die Aftershow Party gehen werden, also melde ich mich nicht nochmal."
Dann endlich dreht es sich um und bekommt mit, dass ich in seinem Zimmer stehe. Andreas mustert mich einen Moment, schüttelt leicht grinsend seinen Kopf und geht etwas weiter in den Raum und auf mich zu.
Andreas: Chris ist gerade wiedergekommen, ich muss daher los Schatz. Ich liebe dich."
Er zeigt noch ein Lächeln, als sie noch eine letzte Sache gesagt haben muss und danach legt er auch endlich auf.

Sein Handy steckt er nebenbei wieder in seine Jackentasche, aber trotzdem schaut mich Andreas an und mustert mich wieder.
Chris: Ich habe dir auch das mitgebracht, was du vergessen hattest. Liegt im Badezimmer."
Andreas: Danke Chris..."
Er nimmt sein Handy doch nochmal in die Hand und schaltet es nur kurz an, bevor er zu mir schaut und mich skeptisch anschaut.
Andreas: Du weiß schon, wie spät es ist, oder Bruder?"
Chris: Kurz vor sechs, wieso?"
Andreas: Weil wir in etwa zwanzig Minuten unten in der Lobby erwartet werden."
Chris: Was?! Ich dachte kurz nach Sieben erst und nicht nach sechs."
Andreas: Das hatte die Dame an der Anmeldung uns heute Mittag auch gesagt. Sonja wird schon auf dich warten."

Die habe ich auch komplett vergessen. Ohne eine ordentliche Verabschiedung verlasse ich das Zimmer meines Bruder, bevor ich wieder den Flur vorlaufe in Richtung Fahrstuhl, da mein Zimmer eines der ersten auf dem Flur ist. Ich öffne das mit meiner Zimmerkarte und sehe dabei auch Sonja, die auf einen der Stühle sitzt und zu mir schaut.
Sonja: Du bist spät dran Chris."
Chris: Ja, danke, habe ich auch rausgefunden."
Ich gehe ins Badezimmer, lasse aber hinter mir die Tür offen, da ich mir hier schnell die andere Hose und das richtige Shirt überziehen muss.
Sonja: Deine übliche Frisur schaffe ich nicht mehr Chris!"
Chris: Egal! Ich wollte sowieso eine Cap tragen und da muss du nur die vordere Strähne bearbeiten! Das schaffen wir mit dem Rest auch noch!"
Als ich beide Sachen angezogen habe, laufe ich wieder ins Hauptzimmer und setze mich auf den Stuhl, den Sonja für mich vorgezogen hatte.
Sonja: Wo warst du denn bitte so lange Chris?"
Chris: In der Stadt und ich habe gedacht, dass wir erst um kurz nach sieben abgeholt werden. Dann wäre ich mehr als pünktlich hier angekommen. Andreas meinte dann aber auch, dass ich zu spät bin. Entschuldige...musstest du lange warten?"
Zuerst muss Sonja etwas lachen. Sie arbeitet jetzt schon so lange mit mir, dass sie das nicht mehr verwundern sollte. Ich habe es einfach nicht mit der Zeit oder Pünktlichkeit.
Sonja: Ich war vorher noch bei einer Musikerin und habe sie für heute Abend fertig gemacht. Das hatte ich dir ja erzählt."
Chris: Wie war sie so drauf? Es gibt ja...manch speziellen in der Branche."
Sonja: Sehr nette Frau. Sie hatte mir gezeigt, was sie will und hat mir aber auch Freiheiten gegeben. Ich habe was zu trinken bekomme und sie hatte mir auch etwas Trinkgeld gegeben, was ich gar nicht gewohnt mehr bin. Angenehm mit ihr zu arbeiten, ähnelte allgemein sehr euch beiden, auch vom Stil her."
Chris: Ich glaube, dass du das großartig gemacht haben wirst."

Dadurch, dass Sonja schon so lange mit mir arbeitet, hat sie die Handgriffe alle schon verinnerlicht, sodass meine Haare nach nicht allzu lange Zeit auch sitzen, sodass, wenn ich eine Cap aufhabe, überhaupt nicht auffällt, das heute nicht mein Tag war. Während sie ihre Sachen einpackt, ziehe ich mir die umgestaltete Jeansjacke an und lege danach noch den Schmuck an, den ich tragen wollte. Ein letzter Blick in den Spiegel, aber ja, so kann ich gehen und auch gerade pünktlich, denn als ich die Tür öffne, steht davor mein Bruder, der wohl gerade klopfen wollte.
Chris: Wir können los."
Als wäre ich derjenige, der auf ihn warten musste. Aber Andreas kann darüber nur lachen, nickt und geht mit mir danach zum Fahrstuhl, nachdem wir beide nochmal Sonja verabschiedet haben.
Chris: Kennst du jemanden, der heute nominiert ist?"
Die Tür des Fahrstuhls schließt sich hinter uns, wir sind hier allein und mein Bruder scheint einen Moment zu überlegen, bis er leicht den Kopf schüttelt.
Andreas: Ich glaube nur ein paar der Schauspieler, aber keinen persönlich. Aber bestimmt einen der anderen Gäste. Wir sind ja auch nur zu Gast anwesend."
Ich mache mir nicht wirklich Hoffnung, dass ich heute lange da bleiben werde. Ich mag solche Events, aber unter Fremden fühle ich mich nicht lange sehr wohl...