Kapitel 75

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Am Samstagnachmittag packe ich meinen Bass wieder in seine Case und beobachte nebenbei die Band, die auch wieder ihre Sachen zusammenpackt. Heute wieder eine Probe gehabt, da unser kleiner Gig für das neue Album näher kommt. Irgendwie sind die Lieder heute so anders, so fremd, sie passen gar nicht zu uns, aber James versucht uns etwas einzureden und dass es an der Zeit und den Umständen liegt.

John hatte ich bereits geschrieben, dass er mich gleich abholen muss. Ich habe mittlerweile keine Jacke mehr mit im Studio, auch wenn es noch nicht so warm hier ist. Ich würde sie nur vergessen. James packt die Sachen in seine Tasche, als Marco und Julian zu uns kommen. Claas sitzt bereits auf dem Sofa und hängt an seinem Handy, wobei er vermutlich irgendjemanden schreibt.
Julian: Wir sehen uns heute Abend wieder?"
Julian schaut einmal in die Runde und wartet darauf, bis jeder nickt. Claas macht das nur nebenbei, Marco zwingt sich ein Lächeln ab und auch ich nicke. Die erste Party seit langem, die er gibt und auf der ich auch anwesend sein werde.
James: Es wird gefeiert?"
Julian: Wegen meinem Geburtstag. Ein bisschen was anderes sehen und machen."
James: Da wünsche ich euch aber viel Spaß. Hast du deswegen nach den Wächtern gefragt?"
Julia: Yes. Ich will, dass jeder sicher ist und dass die Party geil wird. Danke dir nochmal für die Hilfe. Du willst nicht kommen?"
James: Das ist nicht meine Szene, macht ihr euch aber einen guten Abend. Ich verbringe den mit einem Glas Wein vor dem Fernseher und schaue mir eine Talkshow an."
Dass ich das auch lieber machen würde, lasse ich lieber still schweigend unter den Tisch fallen und versuche mich zu motivieren, dass ich da heute Abend auftauchen muss.

Wir alle verabschieden uns zur gleichen Zeit voneinander und gehen danach in die Tiefgarage. Dort treffe ich auch auf John, der mich wieder nach Hause fährt. Er bringt mich heute Abend um 20 Uhr auch zur Wohnung von Julian. Er holt mich ab, bleibt am Abend bei mir und bringt mich nachts auch wieder nach Hause. Was würde ich ohne ihn nur machen? Zu Hause muss ich meinen hungrigen Kater füttern und springe danach fix unter die Dusche. Meine Haare sind wieder getrocknet und auch das Netzoberteil habe ich bereits wieder angezogen, als ich versuche Chris zu erreichen. Er muss mich motivieren oder ablenken.

Ich will gerade wieder auflegen, als er den Anruf per Facetime doch noch annimmt.
Chris: Sorry, ich war gerade vollkommen abgelenkt mit anderen Dingen. Hatte Kopfhörer auf und habe am Mac gearbeitet."
Er stellt sein Handy ab und lässt sich in den Stuhl fallen. Er sieht etwas gestresst aus und geht sich, wie jedes Mal, einmal mit der Hand durchs Haar.
Anissa: Ich hoffe, dass ich dich nicht störe oder von der Arbeit abhalte."
Chris: Keine Sorge. Ich habe alles fertig und das, was noch ansteht, ist nicht so von Bedeutung gerade. Was hast du denn vor?"
Durch das Handy zeigt er auf mich. Gerade muss ich mich eben nur noch um die Haare und mein Make-Up kümmern.
Anissa: Die Party von Julian steht heute an. Deine Aufgabe: Mich motivieren."
Chris lacht wieder so typisch für ihn, dass mich allein das schon wieder etwas ablenkt von dem, was heute Abend auf mich zukommt. Dieses Lachen würde ich gerne öfters hören.
Chris: Soll ich dich ablenken? Oder worüber willst du sprechen."
Anissa: Keine Ahnung...ich brauche einfach etwas Gesellschaft..."
Chris: Etwas Zeit habe ich wohl noch."

Seine Arme stützt er auf den Tisch ab und darauf dann seinen Kopf. Diese zufriedene und glückliche Lächeln von ihn, bringt mich jedes Mal in Verlegenheit. Das fällt ihm natürlich auch wieder auf, sodass er mich weiterhin so anschaut, aber ich kann auch nun sein Lachen wieder hören.
Chris: Was schaust du mich so seltsam an?"
Anissa: Du...hast so ein süßes Lächeln..."
Ich denke, dass viele Männer das nicht hören wollen. Dass irgendwas an ihnen süß aussieht, aber bei ihm sieht es so aus, als würde Chris sich darüber freuen. Vielleicht hängt es aber auch bei ihm ab, wer es am Ende sagt.
Chris: Ich mag dein Lachen sehr."
Ich schaue wieder auf und lege dabei auch die Bürste weg. Meine Haare habe ich wieder gelockt bekommen und muss mich jetzt nur noch um das Make-Up kümmern.
Chris: Du lachst immer so ehrlich und befreit. Man kann bei dir immer merken, wann es ehrlich und wann aufgesetzt ist. Und dein ehrliches Lachen höre ich sehr gerne."
Anissa: Oh man...danke. Ich habe das früher immer gehasst..."
Chris: Wieso das denn?"
Anissa: Sagen wir es so, in der Schule war ich immer der Freak, der einfach nirgends zupassen wollte. Und das war eine Sache, weswegen ich aufgezogen wurde. Aber sowas hast du wohl auch durchgemacht."

Ich erinnere mich an die letzte Illusion ihrer Show. Diese hatte mich sehr in meine Schulzeit zurückgeworfen und dabei auch gleichzeitig eine Seite an den beiden gezeigt, die ich bei Chris nie gedacht hätte. Ich hätte nicht gedacht, dass er der Außenseiter gewesen ist, dass er ausgeschlossen und gemobbt wurde. Nicht, dass er es bei anderen getan hätte, aber ich dachte, dass er eher zu den Beliebten damals gehört hatte. Manchmal kann man sich eben sehr täuschen.

Wir reden über deren Show, über das Album, über meine Konzerte. In der Zeit mache ich mich komplett fertig und ziehe zuletzt nur meinen Liedstrich nach und bin endlich fertig. Die Sachen lege ich im Anschluss wieder zur Seite und lege meine Haare wieder richtig über meine Schultern, wonach ich mich im Spiegel begutachte.
Chris: Du siehst sehr gut aus, Anni."
Ich muss verlegen lachen und schaue einen Moment an mir selbst hinab. Irgendwo werde ich wohl immer mein Bühnen-Ich bleiben. Aber dieser kleine Kommentar von Chris...
Anissa: Danke...das muss ich manchmal einfach hören."
Chris: Auch dafür bin ich immer gerne da."
Zuletzt lege ich meine Ketten noch um, bevor ich das Handy wieder in meine Hand nehme und das Badezimmer verlasse.
Anissa: So...ich werde mich dann mal zur Party wagen."
Chris: Genieße die Zeit, Anni...

Two Sides of Our LifeWhere stories live. Discover now