Kapitel 38

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Ich wurde den kommenden Tag nicht darüber informiert, was Anni bitte mit mir vorhat. Am Morgen war ich ausnahmsweise vor ihr wach, obwohl ich auch erst gegen halb Elf aufstehen konnte. Am Morgen von so einer flauschigen Katze begrüßt zu werden, ist aber ein sehr guter Start in den Tag.

Den Tag haben wir nach dem Frühstück allerdings ganz normal zusammen begonnen, wobei sie mir an den Tag auch das erste Mal ihre Dachterrasse gezeigt hatte. In der Nacht hatte es nicht mehr geregnet und so ist das Holz nicht mehr derartig glatt, dass man ausrutschen könnte. Die Sicht über Berlin kann einen schon faszinieren und hat meine Aufmerksamkeit auch ein Zeit auf sich gezogen. Von meinem Balkon aus schaue ich auf die benachbarten Häuser und Straßen. Nicht gerade sehr ästhetisch kann ich sagen. Trotzdem waren wir dann am Nachmittag drinnen, Sylvester ließ uns die gesamte Zeit auch nie allein. Ich habe aber auch nichts dagegen, wenn er sich auf meine Beine setzt, sodass ich den flauschigen Ball etwas streicheln kann. Anni muss jedes Mal darüber lachen. Ich habe den Grundblick von Sylvester auch schon mitbekommen. Der kann wirklich beleidigt schauen. Ansonsten sind wir wieder auf allgemeine Themen gekommen, haben viel miteinder gesprochen, die Zeit zusammen rumbekommen, bis wir um 19 Uhr noch etwas essen wollten. Danach wollte ich wieder duschen gehen und Anni sagte mir, dass ich mich dann auch gleich fertig machen soll. Als ich sie fragte, ob ich mich bestimmt kleiden muss, meinte Anni, dass ich etwas „Persönlichkeit" zeigen sollte. Okay...wo gehen wir bitte hin?

Ich hatte für die Tage nicht viel mitgenommen, was irgendwie dazu passen würde. Die dunkle Jeans wird schon nicht falsch sein, hoffe ich. Für die Tage habe ich auch einfach nur schlichte Shirts mitgenommen, also ein weißes Shirt wird es und weil es Anni war und das erste, womit ich sie gesehen hatte, hatte ich die schwarz-braune Lederjacke von der Tour mitgenommen. Die Haare fix in Seitenscheitel gelegt und das wird schon passen. Die Sachen, die ich den Tag über anhatte, lege ich noch wieder in mein Zimmer und gehe vor in den Flur, damit ich mir meine Schuhe anziehen kann. Da hatte ich keine Wahl. Ich hatte ein paar Nike Schuhe mitgenommen, beziehungsweise hatte die an, als ich hergekommen bin. Während ich auf Anni warte, checke ich meine Nachrichten und die Mails, aber ich kann hören, als Anni zu mir in die Nähe kommt.
Anissa: Ich denke, dass ich alles haben sollte."
Ich schaue von meinem Handy auf, damit ich Anni anschauen kann. Schwarzes, transparentes, Top mit einem schwarzen BH darunter. Eine schwarze High-Waist-Jeans und die Schwarzen High Heels, die sie bei dem Event getragen hatte.
Chris: Ist schwarz...also Farbe ist zwar theoretisch falsch...aber du magst schwarz schon sehr gerne, oder?"

