Kapitel 10

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Etwa eine Stunde ging die Verleihung danach noch. Ich verfolgte in der Zeit die anderen Siege und Ehrungen und zugleich ging ich im Kopf durch, was ich bitte zu ihr sagen sollte, wenn ich vor ihr stehe. Ich will immerhin nur mit ihr ins Gespräch kommen und ihr nicht den Eindruck vermitteln, als würde ich mit ihr flirten. Nein, das will ich definitiv nicht. Dazu, hat sie Leibwächter? Weil dann kann ich es gleich vergessen.

Als das Event komplett vorbei ist, stehen die meisten der anderen Besucher bereits nach kurzer Zeit schon auf. Mein Bruder und ich hingegen warten einen Moment, damit wir uns nicht durch alle drängeln müssen.
Andreas: Gehst du auch gleich noch etwas trinken?"
Chris: Natürlich. Ich will nicht gleich schon wieder im Hotel sitzen."
Andreas: Und außerdem willst du wohl noch versuchen diese Dame zu finden und mit ihr zu sprechen. Zumindest machte das den Anschein, wie du sie vorhin angestarrt hast."
Chris: Ich habe überhaupt nicht gestarrt und ich habe auch nichts weiter mit ihr vor, als sie kennenzulernen."
Wir beide verlassen nun auch endlich wieder unsere Plätze und verlassen diesen Saal, der beinahe wie ein etwas zu großes Theater aussieht, damit wir in die Halle können, wo die Party stattfinden soll. Dazu müssen wir nur durch einen Flur gehen, wo wir beide auch sehen können, dass einige bereits jetzt dieses Event verlassen. Aus verschiedenen Gründen. Wenn sie jetzt auch nicht da ist?
Chris: Wir beide sind jetzt schon einige Jahre auf der Bühne und...ihre Bühnenpersönlichkeit hat mich angezogen, okay? Verstehe mich da nicht falsch, aber sie passte irgendwie nicht zu dieser Band. Sie wirkte so fehl am Platz."
Beiläufig nickt Andreas und ich glaube, dass es ihm auch aufgefallen ist. Sie wirkte so distanziert und ausgeschlossen vom Rest der Band. Warum? Warum ist das so?

Einer der Wächter passt auf, dass keiner den Raum betritt, der nicht berechtigt dazu ist. Wir gehen rein und ich schaue mich zuerst einmal um, damit ich den Raum verstehen kann. Ein paar Tische und Sitzmöglichkeiten. Draußen wurde auch eine Dachterrasse vorbereitet, wo sich gerade die meisten aufhalten. An der linken Seite ist eine große Bar, wo Getränke ausgegeben werden. Ich glaube, dass das aber nicht die einzige hier sein kann. Einige Künstler tauschen sich über die Veranstaltung aus, reden über die Kategorien, die sie gewonnen oder verloren haben und andere regen sich darüber auf. Auch hier wird einem nicht wirklich viel gegönnt, wenn man einander nicht ausstehen kann.
Andreas: Ich weiß zwar nicht, was du vorhast, aber ich werde mir etwas zu trinken holen und mich unter die Leute mischen. Ich werde nicht auf dich Rücksicht nehmen und du musst es auch nicht auf mich. Wenn du gehen willst, dann gehst du."
Chris: Sollte etwas sein, dann sagst du aber was und ich umgekehrt."
Wir schauen uns nochmal an und nicken danach. Wir sind zwar Geschwister und stehen zusammen auf einer Bühne, aber wir müssen nicht die gesamte Zeit aufeinandersitzen und alles zusammen machen. Ich denke, dass Andreas hier länger bleiben wird als ich, da mir diese Masse an Menschen nach einiger Zeit einfach zu viel wird und was ich will, ist von Beginn an klar. Ich suche die Musikerin mit dem pinken Haar.

Andreas geht an die Bar, damit er sich etwas zu trinken besorgen kann. Ich hingegen gehe zuerst mal auf die Dachterrasse, um einmal nach den ganzen Stunden durchatmen zu können. Was sollte sein, wenn sie bei ihrer Band sitzt? Niemals im Leben würde ich mich überwinden sie dann anzusprechen. Wenn sie gar nicht hier ist, sondern ins Hotel gefahren ist? Aber sie ist Preisträgerin. Sie kann nicht gefahren sein. Wenn ich länger hier draußen stehe, werde ich nicht schlaue und sie sollte mit ihren leuchtenden Haaren hier auffallen. Nach einigen Schritten stehe ich wieder mitten zwischen den Menschen und schaue mich im Raum um. Einige trinken, reden, tanzen und feiern zu dieser Zeit bereits schon. Und ich stehe wohl etwas hilflos im Raum herum. Während mein Blick immer wieder durch den Raum geht, spiele ich nervös mit den Händen, weil ich hier definitiv auffalle, da ich nur stur im Raum stehe. Aber dieses dumme hin und herschauen hat endlich ein Ende, als ich sie an der Seitenbar erkenne, die ich vom Eingang vorhin gar nicht sehen konnte. Und das beste zudem, sie sitzt da gerade allein.

Two Sides of Our LifeWhere stories live. Discover now