Kapitel 35

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Sicht von Chris...

Durch den Verkehr von Berlin herzukommen, war schon eine Aufgabe für sich. Immerhin verlasse ich meine bekannte Umgebung mit dem Auto selbst zu selten. Nur für die Shows geht es in Großstädte und ich habe auch gleich gemerkt, warum ich nie aus Herford und Umgebung weggezogen bin.

Als ich unten in der Garage geparkt hatte, wusste ich gleich, dass ich hier weniger hingehöre. Zumindest auf die Art, wie ich normal lebe. Also mein Auto ist mit Abstand das älteste von allen und vermutlich kosten alle anderen mindestens 20-mal so viel wie meines. Als wir beide dann in den Fahrstuhl gingen und sie musste irgendwas mit ihrem Schlüssel machen, war ich auch wieder verwirrt. In meinem Wohnhaus gibt es nicht mal einen Fahrstuhl. Die drei Etagen, die das Haus maximal hat, kann man auch laufen. Okay Christian, du bist aber auch nicht in deiner knapp 20.000 Menschen Stadt, sondern in der Hauptstadt Berlin, wo etwa 3,6 Millionen Menschen wohnen, leben und arbeiten. Du solltest dich für die kommenden Tage auf das einlassen, was ihr Leben hier in der Stadt ist. Sie hatte dich immerhin eingeladen, dass du herkommen darfst und das ist ihr Alltag.

Die Tür öffnet sich nach einiger Zeit und bereits der erste Blick, der nur einen Flur runterführt, bringt mich zum stillen Schweigen. Zumindest bist ihr Kater zu uns kommt.
Anissa: Das ist mein Sylvester."
Chris: Ach Gott ist der süß."
Als wir den Fahrstuhl verlassen hatten, stelle ich die Tasche an der Seite ab und knie mich einen Moment auf den Boden, damit ich Sylvester streicheln kann. Nachdem er einen Moment an meiner Hand geschnüffelt hatte, lässt er das auch zu, wobei Anni gegen einer Wand gelehnt zu mir schaut.
Chris: Sylvester ist ja voll flauschig. Was ist das für eine Rasse?"
Anissa: Eine norwegische Waldkatze. Die haben sehr dichtes Fell und dadurch sehen ihre Ohren auch spitz aus."
Darauf achte ich erst, als sie es angesprochen hatte. Sylvester schmeißt sich kurz darauf auf den Rücken und bringt mich leicht zum Lachen. Als ich hochschaue, sehe ich auch wieder Anni, die leicht mit den Kopf schüttelt.
Anissa: Er guckt normal immer beleidigt und hasst fremde Menschen. Selbst John, und den kennt er seitdem er bei mir wohnt, hasst er abgrundtief."
Chris: Dann bin ich wohl was Besonderes."
Anni fängt an zu lachen und als Sylvester sich wieder normal hinsetzt, stehe auch ich wieder auf und greife nach meiner Tasche.

Anni geht auch wieder von der Wand weg und stellt sich vor mir in den Flur und lächelt mich im Anschluss an.
Anissa: Also, willkommen in meiner bescheidenen Wohnung. Ich zeige dir eben mal alles, damit du dich hier zurechtfinden kannst. Deine Sachen kannst du an der Garderobe hier lassen, okay?"
Chris: Klingt sehr gut."
Sie geht den ersten Flur runter und erklärt mir dabei immer, wo die Türen hinführen.
Anissa: Also auf der rechten Seite führt die Tür ins Badezimmer. Da kannst du auch deine Sachen einfach stehenlassen. Ich habe zu meinem Schlafzimmer noch ein eigenes. Die erste Tür auf der linken Seite führt zu meinem Ankleidezimmer für die Tour. Nicht so interessant. Und die zweite Tür zum Gästezimmer."
Sie öffnet die Tür und zeigt mir kurz das Zimmer. Während ich reingehe und meine Sachen vors Bett stelle, lehnt sie gegen der Tür und schaut zu mir.
Anissa: Nichts großes. Ein Bett, ein kleiner Schrank und Tisch mit Stuhl. Ob der Fernseher hier noch geht, weiß ich gar nicht, aber sollte etwas sein-"
Chris: Es ist mehr als genug Anni, wirklich."
Nicht mal mein Schlafzimmer zu Hause ist derartig groß. Das sind Dinge, an die ich mich gewöhnen muss und auf die ich mich einlassen sollte.

Meine Sachen lasse ich hier erstmal stehen, bevor wir beide weitergehen. Als wir den Flur runtergegangen sind, stehen wir im Wohnzimmer.
Anissa: Also, wie man erkennen kann das Wohnzimmer. Auf der linken Seite ist die offene Küche mit der mittleren Insel, wo ich meist zu Abend esse. Und dort hinten um der Ecke..."
Ich bin die gesamte Zeit schon durchs Zimmer gegangen und sehe das schon, bevor sie es ansprechen konnte.
Chris: Ich denke sowas wie dein Arbeitsbereich."
An der Wand steht die Anlage und drei Bässe hängen daneben. Den einen kenne ich bereits vom Konzert. Davor, auch vor der großen Scheibe zur Terrasse, steht ein Flügel.
Anissa: So kann man sagen, ja."
Chris: Warum...drei Bässe und der Flügel?"
Anissa: Den mit den pinken Saiten nutzte ich aktiv für die letzte Tour. Der ganz links war der erste, als wir noch unter den Namen Kings und Princess spielten. Ich konnte mich nie davon trennen. Und der andere hat fünf Saiten, falls es dir nicht aufgefallen ist. Naja, und der Flüge...weil ich eigentlich mal vorhatte Musik zu studieren. Konnte ja keiner denken, was ich heute mal machen werde."
Ich nicke und versuche alle Eindrücke erstmal aufzunehmen und zu verarbeiten.
Anissa: Und den Flur runter ist nur noch die Tür zu meinem Schlafzimmer. Das...sollte alles gewesen sein."

Das sollte alles gewesen sein. Meine Wohnung ist weniger als halb so groß wie ihre hier. Außerdem habe ich nicht eine riesige Dachterrasse, sondern einen Balkon, wo gerade mal zwei Stühle und ein Tisch drauf passen. Wir führen zwei grundverschiedene Leben, aber vielleicht sind wir auch einfach grundverschiedene Menschen. Sie braucht das hier und ich meine winzige Wohnung in Enger.

Während ich noch immer versuche alles wahrzunehmen und zu verarbeiten, lehnt sie gegen ihre Küchenzeile und schaut mich an.
Anissa: Möchtest du etwas trinken Chris? Ums Abendessen würde ich mich auch bald kümmern."
Chris: Bei zweitem kann ich dir auch sehr gerne helfen Anni."
Anni fängt an zu lächeln und zu nicken, sodass ich danach zu ihr gehe, während sie mir ein Glas zu trinken gibt.
Chris: Also es kann sein, dass ich keine sehr große Hilfe bin, aber sag mir einfach, was ich machen soll und ich gebe mein bestes."
Wieder lacht Anni nur und nickt auch erneut. Ich schaue sie an, während ich trinke und sie die Sachen raussucht, damit wir uns danach etwas zum Abendessen machen können...

Two Sides of Our LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt