Kapitel 105

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Die verdammten gleichen Straßen, Häuser und Garagen. Immer wieder der gleiche Ablauf, der mittlerweile so eintönig geworden ist, dass ich ihn selbst nicht mehr sehen und leiden kann. Ich hasse mein verfluchtes Leben so sehr, dass ich es eigentlich liebend gerne gegen ein anderes eintauschen würde. Egal, wie es wäre. Alles wäre besser als das hier.

John hält in der Tiefgarage an und schaut zu mir nach hinten. Ich habe die gesamte Fahrt über geschwiegen und aus dem Fenster geschaut. Meine Schwester ist bei mir in der Wohnung geblieben. Ich meinte, dass ich am Abend wieder bei ihr sein werde, dass ich jetzt aber erstmal zur Arbeit gehen muss. Lieber hätte ich mich wieder in mein Bett verkrochen und wäre dort den restlichen Tag über geblieben. Konnte ich aber nicht machen. Jetzt stehe ich wieder hier.
Anissa: Danke...bis später, John..."
Ich öffne die Tür bereits, bevor er noch etwas sagen kann. Und auch ist diese wieder geschlossen, als er zu einem Satz angesetzt hatte. Ich beeile mich, dass ich zur ersten Tür komme, damit er mich nicht aufhalten kann. Es ist doch sowieso alles egal, was ich jetzt mache und für was ich mich entscheide. Ich habe auf ganzer Strecke verloren. In zwei Wochen geht unsere Tour los, wo ich drei Monate mit denen aushalten muss. Der Fahrstuhl bringt mich in die richtige Etage und die letzte Tür leitet mich ins Studio. Vor dem Pult sitzt heute nur James, da unser Tonmeister andere Dinge zu erledigen hat. Die Grundlagen kann auch James. Er lächelt mich mit seinem dreckig, freundlichen Grinsen an, was ich nur erzwungen erwidern kann. Wären die anderen nicht bereits im Raum dahinter, würde ich ihm dieses Lächeln aus der Fresse schlagen, aber das darf ich nicht.

Das rote Licht über der Tür ist aus, also wird nichts aufgenommen. Das war auch nicht der Plan an dem Tag heute. Als ich im Raum bei den Jungs bin, fällt hinter mir die Tür ins Schloss und die drei schauen mich an.
Claas: Unsere Prinzessin hat es auch geschafft."
Ich gebe keine Kommentar dazu ab. Keine Kraft. Keinen Sinn. Keine Lust. Ich geh nur zu meinem Verstärker, wo auch ein Bass von mir steht, lege mir den mit dem Gurt um und setze danach die Kopfhörer auf, damit wir James von draußen hören könnten.
Julian: Du siehst ja so unfassbar gut gelaunt aus, Anissa."
Anissa: Lasst mich in Ruhe."
Ist es zu viel verlangt, dass sie mich in Ruhe lassen und keine Kommentare zu dem abgeben, was gerade sowieso zwischen und ist? Wir wissen, dass das alles so fragil nur noch ist. Es sind nur Bruchstücke, die uns gerade als Band zusammenhalten.
Claas: Die Prinzessin hatte wohl einen schlechten Tag. Hat dein Prinz dir einen Strich durch die Rechnung gemacht?"
Chris...ich kaue auf der Innenseite meiner Lippe und versuche meine Tränen zu unterdrücken. Marco fällt es als erster auf, der mich besorgt anschaut.
Julian: Och...unsere kleine Anissa hat wohl Kummer."
Marco: Lasst es, Jungs."
Claas: Wenn ich aber wissen will, was passiert ist? Ich konnte es im Internet noch nicht lesen. Auch wirklich schade."

Ich kratze vorsichtig mit meinen Nägeln über das Schlagbrett meines Basses. Dabei kommen mir die Moment mit Christian wieder in den Kopf, die Worte meiner Schwester und die dummen Worte der Reporter. Zu viel auf einmal.
Anissa: Wir haben keine Kontakt mehr zueinander..."
Marco ist der einzige, der mich geschockt anschaut und wohl am liebsten von seinem Schlagzeug aufstehen würde. Er würde mich vermutlich umarmen wollen, wie auch er es in der Schulzeit ab und an getan hat.
Claas: Dann weißt du jetzt endlich, wie sich das anfühlt."
Anissa: Bitte was!?"
Jetzt laufen meine Tränen wieder frei über mein Gesicht. Gibt Claas aber nicht den Anlass, irgendwie mit seinen Gerede aufzuhören.
Claas: Auch du kannst endlich mal spüren, was das alles mit uns macht."
Anissa: Ihr habe nur dumme Artikel von euch, da ihr euch nicht benehmen könnt! Mir wurde eine Beziehung zugedichtet und darunter musste auch er leiden! Ich habe diesen Menschen an meiner Seite verloren!"
Julian: Hättest du dir früher überlegen können! Hättest damit ja nicht anfangen müssen!"
Claas: Weil wir uns nicht benehmen können, musst du uns damit nicht gleich immer wieder einen Auswischen!"
Anissa: Ich habe damit nichts zu tun! Ich habe sowas nie getan!"
Julian: Und wer dann bitte sonst!?"
Anissa: Verdammt es ist James!"

Two Sides of Our LifeWhere stories live. Discover now