Kapitel 32

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Marco und Julian räumen die Sachen im Probenraum zusammen. Für dieses Jahr stehen keine weiteren Konzerte mehr an und so arbeiten wir nur noch an dem neuen Album, was mehr oder weniger voran kommt. Da wir in den letzten Wochen allerdings nur hier geprobt hatte, steht alles noch hier. In einer Woche wollen wir wieder an dem Album arbeiten.

Da meine Instrumente immer zu Hause stehen und auch brauchen wir für Tonaufnahmen meine Verstärker nicht, sitze ich mit Claas etwas stumm rum, schaue aufs Handy und versuche meinen Feed auf Instagram auf Vordermann zu haben. Einer der Beiträge reißt mich etwas raus, da er zwischen den anderen Bands, Musikern und Musikseiten rausfällt. Der Account von Chris, den er nicht sonderlich aktiv nutzt, aber mich stört es nicht, da ich über die Seite von ihm und seinen Bruder immer mitbekomme, an was sie gerade arbeiten. Auf dem Bild, was er allerdings vor zwei Tagen hochgeladen hatte, sieht man ihn und seinen Wellensittich Tweety. Dieser hat es sich auf seinem Kopf bequem gemacht und dieses Bild ist einfach zu niedlich. Ich gehe auf seinen Account, um das etwas genauer sehen zu können.

Christian.rnt
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Zu den 103 Menschen, die ihm folgen dürfen, gehöre auch ich. Die anderen kenne ich alle nicht, sind vermutlich seine Freunde, die er privat kennt. Sein Account ist ja auch noch nicht so lange aktiv. Ich klicke auf das letzte Bild und versehe das mit einem Like, wobei ich danach auch noch einen Kommentar versuche einzugeben. Man merkt, dass seine Freunde etwas darunter geschrieben haben, dass er zum Teil darauf geantwortet hat. Auch ich vermisse manchmal meine Freunde aus Lingen, da ich sie seit dem Abitur nicht mehr gesehen habe. Als ich angefangen hatte in der Band zu spielen, habe ich immer weniger Zeit mit ihnen verbracht, bis der Kontakt abbrach. Ich rede mich da nicht raus, da ich immerhin auch dazu beigetragen habe. Aber in solchen Momenten spüre ich es ganz besonders stark. Ich schaue einen Moment auf und sehe Julian, Claas und Marco. Meine besten Freunde, die sich mittlerweile so aber auch nicht mehr verhalten. Alles ändert sich. Ich konzentriere mich wieder auf den Beitrag und tippe einen Kommentar ein.

Zwei süße Vögel. Tweety scheint sich bei dir ja mehr als wohlzufühlen. Kann ich sehr gut nachvollziehen.

Ich wollte es nochmal überarbeiten, drücke aber einfach auf posten, da James wieder zu uns kommt. Mein Handy stecke ich sofort weg, schaue zu ihm auf.
James: Wir sind hier gleich fertig, dann könnt ihr wieder gehen. Seid in den nächsten Tagen erreichbar, dann sage ich euch, wann das Studio wieder frei ist."
Julian: Dann musst du hoffen, dass Anissa erreichbar sein wird, da ihr Schatzi vorbeikommen wird."
James: Du kriegst Besuch?"
Er wühlt in einer der Kabelkisten und versucht nebenbei das Gespräch aufrecht zu erhalten. Ich werfe Julian einen genervten Blick zu, da ich seine Kommentare hasse.
Anissa: Zuerst, wir sind einfach nur Freunde und ja, er kommt für ein paar Tage vorbei."
Claas: Dein Zauberfreund kommt ein paar Tage vorbei und mal sehen, was die Nächte mit sich bringen werden."
James: Ihr was bitte schön?"
Julian: Er war bei unseren letzten Konzert in Düsseldorf und da haben wir ihn gesehen. Chris, einer von diesen Zauberern. Wie hießen die nochmal Claas?"
Claas: Ehrlich Brothers."
James: Bitte was!? Mit dem hattest du was!?"
Ich stehe von meinem Platz auf, greife nach meiner Tasche und schaue alle nochmal wütend an. Nur Marco scheint davon nichts mitzubekommen, da er sein Drumset abbaut.
Anissa: Es geht euch einen Scheißdreck an, was ich mit wem und vor allem wann mache. Ihr lasst mich in Ruhe und hört auf über uns so einen Schwachsinn zu erzählen und euch auszudenken. Wir sind einfache Freunde und mehr nicht."

Die Tür knalle ich nochmal zu, als ich den Probenraum verlasse. Die alle gehen mir gehörig auf die Nerven! Sie sollen einfach nur ihre Fresse halten! Sie haben ihr Leben schon ausreichend zerstört und meines müssen sie mir nicht auch noch ruinieren. Das haben wir alle gemeinsam in den letzten Jahren schon geschafft.
John: Du siehst glücklich aus."
John wartet wieder am Auto in der Tiefgarage. Es war hier kein langer Aufenthalt, also hatte er für mich ein paar Erledigungen erledigt und kam danach gleich wieder her.
Anissa: Die anderen regen mich so dermaßen auf!"
John: Wieder das gleiche Thema? Können sie euch beide nicht in Ruhe lassen?"
Natürlich musste ich John erzählen, dass ich morgen für ein paar Tage Besuche empfangen werde und er wollte gleich wissen, um wen es sich handelt. Als ich ihm sagte, wer das ist, machte er sich auch keine Gedanken mehr.
Anissa: Scheinbar ja nicht. Sie müssen ja immer wieder anfangen darüber herzuziehen."
Natürlich weiß John grob, was damals im Hotel zwischen Chris und mir war, aber das muss er auch nicht vertiefend wissen. Er soll nur auf mich aufpassen, mir aber nicht das Leben verbieten. Ich kann immer noch selbst entscheiden, was ich wann machen will.
John: Ich fahre dich einfach nach Hause. Ich habe alles, was du geschrieben hattest, besorgt und bringe das gleich noch mit rauf."
Anissa: Danke John...auf dich ist zumindest Verlass."

Er öffnet mir die hintere Tür, damit ich ins Auto einsteigen kann. Als John diese wieder geschlossen hat, geht er zum Fahrersitzt und steigt ein, damit wir kurz darauf auch losfahren können. In der Zeit schaue ich wieder aufs Handy und sehe, dass Chris mir auf WhatsApp geschrieben hatte.
Chris: Süßer Kommentar, Anni. Ich freue mich auch, bald wieder bei dir zu sein."
Gott ist mir das unangenehm. Ich hätte den Kommentar eben doch nochmal überarbeiten müssen, aber dafür ist es jetzt auch zu spät. Er hat ihn gesehen und vielleicht auch noch ein paar andere seiner Freunde. Ich muss es jetzt durchstehen und so gut und entspannt wie möglich damit umgehen. Dabei weiß er aber mittlerweile aber auch zu gut, wie er mich in Verlegenheit bringen kann.
Anissa: Ich habe dich vermisst Chris. Aber ich glaube, dass Sylvester dich hassen könnte...

Two Sides of Our LifeWhere stories live. Discover now