Kapitel 5

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Sicht von Anissa...

Backing vocals. Ich hasse die generelle Aufnahme der Songs in den letzten Monaten und Jahren bereits, da ich immer das Gefühl von James bekomme, dass ihm die Jungs lieber sind als ich hier. Als wäre ich eine Last, die halt dazukommt, wenn man mit den anderen arbeiten mag. Es könnte aber auch einfach daran liegen, dass ich ihm keine Probleme mache. Dass mein Gesicht bisher nicht auf irgendeiner ersten Seite einer großen Tageszeitung zu sehen war. Vielleicht mache ich ihm gerade weniger Sorgen und er will für die anderen einfach nur da sein.

Der Tonmeister redet wieder mit James, der sich mit Marco berät und danach die beiden zu unseren Tonmeister, der nur knapp nickt. Auf meinem Kopfhörern läuft die ganze Zeit das Instrumental des Songs und währenddessen schaue ich auf mein Handy und in meinem Instagram Profil, wobei wieder ein paar Anfragen aufpoppen, als ich mich angemeldet hatte. Vorhin hatte ich hier ein Bild aufgenommen, als ich den letzten Basspart aufgenommen hatte und das lade ich gerade hoch und setze nur einen Emoji darunter, als ich höre, dass sich der Tonmeister über die Kopfhörer bei mir meldet, sodass ich einen kurzen Moment aufschaue.
Ton: Wir machen nochmal den letzten Chorus Anissa, danach wollen wir Schluss machen."
Anissa: Ist gut, ich schreibe kurz noch jemanden."
Nur eine fixe Nachricht an John, dass wir hier gleich fertig sein werden und dass ich danach nach Hause gebracht werden möchte. Zehn am Abend, doch später als ich denke.
Anissa: Okay...ich wäre so weit."
Ich muss wieder von meinem Hocker aufstehen, damit ich mich vors Mikrophon stellen kann. Meine Kopfhörer setze ich nochmal richtig auf, sodass ich damit auch meine Haarsträhnen aus dem Gesicht bekomme. Auch wenn ich den Text kenne, Sicherheit geht vor. Ein Blick zum Tonmeister, der mir ein Handzeichen gibt und danach spielt die Musik und ich kann meine Vocals einsingen.

»I'm lost without you. You were the light that showed me the way. But now you're gone and I don't know what to do. I'm lost without you.«

Die Musik stoppt wie immer und der Tonmeister schaut zu James und der Band, die aber alle anfangen zu nicken, sodass auch ich endlich das Zeichen bekomme, dass wir hier fertig sind. Als das rote Licht über der Tür ausgeht, nehme ich die Kopfhörer auch wieder von meinem Kopf und während ich diese wieder über das Stativ hänge, versuche ich meine Haare wieder ordentlich hinzulegen. Danach nehme ich mein Glas Wasser, was auch schon seit einer Stunde leer ist, und mein Handy und verlasse endlich diese Kammer.
James: Das war mega gut Anissa, perfekt. Das waren dann auch fast die letzten Aufnahmen. Nur noch Marco fehlt uns jetzt."
Marco: Das aber erst nach dem öffentlichen Auftritt James. Erst nach den Tagen in München."
James: Das weiß ich doch. Ihr habt heute gute Arbeit geleistet."
Dabei schaut er uns alle nacheinander an. Ich ringe mir ein Lächeln ab, da er es immerhin versucht. Auch er ist noch nicht sehr alt, vielleicht Anfang dreißig. Er lernt auch noch hinzu und wir sind seine erste Band, die er derartig betreut. Er versucht sein bestes, damit er uns allen gerecht werden kann.

Wir gehen als gemeinsame Gruppe aus dem Tonstudio hoch in das Haupthaus, da dort unsere Sachen hängen. Ich ziehe meine Jacke gerade über, als die Jungs bereits fertig sind und von James ihre Unterlagen bekommen.
James: Also, das sind eure Tickets für morgen, auch wenn wir privat fliegen. Seit bitte eine Stunden vorher da und vergesst nichts zu Hause. Die Outfits überlasse ich euch, aber orientiert euch an dem Cover des Albums. Auf der Aftershow Party sind keine öffentlichen Pressestellen erlaubt, also habe ich dort keine Leibwächter besorgt, nur für die Zeit im Hotel."
Marco: Ist auch besser so, bei dem, was in den letzten Monaten mit uns getan wurde."
James: Deswegen habe ich für jeden von euch einen auf Abruf."
Anissa: Ich brauche keinen."
James schaut mich misstrauisch an, aber dann fällt ihm wohl wieder ein, dass ich zu Beginn, als diese ganzen Artikel aufgetaucht sind, bereits John angestellt hatte. Er arbeitet unabhängig für mich, ich zahle ihn aus privater Tasche, aber das ist es mir wert.
James: Gut, einen muss ich also nicht abrufen. Ansonsten werdet ihr sie morgen schon am Flughafen in München treffen. Wir sehen uns erst in wenigen Tagen, da ich leider nicht mitkommen kann, aber ich werde das Event verfolgen."
Julian: Danke James, für alles gerade."
James: Dafür wirklich nicht. Ihr seid wie eine Familie für mich und ich will nur das Beste für euch und wenn es euch nicht gut geht, dann auch mir."

Während die anderen sich noch unterhalten und lachen, verabschiede ich mich beiläufig, da John mir geschrieben hat, dass er bereits angekommen ist. Daher gehe ich den letzten Flur noch runter, bevor ich wieder mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage komme, damit ich durch die letzte Tür dort angelange. John steht am Auto gelehnt und steht erst wieder aufrecht, als ich auf ihn zukomme.
John: Guten Abend Anissa. Alles gut heute?"
Anissa: Nur noch die Aufnahme von Marco fehlt und dann wäre das auch geschafft. Morgen geht es für uns ja nach München."
John: Das hattest du mir gesagt und ich bin gespannt. Haben die anderen keine Leibwächter, die auf sie aufpassen?"
Anissa: Doch, aber die stellt James. Aber wenn ich dich habe, dann brauche ich keinen anderen."
Ich schaue zu ihm rauf und lächle. Er ist mit der einzige, bei dem ich so reagiere und agiere. Er ist schon zu lange an meiner Seite und hat zu oft schon gesehen, wie es mir gehen kann und wie ich unter all dem auch zusammenbrechen kann.
John: Nach Hause?"
Anissa: Dringend. Ich habe Hunger, muss Sylvester füttern und muss noch ein paar Sachen packen. Zeitmanagement war ja noch nie meine Stärke."

John öffnet mir die Tür, damit ich einsteigen kann, sodass er danach hinter dem Steuer Platz nehmen kann. Zu meiner Wohnung ist es ein Weg, erst recht durch den Berliner Verkehr, aber als ich zu Hause ankomme, erledige ich alles noch, was gemacht werden muss. Ich füttere meinen Kater und bestelle mir etwas zu Essen. In dieser Zeit packe ich meinen Koffer und bin gerade fertig, als es an der Tür klingelt. Das bekomme ich mit den Fahrstuhl in meine Wohnung und nach dem Essen falle ich auch müde ins Bett...

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