Kapitel 31

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Sicht von Anissa...

Chris blieb über eine Stunde bei mir. Und in dieser Stunde hat er mich wieder so zum Lachen gebracht, wie er es an den Abend schon geschafft hatte. Ich weiß nicht, was dieser Mann an sich hat, aber seine Art lenkt mich ab und lässt mich vergessen, was gerade alles schief läuft, was gerade alles eine Katastrophe in meinem Leben ist.

Es ist allerdings beinahe eins am Morgen, John hatte mir vor dreißig Minuten geschrieben, dass er in der Kantine auf mich wartet, damit ich zurück zum Hotel kommen kann und auch Chris will wieder nach Hause. Immerhin muss er noch eine Strecke fahren. Ich begleite ihn noch raus auf den Hinterhof, von wo er zu dieser Zeit auch gehen kann. Meine Jacke ziehe ich dazu etwas weiter zu. Seine Cap hält er noch in der Hand. Als würde er sie nicht aufsetzen wollen, weil ich zu ihm gesagt habe, dass ich es so besser finde.
Chris: Also..."
Wir beide können das Tor sehen, wo er durchgehen muss, damit er auf den Parkplatz kommen kann.
Anissa: Danke, dass du gekommen bist Chris."
Chris dreht sich in meine Richtung und lächelt sanft. Seine Cap setzt er sich erst auf, als durch den Wind seine Haare ihm im Weg liegen. Seine Hände steckt er danach auch wieder in seine Taschen und schaut mich ruhig an.
Anissa: Das hat mir wirklich viel bedeutet."
Chris: Immer wieder gerne Anni. Ich verbringe sehr gerne Zeit mit dir. Schade, dass ich jetzt wieder los muss und du ja genauso."
Ich nicke still und schaue nur einen Moment in die Nacht, zu den LKWs, die unsere Bühne noch einladen, bevor ich einen Einfall habe und wieder zu ihm schaue.
Anissa: Komm mich doch Anfang Dezember in Berlin besuchen."

Sichtbar überrasche ich ihn mit dieser Aussage, aber ich meine es so. Auch wenn ich Angst vor seiner Antwort habe und daher nervös an dem Reißverschluss der Jacke spiele, ich weiß, dass ich das will, dass ich mehr Zeit mit ihm haben will und das nicht zwischen Auftritt und Nacht im Hotel.
Chris: Meinst du das ehrlich? Ich darf dich in Berlin besuchen kommen?"
Anissa: Ich habe in meiner Wohnung ein Gästezimmer, was ich dir anbieten würde. Jetzt sind in den nächsten Tagen nur ein paar Termine im Studio und mit der Presse geplant, sodass ich dann etwas Zeit habe. Also nur, wenn du es willst, weil...Ich weiß, dass wir uns nicht lange kennen und dass unser erstes Treffen so merkwürdig geendet ist und...Gott, ich will dich zu nichts drängen oder so, du kannst immer die Wahrheit sagen und-"
Chris: Sehr gerne."
Ich bin ihm manchmal dankbar, dass er mich mitten in meiner Flut an Worten unterbricht, da ich ansonsten noch eine Ewigkeit vor mich hinreden würde.
Chris: Ich würde gerne für ein paar Tage zu dir kommen. Ich schaue in den kommenden Tagen in meine Planer in der Firma und kann dir dann Bescheid geben. Okay?"
Ich kann nichts gegen das Lächeln machen, was er nun auf meinen Lippen sehen kann. Ich nicke und schaue kurz auf meine Füße, bevor ich seinen Blick wieder standhalten kann.
Anissa: Das klingt perfekt Chris."

Auch bei Chris sehe ich wieder ein Lächeln, bevor er sich seine Jacke auch zuzieht. Er will gehen und auch ich muss dringend ins Hotel. Warum ist es so schwer mit ihm zu reden, wobei wir über alles schreiben können.
Anissa: Ich habe die Serie mir angeschaut, die du mir geschrieben hattest."
Ich finde sein ehrliches Lächeln zu süß, als dass ich darauf keine Reaktion geben könnte. Ich versuche mein eigenes zu verhindern, scheitere daran aber einzig.
Chris: Und? Wo bist du jetzt gerade?"
Er neckt mich damit, da er sich wohl zu sicher war, dass es nicht nur die eine Folge bleiben würde. Ich lache und schaue danach wieder runter auf meine Füße.
Anissa: Staffel zwei, Folge drei..."
Chris: Anni! Eine Staffel hat acht Folgen, die je eine Stunde gehen. Wann hast du das geschafft?"
Anissa: Heute Nacht und...während ich fertig gemacht wurde..."
Dann höre ich wieder sein ehrliches und befreites Lachen. Seinen Kopf lässt Chris einen Moment in den Nacken fallen, bevor wie uns beide wieder anschauen.
Chris: Ein paar Staffeln hast du dann noch vor dir, bis ich wieder bei dir sein werde."

Chris und ich schweigen, wir beide wissen nicht, wie wir uns verabschieden sollen und mir kommt diese gesamte Situation so seltsam rüber. Ich beiße mir kurz auf die Lippe, bis ich zu ihm schaue.
Anissa: Dürfte ich dich...umarmen?"
Er legt seinen Kopf leicht zur Seite, fängt aber an zu lächeln und zeigt mir danach, dass ich das darf. Als er seine Arme danach um mich legt und mich an sich drückt, kommen auch ein paar Gefühle wieder hoch, die er mir in der Nacht gegeben hatte, als wir zusammen in seinem Hotelzimmer waren. Vor allem gibt er mir das Gefühl von Geborgenheit, was ich gerade bei meinen Freunden und Bandkollegen nicht behaupten könnte.
Anissa: Ich freue mich, wenn du zu mir kommst Chris."
Langsam lassen wir einander wieder los, schauen uns an, lächeln zurückhaltend.
Chris: Ich mich auch Anni...wir sehen uns dann im Dezember in Berlin."
Anissa: Auf jeden Fall Chris...komm gut nach Hause."

Er zeigt mir nochmal ein typisches Lächeln, bevor er sich mit einer letzten Handbewegung verabschiedet und das Gelände dann verlässt. Ich bleibe einen Moment dort stehen, bevor ich wieder reingehe, aber als ich gerade durch das Tor gehe, pralle ich fast gegen die Jungs, die ins Hotel gehen wollen.
Julian: Das ist also dein kleiner Rammel Hase, den du uns vorenthalten wolltest...Anni."
Anissa: Ihr dürft mich gerne weiterhin Anissa nennen, habt es ansonsten auch getan."
Sie wollen mich damit aufziehen, das weiß ich selbst, aber es zerstört nur die Bedeutung, die Chris ihm gegeben hatte.
Claas: Hast du geglaubt wir finden nicht raus, wer er ist? Dass er Zauberer ist? Chris heißt und sein Bruder Andreas."
Es war klar, dass es so kommen musste und es ist mir auch eigentlich egal. Sollen sie wissen, wer er ist. Claas und Julian verlassen das Stadion, da ich keine Reaktion darauf gebe. Aber Marco bleibt bei mir, schaut mich an, bevor er langsam an mir vorbei geht.
Marco: Er scheint dich glücklich zu machen Anissa...pass auf Claas und Julian auf. Sie ruinieren sowas immer gerne."
Danach bleibe ich allein von uns im Stadion zurück, als Marco die Tür hinter sich zufallen lässt...

Two Sides of Our LifeDonde viven las historias. Descúbrelo ahora