Anni lacht und geht ans Schlüsselbrett, damit sie ihren Schlüssel mitnehmen kann. Ihre Haare trägt sie einfach nur zum Zopf, wo mir auch glatt wieder etwas einfällt, sodass ich nochmal in mein Zimmer gehe, etwas aus der Tasche nehme und danach wieder zu Anni.
Chris: Die hattest du damals in meinem Zimmer liegenlassen."
Ihre Haarklammer, die ich ihr damals abgenommen hatte und die sie auf dem Tisch hatte vergessen. Einen Moment schaut sie auf meine Hand, bevor sie nach dieser greift und mich im Anschluss lächelnd anschaut.
Anissa: Danke. Das hätte ich beinahe wieder vergessen, dabei brauche ich sie heute."
Sie geht zum Spiegel, der im Flur hängt und steckt sich mit der Klammer ihren Zopf hoch. Danach schaut Anni sich nochmal einen Moment an, bevor sie zu mir schaut und mich das erste Mal mustert, bevor sie anfängt zu schmunzeln.
Anissa: Hast du mir das nachgemacht?"
Sie zeigt auf meine Jacke und bringt mich zum Lachen. Ich hingegen lehne nur leicht gegen der Wand vor dem Fahrstuhl und schaue zu ihr hin.
Chris: Das wollte ich dich an den Abend auch fragen. Ich habe dir schon seit bald sieben Jahren und habe sie aktiv bei den Shows getragen."
Wieder schaut mich Anni einen Moment noch an, bevor sie nickt und mir mit einer Kopfbewegung zeigt, dass ich ihr nachgehen soll.

Für mich ist es seltsam, dass man die Wohnung normal nur durch den Fahrstuhl verlässt. Ja, es gibt auf der Dachterrasse auch eine Treppe für den Notfall, die in einen Seitenflur des Gebäudes führt, aber es ist trotzdem seltsam.
Chris: Willst du mir jetzt sagen, wo es für uns hingeht?"
Anissa: Bist du immer so neugierig?"
Anni schaut mich mit einem frechen Grinsen an. Ich kenne mich in Berlin nicht ein Stück aus und habe daher auch keine Idee, was sie jetzt machen will und wohin sie mich bringt.
Chris: Ich bin einfach nur gut informiert, das ist alles."
Anni lacht über diese Aussage. Wenn ich sie zum Lachen bringe, macht es mich glücklich. Wenn ich sie auf der Bühne gesehen habe oder in Interviews, dann wirkt sie immer so angespannt, streng, neutral. Kann sein, dass das eben ihre Bühnenfigur ist. Wir führen eben unterschiedliche Leben, die man nicht vergleichen kann.
Chris: Wird dir nicht kalt darin?"
Anissa: Mach dir um mich keine Sorgen Chris."

Der Fahrstuhl öffnet sich und wir gehen in die Tiefgarage. Der Mann in schwarz, der Anni und mich anschaut, macht mich zu Beginn nervös, bis Anni gezielt auf ihn zugeht.
Anissa: Guten Abend, John."
Gut, sie kennen sich. Wer aber bitte ist das? John lehnt gegen dem Auto und schaut mich einen etwas zu langen Moment an. Mich macht es nervöser als ich es jetzt gerade sowieso schon bin und das bekommt Anni zum Glück auch mit.
Anissa: Du solltest Chris doch kennen, John. Mach dir keine Gedanken."
John: Weiß er aber auch, warum ich hier bin? So schaut er gerade nämlich nicht."
Anni richtet ihren Blick zu mir und bekommt mit, dass ich ihn etwas skeptisch anschaue. Sie kommt wieder auf mich zu und greift nach meiner Hand, damit ich nicht so auf Abstand stehenbleibe.
Anissa: Das ist mein Leibwächter, John. Er begleitet mich dahin, wo ich hin will und oder muss. Wir kennen uns bereits seit fünf Jahren, als diese ganzen Sachen anfingen..."
Ich nicke, John danach auch und zum Glück lächelt er mich leicht an. Er öffnet uns beiden die Tür, wobei Anni mir den Vortritt lässt. Als John auf der Fahrerseite eingestiegen ist, fahren wir nach kurzer Zeit auch los.
John: Wo geht es hin?"
Anissa: Friedrichshain-Kreuzberg, John."
Er nickt und weiß scheinbar sofort, was Anni meint. Für mich sind es einfach nur zwei Bezirke in Berlin. Anni wird es schon wissen...

Two Sides of Our LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt